Der Besuch der beiden Bürgermeister im westukrainischen Lwiw zeigt nicht nur den aktuellen Stand der humanitären Hilfsprojekte, sondern auch die Entschlossenheit der Menschen vor Ort, trotz aller Widrigkeiten die Hoffnung zu bewahren und sich um ihre Zukunft zu kümmern.
Solidarität in schwierigen Zeiten
Rolf Beuting, Bürgermeister von Murnau, und Frank Bauer, sein Kollege aus Großweil, reisten nach Lwiw, um den Menschen dort ihre Unterstützung zu zeigen. Diese Reise fand vom Sonntag bis Donnerstag statt und war alles andere als ein Erholungsurlaub. Stattdessen erlebten sie die unschätzbare Gastfreundschaft der Einwohner, die sich trotz des Krieges nicht unterkriegen lassen. „Wir haben unglaublich viele junge Menschen kennengelernt, die einen hochmotivierten Eindruck gemacht haben“, berichtete Beuting beeindruckt.
Wachsende Notwendigkeit für Unterstützung
Die Hilfsaktionen aus den Gemeinden im Blauen Land haben seit dem Beginn des Konflikts stolze 366 000 Euro an Barspenden und in etwa denselben Wert an Sachspenden generiert. Diese Unterstützung ist besonders wichtig, da viele Einrichtungen in Lwiw, darunter ein deutsches Gymnasium, dringend auf Hilfe angewiesen sind. „Es war nur ein kleiner Generator“, sagte Beuting, „aber die waren unglaublich dankbar.“
Eindruck von den kriegsbeschädigten Menschen
Bauer berichtete von der Notwendigkeit, Prothesen für die mehr als 90 000 Menschen zu produzieren, die seit Kriegsbeginn Amputationen erlitten haben. Die Bürgermeister besuchten sogar eine Schule, in der man die Herstellung von Prothesen erlernen kann. „Jeder Stumpf ist anders“, erklärte Bauer, was die Verwendung moderner 3D-Drucktechnologie besonders wichtig macht. „Die müssen jetzt machen und handeln“, so Beuting, der die schnelle Reaktion auf die Bedürfnisse der Menschen bewunderte.
Der lange Schatten des Krieges
Während ihres Aufenthalts in Lwiw erlebten die Gäste drei Luftalarme. Glücklicherweise erwiesen sich diese als harmlos. Dennoch war die ständige Präsenz der Bedrohung spürbar, was die Mühen umso deutlicher macht. Lwiw zählt mittlerweile bereits etwa 1000 gefallene Soldaten seit Kriegsbeginn, ein gewaltiger Verlust für die Gemeinschaft. Bauer beschrieb die Trauerprozessionen, die von der gesamten Stadt respektvoll verfolgt werden: „Wenn der Kirchenzug durch Lwiw fährt, herrscht Totenstille.“
Keine Pläne für eine andere Zukunft
Auf ihrer Reise wurde den Bürgermeister deutlich, dass die Bewohner von Lwiw keinen Plan B haben. „Es ist für sie kein Szenario, russisch zu werden“, betonte Beuting. Diese Entschlossenheit, ihre Heimat bis zum Ende zu verteidigen, ist in der gesamten Community zu spüren. „Sie haben Angst, dass wir im Westen den Ernst der Lage nicht begreifen“, äußerte Beuting besorgt.
Fortdauernde Unterstützung notwendig
Die Eindrücke von der Reise haben die beiden Bürgermeister zusammengeschweißt und ihre Motivation gestärkt, das Projekt „Das Blaue Land hilft: Ukraine“ fortzusetzen. Sie planen Info-Veranstaltungen, um ihre Erfahrungen zu teilen und mehr Spenden zu mobilisieren. „Es ist ihnen wichtig, dass sie nicht vergessen werden“, so Bauer über die sentimentale Bindung, die seine Gesprächspartner zu ihrer Heimat haben.
Die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft bleibt entscheidend für die Menschen in der Ukraine. Solidarisierung und die Entschlossenheit zur Hilfe sind jetzt mehr denn je notwendig, um eine Wende in dieser Krise zu bewirken.