In Gießen wurde kürzlich ein innovativer Kurs in der zehnten Klasse der Ostschule ins Leben gerufen, der den Schülern hilft, sich mit einem oft tabuisierten Thema auseinanderzusetzen: dem Tod. Der »Letzte-Hilfe«-Kurs in Kooperation mit der Gesellschaft für diakonische Altenhilfe Gießen und Linden ehrt nicht nur das Leben, sondern bietet auch Unterstützung und Wissen für den Umgang mit dem Sterbeprozess.
Ein Kurs gegen die Angst vor dem Tod
Immer mehr Bildungseinrichtungen erkennen die Notwendigkeit, Themen rund um die Sterblichkeit in den Lehrplan aufzunehmen. Der »Letzte-Hilfe«-Kurs widmet sich der Thematik des Sterbens, indem er den Schülern sowohl emotionale als auch praktische Werkzeuge an die Hand gibt. Die Relevanz dieses Angebots zeigt sich nicht nur in der Vorbereitung auf den eigenen Umgang mit Verlusten, sondern auch in der Schaffung eines sensiblen Bewusstseins für die Herausforderungen, die mit dem Tod einhergehen.
Schüler teilen ihre Erfahrungen
Die 16-jährige Lilli Marie Deisinger, eine der Teilnehmerinnen des Kurses, schildert ihren persönlichen Bezug zum Thema: „Nachdem meine Omi gestorben war, hat mich das Thema Tod viel beschäftigt. Ich wollte wissen, ob wir alles richtig gemacht haben an ihrem Lebensende.” Solche persönlichen Erlebnisse verdeutlichen, warum der Kurs für Jugendliche von Bedeutung ist – sie lernen nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere da zu sein.
Pädagogische Ansätze zur Trauerbewältigung
Im Rahmen des Kurses setzten sich die jungen Menschen mit zentralen Aspekten wie Vorsorge, dem Linderung von Schmerzen und dem Abschiednehmen auseinander. Unter der Anleitung von Fachkräften wie Juliane Lang und Stephan Eppler wurden auch alltägliche Herausforderungen beim Umgang mit Trauer thematisiert. „Niemand muss den Prozess alleine durchstehen“, ermutigt Lang die Schüler und ermutigt sie, eine unterstützende Rolle für andere einzunehmen.
Die Bedeutung von Vorsorge
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen und Vorstellungen bezüglich des Lebensendes. In vielen Fällen entscheiden Eltern für ihre minderjährigen Kinder, daher wird betont, wie wichtig es ist, darüber zu sprechen. „Es ist gut, wenn man dies im Vorfeld bespricht“, ergänzt Lang. So wird eine Grundlage geschaffen, auf der künftige Gespräche mit den Eltern stattfinden können.
Ein Ausblick auf die Zukunft
Der Kurs ist Teil des Religions- und Ethikunterrichts und soll künftig jedes Jahr angeboten werden. Die Verantwortung für die inhaltliche Vorbereitung liegt dabei sowohl bei den Lehrkräften als auch bei den Eltern, die im Vorfeld über das Thema informiert werden. Dies sorgt dafür, dass alle Beteiligten sich gut auf den Kurs vorbereiten können, insbesondere wenn ein Schüler möglicherweise gerade eine Trauerphase durchlebt.
Ein positiver Ausblick
Lilli Marie schließt mit einer positiven Botschaft: „Man muss keine Angst vor dem Tod haben. Jeder Mensch hat eine eigene Vorstellung davon, wie er gerne sterben möchte.“ Diese Perspektive ist nicht nur für die Schüler selbst von Bedeutung, sondern kann auch als Katalysator für tiefere Gespräche innerhalb der Familien dienen und ein neues Bewusstsein für den Umgang mit Sterblichkeit schaffen.
– NAG