Ein historisches Echo: Der vergessene Weltkongress von 1929
Der historische Weltkongress der Liga gegen Imperialismus und koloniale Unterdrückung, der 1929 in Frankfurt am Main stattfand, war ein Meilenstein im Kampf gegen Kolonialismus und Unterdrückung. Hier versammelten sich Teilnehmer aus verschiedenen Ländern, um ihre Stimmen für Freiheit und Gleichheit zu erheben. Dieses bedeutende Ereignis scheint jedoch größtenteils in der Geschichtsschreibung verloren gegangen zu sein. Die Thematik des Kolonialismus ist heutzutage vor allem durch die Forderungen nach Rückgabe von Kulturgütern präsent. Die damaligen Kämpfe in Ländern wie China und Brasilien werfen jedoch ein anderes Licht auf die Notwendigkeit gesellschaftlicher Veränderungen.
Die künstlerische Auseinandersetzung durch Oliver Augst
Oliver Augst, ein in Ludwigshafen lebender Experimentalkomponist, widmet sich mit seinem neuen Hörstück genau diesem in Vergessenheit geratenen Thema. Inspiriert von der Reevaluation historischer Zusammenhänge, bringt Augst die Botschaft des Kongresses in die Gegenwart, indem er die völlige Freiheit der Improvisation für die aus verschiedenen Kulturen stammenden Künstler betont. „Ein utopisches Modell herrschaftsfreier Demokratie“ soll durch die Kunst verwirklicht werden. Augst stellt klar, dass es um eine gesellschaftliche Verantwortung geht, die auf individueller Eigenverantwortung basiert.
Uraufführung im Wilhelm-Hack-Museum
Die Uraufführung von „Oh Endless Is This Misery“ findet am 27. September 2023 im Wilhelm-Hack-Museum statt. Das Kunstwerk hat die Form eines Hörstücks angenommen, das auf den Aufzeichnungen von drei Abenden im Frankfurter Mousonturm basiert. Mit einer Episodenlänge von fast einer Stunde und inspiriert von Hanns Eislers Choral, der den tragischen Aspekt von Eislers Leben thematisiert, stellt das Stück einen Kontrapunkt zwischen Utopie und Elend dar. Diese Auseinandersetzung lässt eine Verbindung zu den Hoffnungen der Kongressteilnehmer erkennen und gibt den Zuhörern die Möglichkeit, die vielschichtige Thematik auf eine emotionale und nachdenkliche Weise zu erleben.
Die Botschaft des kulturellen Erbes
Augst, der eng mit der Rhein-Main-Region verbunden ist, hat in seinen Arbeiten stets auf die Bedeutung des Zuhörens und des Klanges hingewiesen. „Oh Endless Is This Misery“ fügt sich in seine frühere Arbeit „Stadt der 1000 Feuer“ ein, die ebenfalls Eislers Choral einbezog und die Tradition der „Arbeiterchöre“ der Weimarer Republik belebt hat. Die künstlerische Umsetzung von Augst macht deutlich, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und deren künstlerische Verarbeitung in der heutigen Zeit relevanter denn je sind.
Ein Appell an die Gesellschaft
Im Kontext der aktuellen Diskussionen zu sozialen Gerechtigkeitsthemen ist die Erinnerung an den Weltkongress von 1929 mehr als nur eine historische Reflexion. Sie ist ein Aufruf zur Auseinandersetzung mit imperativen Themen der Gleichheit und Freiheit, die nach wie vor auf der Tagesordnung stehen. Das Hörstück soll nicht nur an vergangene Kämpfe erinnern, sondern auch zur aktiven Teilnahme an gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen anregen.
Termin
„Oh Endless Is This Misery“. Hörspiel zum Weltkongress gegen Imperialismus und Kolonialismus von 1929 in Frankfurt am Main am Freitag, 27. September, 19 Uhr, im Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum, Berliner Straße 23. Informationen unter www.textxtnd.de/oh_endless.