Die Herausforderungen, die das Handwerk der Traditionsschifffahrt betreffen, sind vielfältig und reichen von einem akuten Nachwuchsmangel bis hin zu bürokratischen Hürden. Jan-Matthias Westermann, Vorsitzender des deutschen Dachverbands für Traditionsschiffe, thematisiert dies und setzt sich dafür ein, dass die Faszination für diese maritime Tradition weiterhin in der Gesellschaft verankert bleibt.
Die Wichtigkeit von Traditionsschiffen für die Gesellschaft
Traditionsschiffe sind nicht nur historische maritime Fahrzeuge, sie spielen auch eine wichtige Rolle bei der Stärkung des kulturellen Erbes und fördern internationale Freundschaften. „Diese Schiffe dienen als Plattform, um Toleranz, Teamwork und Zusammenhalt unter jungen Menschen zu vermitteln“ erklärt Westermann. Gerade in einer Zeit, in der die globalen Herausforderungen zunehmen, ist es bedeutend, dass Jugendliche lernen, in Gemeinschaften zusammenzuarbeiten und dabei die Diversität anderer Kulturen schätzen zu lernen.
Neue Wege der Ansprache: Hanse Sail
Ein Beispiel für die Ansprache junger Menschen bietet die Hanse Sail in Rostock, die 2024 erneut tausende Besucher anzieht. In diesem Jahr wurde unter anderem ein innovatives Projekt gestartet, bei dem Studierende der Universität Rostock den TikTok-Account der Hanse Sail übernahmen. Damit sollen sie speziell die jüngere Generation ansprechen und deren Interesse an der Traditionsschifffahrt wecken. „Solche modernen Ansätze sind für die Traditionsschifffahrt von enormer Bedeutung“, betont Westermann.
Entwicklung von Freundschaften über Grenzen hinweg
Ein weiteres vielversprechendes Projekt trägt den Namen „Baltic Friendsship“. Auszubildende und Studierende aus Deutschland und Polen segeln gemeinsam auf dem Traditionsschiff „Großherzogin Elisabeth“. Diese Initiative soll nicht nur die Leidenschaft für die Seefahrt vermitteln, sondern auch wechselseitiges Verständnis und Freundschaften junger Europäer fördern.
Politische Unterstützung für Traditionsschiffe
Westermann ist sich auch der Wichtigkeit politischer Unterstützung bewusst. In aktuellen Gesprächen mit der Bundesregierung konnte er Zuschüsse in Höhe von 20 Millionen Euro aushandeln. Dennoch stellt die hohe Bürokratie eine große Hürde dar, die es den Vereinen bis jetzt nicht erlaubt hat, diese Mittel vollständig auszuschöpfen. „Wir müssen den Zugang zu Finanzmitteln erleichtern, damit die Traditionsschifffahrt nicht ausstirbt“, fordert Westermann.
Perspektive durch Stiftungsgründung
Um die finanziellen Herausforderungen zu bewältigen, plant der Dachverband die Gründung einer Stiftung, die es den Vereinen ermöglichen soll, schnell an notwendige Gelder für die Instandhaltung und Restaurierung der Schiffe zu gelangen. „Wir schauen uns dabei Modelle aus anderen Ländern an, wo solche Stiftungen bereits erfolgreich arbeiten“, erläutert Westermann. Dieses zukunftsorientierte Konzept könnte entscheidend sein, um die Lücke, die der Mangel an staatlicher Unterstützung hinterlässt, zu schließen.
Ausblick auf die Hanse Sail 2024
Die nächste Hanse Sail findet vom 8. bis 11. August 2024 in Rostock statt. Interessierte können sich auf der offiziellen Webseite informieren und an den geplanten Törns teilnehmen. Der Dachverband hofft, dass die Veranstaltungen nicht nur das Interesse an Traditionsschiffen steigern, sondern auch eine Plattform für Austausch und Begegnung bieten.
– NAG