Im Arbeitsleben sind psychische Erkrankungen wie Depressionen oft ein sensibles und wenig besprochenes Thema. Diesem Umstand möchte ein neu gegründetes Netzwerk in Friesoythe entgegenwirken, indem es Arbeitgeber zur Sensibilisierung ihrer Mitarbeiter einlädt. Die Veranstaltung findet am Donnerstag, den 17. Oktober, ab 18 Uhr im Kulturzentrum Alte Wassermühle statt. Ziel des Treffens ist es, das Bewusstsein für psychische Gesundheit im Berufsalltag zu schärfen und Stigmatisierung abzubauen.
Die Initiatoren kommen von der VHS-Kontaktstelle für Selbsthilfe, die das Netzwerk Depression ins Leben gerufen hat. Vor dem Hintergrund, dass viele Beschäftigte aufgrund von Stress und Überlastung an Depressionen erkranken, haben die Verantwortlichen erkannt, wie wichtig es ist, eine offene Diskussion über psychische Belastungen zu führen. Das Beispiel einer jungen Frau, die wegen ihrer Erkrankung ihren Job wechselte, zeigt die Notwendigkeit auf, dass Vorgesetzte mehr Verständnis und Wissen über psychische Probleme benötigen. Diese Frau berichtete offen von ihrer Erkrankung an ihren neuen Arbeitgeber, der sie unterstützte und nicht unter Druck setzte – ein positives Beispiel für den Umgang mit psychischen Erkrankungen in der Arbeitswelt.
Wissen ist der Schlüssel
Andrea Poppe-Aumüller, die Leiterin der Kontaktstelle in Cloppenburg, erklärt, dass die Ursachen für psychische Erkrankungen vielschichtig sind und das Bewusstsein der Arbeitgeber darüber variiert. Einige Unternehmen haben bereits Maßnahmen zur Förderung des Wohlergehens ihrer Mitarbeiter ergriffen, während andere zwar aufgeschlossen sind, jedoch das nötige Wissen fehlt, um effektiv zu helfen. Ein Teil der Abende soll sich darauf konzentrieren, wie Arbeitgeber Symptome erkennen und präventive sowie unterstützende Maßnahmen umsetzen können.
Besonders wichtig ist den Netzwerkmitgliedern die Frage, wie Arbeitnehmer, die unter psychischen Belastungen leiden, besser integriert werden können. Bianca Mehlfeld, ein aktives Mitglied des Netzwerks, hebt hervor, dass viele männliche Beschäftigte sich nicht trauen, ihre Probleme offen anzusprechen. Der gesellschaftliche Druck und die Angst vor einer Stigmatisierung tragen dazu bei, dass Depressionen am Arbeitsplatz weiterhin ein Tabuthema bleiben, obwohl die Zahl der Selbsthilfegruppen in der Region steigt.
Ein gesellschaftlicher Ansatz
Die Veranstaltung findet im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche „Hand in Hand für seelische Gesundheit am Arbeitsplatz“ statt. Diese Initiative zielt darauf ab, das Thema psychische Gesundheit in das Zentrum der Unternehmenskultur zu rücken. Lars Cohrs, Journalist und Rundfunkmoderator, wird die Diskussion leiten und dabei helfen, einen Dialog zwischen Unternehmern zu fördern und Lösungen zu erarbeiten.
Für interessierte Arbeitgebervertreter, die nicht direkt von der Kontaktstelle angesprochen wurden, besteht die Möglichkeit, sich bis zum 5. September über die angegebenen Kontaktinformationen anzumelden. Es ist eine Einladung zur aktiven Teilnahme an einem wichtigen Gespräch über psychische Gesundheit am Arbeitsplatz – eine Thematik, die in der heutigen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt.