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EU lehnt Alzheimer-Mittel Lecanemab: Risiken überwiegen Nutzen

Die EU-Arzneimittelbehörde EMA hat am Freitag in Amsterdam den Antikörper Lecanemab zur Behandlung von Alzheimer abgelehnt, da das Risiko schwerer Nebenwirkungen die potenziellen Vorteile übersteigt, was angesichts der rund eine Million betroffen Menschen in Deutschland von großer Bedeutung ist.

In der jüngsten Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) wird der Antikörper Lecanemab, auch bekannt als Leqembi, nicht für die Behandlung von Alzheimer in Europa zugelassen. Diese Entscheidung wirft nicht nur Fragen zur Therapie von Millionen von Patienten auf, sondern reflektiert auch tiefere Herausforderungen in der Alzheimerforschung und der Gesundheitsversorgung.

Die Hintergründe und die Entscheidung der EMA

Am Freitag gab die EMA in Amsterdam bekannt, dass die Risiken des Medikaments die möglichen Vorteile überwiegen. Besonders besorgniserregend sind laut den Experten die Nebenwirkungen wie Wassereinlagerungen und Blutungen im Gehirn, die bei der Anwendung von Lecanemab auftreten können. Zwar kann der Antikörper den Krankheitsverlauf bei Patienten im Frühstadium verlangsamen, jedoch verursacht er auch beträchtliche Gesundheitsrisiken.

Der aktuelle Stand der Alzheimer-Diagnose und -Behandlung

Alzheimer betrifft in Deutschland etwa eine Million Menschen. Diese Zahl verdeutlicht die Dringlichkeit effektiver Behandlungsmöglichkeiten. Während in den USA Lecanemab seit Anfang 2023 verfügbar ist, bleibt er in Europa vorerst unzugelassen. Diese Diskrepanz führt dazu, dass Patienten, die sich anspricht fühlen, möglicherweise in andere Länder reisen, um Zugang zu diesem Medikament zu erhalten – ein Umstand, der soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten verstärken könnte.

Reaktionen aus der Fachwelt

Neurowissenschaftler wie John Hardy vom UK Dementia Research Institute zeigen sich enttäuscht über die Entscheidung der EMA. Der Unterschied in den Zulassungen zwischen der EMA und der amerikanischen FDA, die Lecanemab bereits im vergangenen Jahr zugelassen hat, verdeutlicht unterschiedliche Ansätze in der Bewertung von Risiko und Nutzen.

Ivan Koychev, Psychiater aus Oxford, hebt hervor, dass eine Zulassung des Medikaments durchaus ein positives Signal für künftige Innovationen in der Demenzforschung gewesen wäre. Allerdings müssen auch die beschränkten kognitiven Vorteile und die erheblichen Behandlungskosten in Betracht gezogen werden. Aktuell liegt der Preis für eine Therapie in den USA bei über 26.000 Dollar jährlich, was erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheitsbudgets der EU haben könnte.

Die Bedeutung der Entscheidungsfindung in der Gesundheitsversorgung

Die Ablehnung der EMA stellt nicht nur eine kurzfristige Herausforderung dar, sondern wirft auch grundlegende Fragen zur Innovationsförderung in der Arzneimittelentwicklung auf. Es wird deutlich, dass das Verhältnis von Nutzen und Risiko nicht einfach ist und dass weitere Forschung nötig ist, um wirklich effektive Therapieansätze für Alzheimerpatienten zu finden. In der aktuellen Diskussion müssen sowohl die klinischen Ergebnisse als auch die finanziellen Implikationen für die Gesellschaft in den Fokus rücken.

Der Weg nach vorne

Das Pharmaunternehmen Eisai kann binnen 15 Tagen eine erneute Prüfung des Antrags auf Zulassung bei der EMA beantragen. Die Entwicklung neuer Therapien für Alzheimer bleibt ein zentrales Thema, das sowohl die Wissenschaftler als auch die Patienten und ihre Angehörigen betrifft. Gesundheitsbehörden weltweit stehen vor der Herausforderung, die Balance zwischen Innovation, Sicherheit und finanzieller Machbarkeit zu finden, um progressiven Erkrankungen wie Alzheimer effektiv begegnen zu können.

NAG

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