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Musik oder Lärm: Wie beeinflusst Geräusch unsere Konzentration wirklich?

Musik kann zwar subjektiv das Gefühl verstärken, besser konzentrieren zu können, doch eine Lärm-Expertin erklärt, dass sie tatsächlich die kognitiven Ressourcen belastet und die Konzentration eher beeinträchtigen kann, was besonders in lauten Umgebungen wie Büros oder Schulen relevant ist.

Für viele ist Musik ein alltäglicher Begleiter beim Arbeiten oder Lernen. Doch hilft die Melodie tatsächlich dabei, sich besser zu konzentrieren? Die Antwort darauf ist nicht so einfach, wie es scheint. Sandra Dantscher, Lärm-Expertin am Institut für Arbeitsschutz der DGUV, stellt klar, dass der Eindruck, Musik unterstütze die Konzentration, trügerisch sein kann.

Geräusche um uns herum sind oft unterschätzte Störfaktoren. Ein ständiges Geplapper in Großraumbüros, das Geschwätz von Mitschülerinnen und Mitschülern im Klassenzimmer oder das fröhliche Gedudel im Supermarkt können selbst bei moderatem Lautstärkepegel belastend sein. Viele Menschen empfinden diese Umgebungsgeräusche aufgrund ihrer individuellen Sensibilität verschieden stark. Was für den einen kaum der Rede wert ist, kann den anderen aus der Fassung bringen und zu Nervosität oder Konzentrationsschwierigkeiten führen.

Musik und ihre Auswirkungen auf die Konzentration

Dantscher hat genauer untersucht, welchen Einfluss Musik auf unsere kognitiven Fähigkeiten hat. Während es einige gibt, die glauben, ihre Lieblingssongs würden sie produktiver machen, zeigen wissenschaftliche Studien ein anderes Bild. Die Hintergründe sind evolutionär bedingt: Das menschliche Gehirn ist darauf konditioniert, alle Geräusche und Informationen in seiner Umfeld zu verarbeiten. Wenn im Hintergrund Musik läuft, vor allem verständliche Sprache, wird die Aufmerksamkeit unweigerlich geteilt.

Die Lärm-Expertin erläutert, dass ein bewusster Umgang mit Geräuschen entscheidend ist. Insbesondere verständliche Sprache — sei es ein Telefonat, das drei Schreibtische weitergeführt wird, oder das Radio, das im Supermarkt läuft — lenkt Aufmerksamkeit ab und benötigt kognitive Ressourcen. Das Gehirn hat nur eine begrenzte Kapazität zur gleichzeitigen Informationsverarbeitung. Diese wird durch Musik zusätzlich beansprucht und kann dazu führen, dass wir in der Arbeit langsamer oder weniger präzise sind.

Es gibt also einen schmalen Grat, auf dem sich die Vorteile und Nachteile von Musik beim Arbeiten bewegen. Während der Klang von Hintergrundmusik für einige beruhigend wirkt und somit ein angenehmes Arbeitsumfeld schaffen kann, führt er für andere zu Schwierigkeiten bei der Fokussierung. Es bleibt also eine persönliche Erfahrung, die individuell bewertet werden muss.

Das Ergebnis? Während einige arbeiten, als ob die Musik sie antreibt, kämpfen andere, um ihre Gedanken zu ordnen und die Informationen zu verarbeiten. Die Schlussfolgerung von Dantscher ist klar: Der Hörgenuss mag subjektiv empfunden werden, die Ablenkung durch Musik kann jedoch einen fest verankerten Teil unserer kognitiven Prozesse beeinflussen.

In der Frage, ob Musik wirklich ein wertvoller Helfer der Konzentration ist, bleibt es also entscheidend, die eigene Arbeitsweise sowie die individuellen Reaktionen auf Musik und Geräusche in verschiedenen Umgebungen zu berücksichtigen. Die richtige Balance zu finden, könnte der Schlüssel zu einer produktiveren Arbeitsumgebung sein.

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