GesellschaftSaarland

Agri-PV in Ottweiler: Rinderhaltung trifft auf Solarenergie

Jörg Hussong setzt auf Agri-Photovoltaik auf seinem Hof in Ottweiler, um trotz rückläufiger landwirtschaftlicher Einkünfte mit 8.300 Solar-Panels die Existenz seiner Rinderzucht zu sichern, während der Bauernverband Saar vor den möglichen Risiken für die Landwirtschaft warnt.

Im nördlichen Saarland, konkret in Ottweiler, experimentiert ein Landwirt mit einer innovativen Integration von Landwirtschaft und erneuerbarer Energie. Jörg Hussong, ein Rinderzüchter in zweiter Generation, nutzt auf seinem 11,5 Hektar großen Betrieb ein Agri-Photovoltaiksystem, das eine Kombination aus Weidehaltung und Solarenergieproduktion darstellt.

Jörg Hussongs Lösung für ein stabiles Einkommen

Mit der Absicht, sein Einkommen in der Landwirtschaft zu stabilisieren, gründete Hussong seine Agri-PV-Anlage im Jahr 2018. „Die Einkünfte in der Landwirtschaft gehen stetig zurück. Ich wollte den Betrieb stabilisieren, das Einkommen sichern“, erklärt Hussong. Über 8.300 bifaciale Solarmodule, die in vertikalen Reihen installiert sind, nutzen die Sonnenstrahlen effektiv, während sie gleichzeitig Schatten für seine 140 Angus-Rinder bieten.

Die Bundesregierung und die Energiewende

Die Initiative von Hussong steht im Einklang mit den Zielen der Bundesregierung, die bis 2030 mindestens 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Energien decken möchte. Um dies zu erreichen, ist der Aufbau von Solar- und Windkraftanlagen auf Freiflächen, einschließlich landwirtschaftlicher Flächen, unerlässlich. „Die Dächer allein produzieren nicht genug Solarstrom, um Deutschland klimaneutral zu machen“, erklärt Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme.

Kritik vom Bauernverband

Trotz der ermutigenden Ansätze in der Agri-PV gibt es Bedenken innerhalb der Landwirtschaftsgemeinschaft. Der Bauernverband Saar äußert sich kritisch zur Praxis. Hauptgeschäftsführer Alexander Welsch warnt, dass durch die steigenden Pachtpreise für Solarflächen wertvolles landwirtschaftliches Land verloren gehen könnte. „Unsere Sorge ist, dass das Land dorthin geht, wo mehr gezahlt wird“, sagt Welsch und betont die Herausforderung, die Landwirte beim Wettbewerb mit der Solarindustrie haben.

Chancen und Herausforderungen der Agri-Photovoltaik

Während Hussong durch die Vermietung seines Landes an Betreibergesellschaften von der Solarstromproduktion profitiert, befürchten andere Landwirte, dass die moderne Landtechnik nicht durch die Reihen der Solarmodule passt und dadurch die Wettbewerbsfähigkeit leidet. Welsch macht deutlich, dass Landwirte ihre Maschinen und die Fitness ihrer Flächen für die Produktion optimieren müssen, um weiterhin bestehen zu können.

Aufklärung und Verständnis schaffen

Um Vorurteile abzubauen und Verständnis für sein Projekt zu fördern, plant Hussong Aufklärungsschilder aufzustellen und mit Besuchern und Spaziergängern zu sprechen. „Man muss mit den Leuten reden, ihnen die Sache erklären. Dann haben Sie auch Verständnis“, so Hussong. Er ist bereit, sein Wissen zu teilen, und hat bereits Anfragen von Landwirtschaftsakademien erhalten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass während Hussongs innovative Nutzung von Agri-PV ein positives Beispiel für die Zukunft der erneuerbaren Energien darstellt, die Bedenken der vier Landwirte und der Bauernverbände nicht ignoriert werden können. Der Dialog zwischen den verschiedenen Interessen ist notwendig, um ein Gleichgewicht zwischen erneuerbarer Energieproduktion und landwirtschaftlicher Nutzbarkeit zu finden.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"