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Christina Runge: 29 Jahre für Gleichstellung im Landkreis Diepholz

Christina Runge, die seit 29 Jahren als Gleichstellungsbeauftragte im Landkreis Diepholz tätig ist, reflektiert in ihrem letzten Interview vor dem Ruhestand über die Herausforderungen der Gleichstellung und die Bedeutung gendergerechter Sprache in einer Zeit, in der die Akzeptanz von Gleichstellungsarbeit rückläufig ist.

In der heutigen Gesellschaft weicht das Bewusstsein für Gleichstellung von Geschlechtern immer wieder in den Hintergrund. Dies bekräftigt Christina Runge, die seit fast drei Jahrzehnten als Gleichstellungsbeauftragte agiert. Mit ihrer baldigen Pensionierung am 30. September 2024 zieht sie Bilanz über ein bewegtes Berufsleben im Landkreis Diepholz.

Rückblick auf drei Jahrzehnten Gleichstellungsarbeit

Christina Runge hat sich während ihrer langjährigen Tätigkeit in der Gleichstellungsarbeit mit grundlegenden gesellschaftlichen Herausforderungen auseinandergesetzt. Ihre Erfahrungen und Beobachtungen lassen erkennen, dass die Akzeptanz für die Gleichstellung von Mann und Frau in den letzten Jahren rückläufig ist. Auch wenn es Fortschritte gab, wie etwa die Einführung des Gewaltschutzgesetzes im Jahr 2002, sieht sie die heutige Situation kritisch: „Wir bewegen uns wieder auf ein Tal zu“, erklärt die 63-Jährige.

Gesellschaftliche Herausforderungen

Ein großes Anliegen für Runge ist die Bekämpfung der häuslichen Gewalt, die nach wie vor ein erhebliches Problem darstellt. Mit verschiedenen Kampagnen hat sie versucht, auf dieses Thema aufmerksam zu machen. „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ und „Bürgermut tut allen gut“ zeigen, dass es wichtig ist, über diese Problematik offen zu sprechen. „Die Menschen sind sensibler geworden, und häusliche Gewalt wird nicht mehr als privates Problem wahrgenommen“, sagt sie deutlich.

Frauen im Beruf

Ebenfalls verstärkt thematisiert Runge die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen, die trotz bestehendem Fachkräftemangel bestehen bleiben. Sie berichtet, dass Frauen häufig in schlechter bezahlten Bereichen arbeiten und weniger oft Gehaltsverhandlungen anstoßen. „Fast zwei Drittel der Belegschaft in der Kreisverwaltung sind weiblich, aber die Führungspositionen sind überwiegend männlich besetzt“, fügt sie hinzu. Hier beobachtet sie noch erheblichen Handlungsbedarf.

Der Weg in die Zukunft

Auf die Frage, was sie sich für die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Zukunft wünscht, antwortet Runge mit der Hoffnung auf eine ehrliche Diskussion, die frei von Emotionen ist. „Von Gleichstellung profitieren beide Seiten – und letztlich die gesamte Gesellschaft“, stellt sie fest. Ein solches Miteinander könnte helfen, die Herausforderungen im Gleichstellungskontext anzugehen.

Abschied und Ausblick

Immer wieder betont Runge, wie wichtig es ist, in der Gleichstellungsarbeit kreativ zu bleiben. Ihr Wille, eine neutrale und respektvolle Sprache zu fördern, spiegelt ihre Zielsetzungen wider. „Wir haben uns in der Kreisverwaltung gegen die Verwendung von Geschlechtszeichen entschieden und hören unsere Stimmen für Gleichstellung sowohl in der Formulierung als auch in der Praxis“, sagt sie stolz.

Ein persönlicher Blick

Während Christina Runge auf ihre berufliche Laufbahn zurückblickt, spricht sie auch von ihren Plänen nach dem Ruhestand. Zeit mit ihren Enkelkindern und das Bereisen Deutschlands stehen auf der Agenda. Ein gesundes Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben hat sie stets angehalten.

Zu guter Letzt

Die Herausforderung der Gleichstellung bleibt weiterhin ein zentrales Thema in der Gesellschaft. Mit ihrer Arbeit und ihrem Engagement hat Christina Runge einen nachhaltigen Eindruck im Landkreis Diepholz hinterlassen. Die Aussicht auf eine fruchtbare Diskussion über Gleichstellung ist ein wichtiger Schritt in die Zukunft, die nun auch ihre Nachfolgerin mitgestalten wird.

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