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Schulabbrecher in Böblingen: Die Herausforderung ohne Abschluss

In Baden-Württemberg berichten Betroffene wie Alexander, der mit 21 Jahren ohne Schulabschluss kämpfte, über die steigende Zahl von Schulabbrechern und die schwerwiegenden persönlichen und beruflichen Folgen, die dies mit sich bringt, während Projekte wie das von Uta Bürglen zur Unterstützung von Menschen ohne Abschluss an Bedeutung gewinnen.

Stand: 24.07.2024 05:00 Uhr

Der Weg nach der Schule

In Baden-Württemberg ist die Zahl der Schüler, die 2022 ohne Abschluss die Schule verließen, auf sieben Prozent gestiegen. Dies ist eine deutliche Zunahme im Vergleich zu vor zehn Jahren, als nur vier Prozent der Schüler einen Schulabbruch erlebten. Die steigenden Zahlen werfen jedoch einen Schatten auf die Gesellschaft, da sie sowohl persönliche als auch ökonomische Konsequenzen für die Betroffenen haben.

Berufliche Chancen und Herausforderungen

Ein Schulabschluss ist der erste Schritt in eine berufliche Zukunft. Ohne diesen, wie im Fall des 21-jährigen Alexander aus dem Landkreis Böblingen, bleiben vielen Menschen nur schlecht bezahlte Hilfsjobs. Alexander arbeitet aufgrund seines fehlenden Abschlusses als Küchenhilfe und empfindet die Situation als äußerst belastend. „Das ist sehr schwer,“ sagt er. „Die Vorstellung, mit 21 Jahren keinen Abschluss zu haben, macht es einem nicht gerade einfacher.“

Persönliche Konsequenzen

Der Mangel an einem Schulabschluss hat auch gravierende psychologische Auswirkungen. Uta Bürglen, die bei HASA arbeitet, einem Schulprojekt in Böblingen, erläutert, dass viele Betroffene ein vermindertes Selbstwertgefühl erfahren. Sie beschreibt das Gefühl, keinen Abschluss zu haben, als eine Art persönliches Versagen. „Da denkt man: Was mache ich denn falsch?“ erklärt Alexander, der vier Anläufe brauchte, um seinen Schulabschluss nachzuholen.

Herausforderungen und unterstützende Projekte

Häufig sind die Gründe für einen Schulabbruch vielfältig. Sprachprobleme, wie sie Alexander erlebte, sowie Mobbing oder psychische Probleme können dazu führen, dass Schüler die Schule ergebnislos verlassen. Unterstützung bieten Projekte wie die von Uta Bürglen, die neben dem Theorieunterricht auch persönliche Beratung anbieten. „Jeder hat ein Päckchen zu tragen,“ so Bürglen. Diese Unterstützung ist für viele von entscheidender Bedeutung, um den Hauptschulabschluss und darauf aufbauend eine berufliche Perspektive zu erlangen.

Fachkräftebedarf und Volkswirtschaft

Die Problematik des Schulabbruchs hat nicht nur individuelle Folgen, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf die Volkswirtschaft. In Zeiten des Fachkräftemangels, wie wir ihn aktuell erleben, wird deutlich, dass viele potenzielle Arbeitskräfte aufgrund eines fehlenden Schulabschlusses nicht in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Das Fehlen flächendeckender Unterstützungsangebote für Schulabbrecher stellt eine Herausforderung dar, die sowohl für die betroffenen Personen als auch für die Gesellschaft insgesamt gravierende Folgen hat.

Ein Schritt in die Zukunft

Trotz der Herausforderungen gibt es Hoffnung. Alexander konnte schließlich seinen Abschluss nachholen und plant nun eine Ausbildung zum KfZ-Mechatroniker. „Ich mache jetzt eine Ausbildung und will den Meister machen,“ erzählt er voller Stolz. Geschichten wie die von Alexander zeigen, dass mit der richtigen Unterstützung und dem Willen, Veränderungen möglich sind. Solche Erfolge sind ermutigend und sollten eine Aufforderung an die Gesellschaft sein, mehr Investitionen in Bildungs- und Unterstützungsangebote zu tätigen.

NAG

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