Die Emscher, einst eine schmutzige Wasserstraße, hat einen beeindruckenden Wandel erlebt. Vor 125 Jahren wurde die Emschergenossenschaft gegründet, und seither hat sich viel getan. Von einem biologisch toten Gewässer hat sich die Emscher, die über 100 Jahre lang als reiner Abwasserkanal diente, zu einem Lebensraum für viele Fischarten entwickelt.
Am 22. August, dem Tag des Fisches, gab die Emschergenossenschaft erfreuliche Neuigkeiten bekannt: Aktuell wurden 32 verschiedene Fischarten im Emscher-System und seinen Nebenläufen entdeckt. Diese Entwicklung zeigt eindrucksvoll, dass das Wasser wieder belebt ist und sich die Natur zurückholt, was ihr einst genommen wurde.
Renaturierung und Fischbesiedlung
Ein bemerkenswertes Beispiel für die Rückkehr der Biodiversität ist der Döbel, ein Fisch, der seinen Weg über die neu geschaffene Verbindung zur Rhein gelangen konnte. Der Döbel (Squalius cephalus) ist ein Allesfresser, der in langsam bis schnell fließenden Gewässern vorkommt. Früher waren hier nur Abwässer zu finden, doch heute können Interessierte ihn sogar von Brücken aus beobachten.
Trotz der erfreulichen Nachricht gibt es noch einige Fischarten, deren Vorkommen nur als Einzelfälle dokumentiert ist. Derzeit haben 17 Fischarten im Emscher-System reproduzierende Bestände gebildet. Zu diesen gehören die Groppe, der Flussbarsch, das Rotauge, die Rotfeder und die Schleie. Die Fischbestände belegen, dass sich die angesetzten Tiere erfolgreich etabliert haben und wieder in der Emscher leben können.
Die Renaturierung der Emscher-Mündung spielt eine entscheidende Rolle für die Erholung der Ökosysteme. Dank der von der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie eingeforderten „Reisefreiheit für Fische“ hat sich die Verbindung zwischen Emscher und Rhein verbessert. Dies hat nicht nur den Döbel, sondern auch andere Fischarten, wie die Marmorierte Grundel, zu einem unerwarteten Aufstieg in der Region verholfen.
Es ist jedoch nicht ganz einfach zu erfahren, wie genau die Fische in das Emscher-System gelangt sind. Während einige Arten durch Renaturierungsprojekte und Wasserverbindungen zurückgekehrt sind, konnten in der Vergangenheit auch Fische aus Parkanlagen und durch menschliches Eingreifen in die Emscher-Gewässer gelangen. Oftmals wurden Fische aus Aquarien oder Teichen entlassen, ohne an die möglichen ökologischen Folgen zu denken.
Erfolge und Herausforderungen der Emschergenossenschaft
Die Geschichte der Emschergenossenschaft ist geprägt von Überwindung und Erfolg. Eine entscheidende Errungenschaft ist die Etablierung einer Groppen-Population. In Bottrop konnten Überreste dieser Fischart, die die industrielle Verschmutzung überstanden hatte, in mehrere renaturierte Gewässer umgesetzt werden. Diese Wiederansiedlung war so erfolgreich, dass die Groppen seitdem in den neu geschaffenen Lebensräumen leben und sich fortpflanzen.
Die Erfolge der Emschergenossenschaft sind nicht nur auf die Rückkehr der Groppen beschränkt. In den letzten Jahren wurden viele positive Ergebnisse in verschiedenen Durchführungen von Elektrobefischungen ermittelt, die bestätigten, dass die Fischbestände nicht nur erhalten blieben, sondern sich auch vermehrten. Die Groppe hat sich nach mehr als 100 Jahren der Abwesenheit schließlich im Emschertal wieder zurückgesiedelt, was für die Region und die Biodiversität von großer Bedeutung ist.
Ein weiterer bedeutender Meilenstein ist die Umgestaltung der Alten Emscher zu einem Fischereigewässer. Im Landschaftspark Duisburg-Nord geht diese Vision bereits in Erfüllung. Der ehemals belastete Gewässerabschnitt hat sich in den letzten acht Jahren zu einem Lebensraum für zahlreiche Fischarten entwickelt, was das Engagement der Emschergenossenschaft unterstreicht. Diese neue ökologisch verbesserte Umgebung zieht wieder Tierarten an, die die Region einmal bevölkert hatten.
Die Emschergenossenschaft feiert nicht nur 125 Jahre ihrer Gründung, sondern auch einen bemerkenswerten Wandel. Von einem deutschen Wasserwirtschaftsverband hat sie sich zu einem Pionier in der Renaturierung und nachhaltigen Wasserbewirtschaftung entwickelt und ist ein Zeichen für andere Regionen. Die positiven Entwicklungen in der Emscher sind ein eindrückliches Beispiel dafür, wie durch konsequente Maßnahmen und Engagement das ökologische Gleichgewicht wiederhergestellt werden kann.
Nachhaltige Entwicklung und Zukunft der Emschergenossenschaft
Die Erfolge des Emschergenossenschaftsprojekts bieten eine wertvolle Perspektive für die Zukunft. Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels wird die Renaturierung von Flüssen wie der Emscher weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Dabei bleibt die Herausforderung, exotische und invasive Fischarten in Schach zu halten, um den heimischen Arten nicht zu schaden und die biologischen Gegebenheiten zu bewahren. Das Emscher-Projekt bietet nicht nur eine Chance zur Wiederherstellung der natürlichen Lebensräume, sondern setzt auch ein Zeichen für verantwortungsbewusste Nutzung und Erhaltung von Wasserressourcen.
Ökologische Verbesserungen durch den Emscher-Umbau
Der Emscher-Umbau, der von 1992 bis 2021 durchgeführt wurde, ist ein wegweisendes Projekt zur Renaturierung einer der am stärksten belasteten Wasserläufe Deutschlands. Die Emschergenossenschaft hat dabei nicht nur neue Abwasserkanäle geschaffen, sondern auch die Gewässerlandschaft erheblich verbessert. Die Umgestaltung betraf insgesamt 340 Kilometer Gewässer, was zu einem signifikanten Anstieg der Artenvielfalt und einer Verbesserung der biologischen Integrität der Emscher und ihrer Nebenflüsse führte.
Die Maßnahmen beinhalteten die Rückführung von Flussläufen in ihre natürlichen Zustände, den Abbau von Barrieren, die den Fischaufstieg verhinderten, und die Schaffung von naturnahen Uferbereichen. Diese ökologischen Verbesserungen fördern nicht nur die Gesundheit der Gewässer, sondern tragen auch zur Erhöhung der Lebensqualität für die Anwohner bei. Diese Renaturierung wird als ein Modellprojekt für ähnliche Initiativen im In- und Ausland angesehen. Einer der erfolgreichsten Aspekte der Renaturierung ist die Wiederansiedlung einheimischer Fischarten, was durch die Ansiedlung geeigneter Fortpflanzungshabitate nur ermöglicht wurde.
Fischereiwirtschaft und Artenvielfalt
Die Emschergenossenschaft hat sich nicht nur um die Renaturierung des Flusses bemüht, sondern auch um eine nachhaltige Fischerei. Seit einigen Jahren ist die Alte Emscher offizielles Fischereigewässer, was die Verantwortung der Emschergenossenschaft in der Fischwirtschaft unterstreicht. Der Pachtvertrag mit dem Rheinischen Fischereiverband 1880 e.V. eröffnet neue Möglichkeiten zur Kontrolle und Verbesserung der Fischbestände. Diese Zusammenarbeit hat auch die Grundlage für wissenschaftliche Studien und Monitoring-Projekte gelegt, um die Population ausgewählter Fischarten zu überwachen und zu fördern.
Die Fischerei im Emschergebiet ist nicht nur für Naturliebhaber von Interesse, sondern auch für die regionale Wirtschaft. Angler und Freizeitfischer haben die Möglichkeit, die wiederbelebten Gewässer zu nutzen, was einen positiven Einfluss auf den lokalen Tourismussektor hat. Es wird geschätzt, dass die Rückkehr von Fischarten und das Wachstum der Natur auch den Zugang zu Freizeitaktivitäten verbessert und somit zur Steigerung des Lebensstandards in der Umgebung beiträgt.
Verantwortung und Herausforderungen in der Gewässerpflege
Trotz des Erfolgs des Emscher-Umbauprojektes stehen die Emschergenossenschaft und die lokalen Verantwortlichen vor verschiedenen Herausforderungen. Die Überwachung der Wasserqualität und der Fischbestände erfordert kontinuierliche Anstrengungen und wissenschaftliche Begleitung. Der Einfluss von invasiven Arten, Schadstoffen aus der Umgebung und Klimaveränderungen können die Fortschritte gefährden. Darüber hinaus sind soziale Aspekte, wie das Engagement der Anwohner und die Aufklärung über den Schutz von Gewässern, von zentraler Bedeutung.
Der Erfolg des Emscher-Umbauprojekts hängt nicht nur von technischen Lösungen ab, sondern auch von einer aktiven Beteiligung der Bevölkerung. Die Emschergenossenschaft fördert daher Aktionen zur Sensibilisierung für Umweltschutz und nachhaltige Nutzung von natürlichen Ressourcen. Letztlich wird die langfristige Erhaltung der wiederhergestellten Ökosysteme nur mit einer gemeinschaftlichen Anstrengung von Behörden, Wissenschaftlern und Bürgern gelingen.