Freiburg im BreisgauGesellschaft

Exotenbesuch oder neugierige Tierchen? Ein Blick hinter die Gefängnismauern

Am 20. August 2024 lädt die Badische Zeitung zur bereits ausgebuchten Knastbesichtigung in Freiburg ein, die jedoch eher wie ein „Zoobesuch“ wirkt, da echtes Verständnis für das Leben der Gefangenen fehlt und Diskussionen mit ihnen nicht vorgesehen sind, was möglicherweise zu Protesten führen könnte.

Die Insassen und ihre Sichtbarkeit in der Gesellschaft

Im Rahmen einer aktuellen Ferienaktion bietet die Badische Zeitung eine Gelegenheit, die normalerweise verborgenen Bereiche der Stadt Freiburg zu erkunden. Neben Führungen durch die Kanalisation und das Planetarium, steht auch ein Besuch der örtlichen Justizvollzugsanstalt auf dem Programm. Diese besondere Möglichkeit am 20. August 2024, die bereits ausgebucht ist, wirft Fragen zur Wahrnehmung von Inhaftierten und dem Umgang mit Gefängnissen auf.

Kritik an der Gefängnisbesichtigung

Die geplante Knastbesichtigung kommt in der Öffentlichkeit nicht ohne Kontroversen. Immer wieder radeln oder spazieren Menschen an den Mauern der Haftanstalt vorbei, ohne sich der Realität des Gefängnislebens bewusst zu sein. Die Möglichkeit, einen Blick hinter diese Mauern zu werfen, könnte als interessante, aber möglicherweise auch problematische Sichtweise auf die Gefängniswelt angesehen werden. Verglichen mit einem Zoobesuch, bei dem die Insassen zu Objekten der Neugierde degradiert werden, ist der Ansatz, den Menschen einen Einblick in die „Struktur und das Leben“ der Gefängniswelt zu bieten, fragwürdig.

Die Bedeutung der Menschenwürde

Von entscheidender Bedeutung bleibt der Schutz der Menschenwürde der Inhaftierten. Laut der Genfer Flüchtlingskonvention müssen Kriegsgefangene vor der Neugierde der Öffentlichkeit geschützt werden. Während die Freiburger Insassen nicht im gleichen rechtlichen Rahmen wie Kriegsgefangene stehen, bleibt die Frage, wie sie behandelt werden und ob sie in der Lage sind, sich der Erfahrung zu entziehen, wenn ihnen das nicht angenehm ist. Beschwerden von Insassen über die Sichtbarkeit ihrer Namen an der Zellentür und an Bürotüren scheinen nicht ganz unbegründet.

Wachsamkeit in der Gemeinschaft

Die Öffentlichkeit sollte daher wachsam und sensibel mit der Thematik umgehen. Die von der Badischen Zeitung angebotene Veranstaltung zeigt nicht nur das Interesse an der Innenwelt eines Gefängnisses, sondern könnte auch zu Diskussionen über den Umgang mit Inhaftierten und deren Rechte führen. Sollte es am 20. August 2024 zu Protesten vor der JVA kommen, wäre dies ein starkes Zeichen der Solidarität mit den Gefangenen.

Ein einseitiger Blickwinkel?

Aber während die Besucher in der Führung eine stark gefilterte und aufbereitete Version der Lebensrealität der Inhaftierten präsentiert bekommen, bleibt der Dialog und Austausch mit diesen Menschen auf der Strecke. Die Besuchenden sind nicht in der Lage, eine echte Verbindung zu den Insassen aufzubauen, die für Verständnis und Empathie benötigt wird. Der Erlebnisbericht eines Knastbesuchs wird auf diese Weise zu einem oberflächlichen und manchmal sogar entfremdenden Erlebnis, das mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet.

Insgesamt zeigt die Ferienaktion, wie wichtig es ist, über das Gefängnis hinaus zu denken und die Stimmen der Inhaftierten ernst zu nehmen. Es bleibt zu hoffen, dass solche Aktionen zu einer breiteren Diskussion über die Bedingungen im Strafvollzug und die Rechte der Gefangenen anregen.

NAG

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