In der kleinen Gemeinde Freckenfeld, nahe Germersheim, wird das traditionelle Einkaufserlebnis revolutioniert. Der Edeka-Markt hat ein innovatives Dorfladenkonzept eingeführt, das rund um die Uhr geöffnet ist und somit den ländlichen Raum beleben soll. Dieses Modell zeigt, wie Einzelhandel in ländlichen Gebieten zukunftsfähig gestaltet werden kann, auch wenn die Anzahl der Kund:innen oft nicht ausreicht, um einen herkömmlichen Laden profitabel zu betreiben.
Autonomes Einkaufen ohne Personal
Der Edeka-Markt in Freckenfeld ermöglicht den Kund:innen den Zugang zum Laden mit einer Bankkarte, Debitcard oder Girocard. Dies gewährleistet eine gewisse Sicherheit, da das Geschäft mit einer Videoüberwachung ausgestattet ist, die Diebstahl vorbeugen soll. Von Montag bis Samstag stehen Mitarbeitende von 6 bis 13 Uhr zur Verfügung, um bei Fragen oder beim Kassieren zu helfen. In der übrigen Zeit erfolgt der Einkauf autonom. Die Kund:innen durchlaufen den gewohnten Einkaufsprozess und bezahlen an SB-Scannerkassen ohne vorherige Registrierung, was Datenschutz und Privatsphäre der Käufer anerkennt.
Technologischer Fortschritt und Altersverifikation
Ein neuartiger Aspekt ist das KI-gestützte System zur Altersverifikation. Wenn alkoholische Getränke oder Tabakwaren an der Kasse gescannt werden, kann der Kunde die Option wählen, sich automatisch durch Gesichtserkennung verifizieren zu lassen. Hierbei werden die Gesichtsmerkmale analysiert, um das Alter der Person zu bestimmen. Dieser Ansatz könnte theoretisch präziser sein als menschliche Kontrolle, da das Personal oft auch aus Vorsicht nach einem Ausweis fragt, selbst wenn Käufer:innen deutlich über dem erforderlichen Mindestalter sind.
Herausforderungen der neuen Technologie
Allerdings ist das Vertrauen in diese KI-Technologie begrenzt. Bei falscher Altersangabe drohen dem Markt erhebliche rechtliche Konsequenzen. Daher dürfen minderjährige Käufer:innen die Bereiche mit altersbeschränkten Waren nur in Begleitung ihres Personalausweises betreten. Ob diese Regelung in Zukunft gelockert werden kann, ist unklar.
Erschließung neuer Märkte
Das autonome Einkaufskonzept ist für ländliche Regionen von besonderer Bedeutung, da es langfristig rentable Lösungen ermöglicht, während gleichzeitig Personalengpässe abgemildert werden könnten. Trotz anfänglicher Technologiekosten könnte das System dauerhaft Einsparungen bei Personalkosten nach sich ziehen.
Rechtliche Rahmenbedingungen für digitale Märkte
Ein entscheidender Aspekt für den Erfolg dieses Konzepts ist die rechtliche Klarheit, die der Gesetzgeber schaffen muss. Diese Woche hat die bayerische Staatsregierung ein neues Ladenschlussgesetz verabschiedet. Demnach dürfen digitale Supermärkte mit einer Größe von bis zu 150 Quadratmetern an Sonn- und Feiertagen sowie außerhalb der üblichen Öffnungszeiten operieren, sofern sie autonom agieren und kein Personal vor Ort ist. Solche gesetzlichen Regelungen können entscheidend sein, um die Akzeptanz und Umsetzung autonomer Einkaufsmöglichkeiten in anderen Regionen zu fördern.
Das Edeka-Projekt in Freckenfeld ist ein vielversprechender Schritt in Richtung einer modernen und flexiblen Form des Einkaufens, die den Bedürfnissen einer ländlichen Bevölkerung gerecht wird und gleichzeitig technologische Innovationen integriert.
– NAG