Die Erfahrungen einer Mutter aus dem Werra-Meißner-Kreis werfen ein Licht auf die Herausforderungen des Maßregelvollzugs und die damit verbundenen psychischen Belastungen für betroffene Familien.
Einblick in den Maßregelvollzug
Im Maßregelvollzug werden psychisch kranke oder suchterkrankte Straftäter behandelt, um ihre Rückfallgefahr zu minimieren und ihnen zu helfen, wieder in die Gesellschaft eingegliedert zu werden. Diese Art der Unterbringung stellt nicht nur die betroffenen Personen, sondern auch ihre Familien vor enorme Herausforderungen.
Erfahrungen eines Sohnes im Maßregelvollzug
Eine 57-Jährige aus Nordhessen hat einen Sohn, der seit mehreren Jahren in der Vitos Klinik für forensische Psychiatrie in Gießen untergebracht ist. Seine ersten Inhaftierung ereignete sich vor sechs Jahren, nachdem er unter Drogen Einfluss eine Straftat begangen hatte. Der Kontakt erfolgt mittlerweile regelmäßig per Telefon, wobei er oft über die Schwierigkeiten in der Klinik berichtet.
Sicherheitsmaßnahmen und persönliche Auswirkungen
Die Mutter berichtet von besorgniserregenden Zuständen, wie etwa der Fixierung von Patienten mit Handschellen und Bauchgurten, selbst wenn keine akute Gefahr bestand. Diese Maßnahmen werden von den Klinikverantwortlichen angeordnet, um die Sicherheit zu gewährleisten, doch sie werfen Fragen zur Angemessenheit und zum Umgang mit den Patienten auf.
Herausforderung für Angehörige
Die 57-Jährige spürt eine „große Hemmschwelle“ bei anderen Müttern, die ähnliche Erfahrungen machen. Oft suchen vor allem Mütter den Austausch, da sie in der Gesellschaft oft mit Unverständnis und Ablehnung konfrontiert werden. In der Selbsthilfegruppe, die sie gegründet hat, unterstützen sie sich gegenseitig und teilen ihre Erlebnisse.
Persönliche Verluste und Herausforderungen
Im Austausch mit Rouven Raatz, dem Leiter für Personal und Kommunikation bei Vitos Haina, wird klar, dass persönliche Gegenstände von Patienten während der Aufenthalte in der Klinik oft verloren gehen. Raatz erklärt, dass das Eigentum der Patienten normalerweise sorgsam verwahrt wird, es aber dennoch zu Verlusten kommen kann, insbesondere bei Verlegungen.
Hoffnung auf Rehabilitation
Die Mutter hofft, dass sich die Situation ihres Sohnes bald bessern wird. Sie plant bereits, bei seiner Entlassung in Schulen zu gehen, um Jugendliche über die Gefahren des Drogenkonsums aufzuklären. Ihre persönliche Betroffenheit und die der Selbsthilfegruppe könnten dabei einen wichtigen Unterschied machen.
Kontakt zu Selbsthilfegruppen im Werra-Meißner-Kreis
Für Eltern und Angehörige, die ähnliche Herausforderungen meistern, ist die Selbsthilfekontaktstelle Werra-Meißner-Kreis eine wertvolle Anlaufstelle. Sie ist telefonisch unter 0 56 51/30 22 53 80 und per E-Mail unter selbsthilfekontaktstelle@werra-meissner-kreis.de erreichbar.
Die Erfahrungen der 57-Jährigen belegen die Notwendigkeit von Unterstützungssystemen für Angehörige von Menschen im Maßregelvollzug. Das Thema erfordert mehr öffentliche Aufmerksamkeit, um die Stigmatisierung und die Herausforderungen, mit denen betroffene Familien konfrontiert werden, zu minimieren.
– NAG