DiepholzGesellschaft

Vorurteile überwinden: Vortrag über die Stigmatisierung Wohnungsloser in Freistatt

In Freistatt fand eine Themenwoche des Vereins Selbstvertretung wohnungsloser Menschen statt, in der Frank Kruse über die historisch gewachsene Stigmatisierung von Wohnungslosen informierte, um Vorurteile abzubauen und auf die dringende Notwendigkeit einer besseren Unterstützung für diese oft benachteiligte Gruppe aufmerksam zu machen.

In der kleinen Gemeinde Freistatt, Landkreis Diepholz, wird derzeit eine bedeutende Themenwoche veranstaltet, die sich mit der oft missverstandenen Thematik der Wohnungslosigkeit auseinandersetzt. Diese Veranstaltung wird von dem Verein Selbstvertretung wohnungsloser Menschen organisiert und hat das Ziel, den Dialog zwischen wohnungslosen Personen und der Gesellschaft zu fördern.

Die Stimme der Wohnungslosen hören

Im Rahmen verschiedener Workshops und Vorträge sind wohnungslose Menschen aus ganz Deutschland zusammengekommen, um über ihre Erfahrungen und Herausforderungen zu berichten. Unter dem Motto „Redet mit uns, nicht über uns“ wird versucht, das Stigma der Wohnungslosigkeit abzubauen und das Bewusstsein in der Gesellschaft zu schärfen.

Ein historischer Blick auf das Thema

Frank Kruse, Bereichsleiter der Wohnungslosenhilfe in Freistatt und Vorsitzender des Vereins, hielt einen Vortrag über die bereits lange bestehende Stigmatisierung wohnungsloser Menschen. Er verdeutlichte, dass die Wurzeln der negativen Einstellungen bis in die Geschichte zurückreichen. „Ursprünglich galt der Arme im Mittelalter als Stellvertreter Christi auf Erden“, erklärte Kruse. Dieser historische Kontext hilft, das gegenwärtige Bild von Wohnungslosen besser zu verstehen.

Konkurrenz um Ressourcen

Ein zentrales Thema, das Kruse ansprach, ist die zunehmende Konkurrenz um Unterkunft und Ressourcen zwischen Wohnungslosen und Migranten. In Anbetracht der aktuellen Flüchtlingszuwanderung sieht Kruse eine gefährliche Verschiebung in der Wahrnehmung: „Für Flüchtlinge wird jeder Preis für die Unterkunft bezahlt, für Wohnungslose nicht.“ Dies verdeutlicht die strukturellen Ungleichheiten innerhalb der Sozialsysteme.

Der Einfluss der Geschichte auf die Gegenwart

Kruse erläuterte auch, dass die Art und Weise, wie in Deutschland seit Jahrhunderten mit Wohnungslosen umgegangen wird, aus einem tief verwurzelten historischen Denken resultiert. Er verwies auf die Einführung von Bettelverboten im 15. Jahrhundert und die damit einhergehende Stigmatisierung armer Menschen. „Die Lobby für Wohnungslose gibt es nicht. Das ist kein dickes Brett, sondern ein Wald“, betonte er, was die Komplexität und die Menge der notwendigen Veränderungen verdeutlicht.

Ein Appell zur Sensibilisierung

Angesichts der wachsenden wirtschaftlichen Unsicherheit in Deutschland ist es wichtiger denn je, diese Diskussion zu führen. Kruse appelliert an die Gesellschaft, die Wahrnehmung von Wohnungslosen zu überdenken und ihnen mit Mitgefühl und Verständnis zu begegnen. „Der Blick auf wohnungslose Menschen hat sich in Hunderten von Jahren entwickelt“, sagte er, und betont, dass bei wirtschaftlichen Krisen meist die Armen zuerst leiden.

Die Themenwoche in Freistatt stellt einen wichtigen Schritt dar, um das Bewusstsein für die Herausforderungen von Wohnungslosen zu schärfen und den Diskurs über dieses oft tabuisierte Thema zu eröffnen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Initiativen neue Wege eröffnen, um denjenigen zu helfen, die am meisten Unterstützung benötigen.

NAG

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