Eine aktuelle Studie des Medical College of Wisconsin hat ergeben, dass das Singen von nur zehn Minuten pro Tag eine potenziell transformative Wirkung auf die Herzgesundheit haben kann. Insbesondere der Choral «Amazing Grace» aus dem Jahr 1772 zeigt dabei bemerkenswerte Vorteile, die möglicherweise die negativen Auswirkungen von Herzerkrankungen verringern können.
Die Forscher untersuchten die Effekte des Singens auf die Blutgefäße älterer Menschen, die an Herzkrankheiten leiden. Die Ergebnisse waren durchweg positiv und zeigen, dass bestimmte Lieder unterschiedlich starke Auswirkungen auf die Gesundheit des Herzens haben können. So wies die Gruppe, die «Amazing Grace» sang, die signifikantesten Verbesserungen auf, verglichen mit anderen Songs.
Lieder und ihre gesundheitlichen Effekte
In der Studie nahmen insgesamt 65 Personen teil, hauptsächlich Senioren in ihren 60ern, viele von ihnen hatten bereits einen Herzinfarkt erlitten oder wurden wegen Herzproblemen behandelt. Unter Anleitung eines professionellen Gesangslehrers sangen diese Teilnehmer ihre ausgewählten Lieder, während die Wissenschaftler den Blutfluss als entscheidenden Indikator für die Gesundheit der Blutgefäße maßen. Es zeigte sich, dass 22 Prozent der Teilnehmer, die «Amazing Grace» sangen, eine Verbesserung des Blutflusses erlebten. Im Gegensatz dazu zeigten nur 10 Prozent der Probanden, die Woody Guthries «This Land Is Your Land» sangen, eine ähnliche Verbesserung.
Diejenigen, die sich für den Beatles-Hit «Hey Jude» oder Dolly Partons «Jolene» entschieden hatten, erlebten ebenfalls positive Effekte auf ihren Blutfluss, wenngleich diese nicht so stark wie bei «Amazing Grace» ausgeprägt waren. Dies holt uns ins Gedächtnis, wie unterschiedlich Musik auf unsere körperliche Verfassung wirken kann und wie bedeutend der Auswahl des Liedes sein kann.
Das besondere an dieser Studie ist die einfache und zugängliche Natur des Singens. Die Forscher betonen, dass diese Form der Therapie eine sichere Alternative zur traditionellen körperlichen Betätigung für ältere Menschen darstellen könnte, die aus verschiedenen gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage sind, intensivere Übungen durchzuführen. Singen könnte somit eine niedrigschwellige Möglichkeit bieten, um die Herz- und Gefäßgesundheit aktiv zu unterstützen.
Die Bedürfnisse von Patienten, die an Herzkrankheiten leiden, müssen ernst genommen werden, und diese Studie könnte einen Anlass bieten, neue therapeutische Ansätze zu entwickeln. Singen als Therapie könnte in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der körperlichen Gesundheit spielen. Die Forscher planen, in weiteren Studien das Singen über längere Zeiträume zu untersuchen und auch die Auswirkungen von sogenannten «Ohrwürmern», also eingängigen Melodien, zu analysieren.
In Anbetracht der Ergebnisse dieser Studie könnten positiv besetzte Lieder nicht nur eine Quelle des künstlerischen Ausdrucks darstellen, sondern auch als ernstzunehmendes Element in der Gesundheitsversorgung betrachtet werden. Die Erkenntnisse laden zur Diskussion und zur Erkundung der Schnittstelle zwischen Musik, Emotionen und körperlicher Gesundheit ein.