Die Rückkehr der Gießener Industriegeschichte
In der beschaulichen Stadt Gießen kündigt sich eine spannende Wiederbelebung lokaler Geschichte an, die ihre Wurzeln in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hat. Kürzlich wurde ein Verein gegründet, der sich der Aufarbeitung und Bewahrung der Geschichte der Lahn-Registrierkassen widmet, einer einst florierenden Industrie, die in den 1940er Jahren begann.
Der historische Kontext der Lahn-Registrierkassen
Die Gründer der Lahn-Registrierkassen, Kurt Ziegler und Willy Fritz, beide aus Ostpreußen geflüchtet, waren von der Idee beseelt, der wieder erwachenden Geschäftswelt in Gießen nützliche Produkte anzubieten. In einer Zeit, in der die Stadt voller Zerstörung war, beschlossen sie, mit dem Bau von Spinnrädern zu beginnen, um sich finanziell über Wasser zu halten. Dieser kleine, aber entscheidende Schritt legte den Grundstein für die spätere Herstellung von Registrierkassen.
Das Engagement der Nachkommen
Der neu gegründete Verein, geleitet von Helmut Fritz, dem Sohn eines der Firmengründer, möchte das ansehnliche Erbe der Gießener Wirtschaft dokumentieren und verbreiten. Der Fokus liegt darauf, Objekte und Dokumente zu sammeln und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Neben der Bewahrung von Geschichte beabsichtigt der Verein, eine informierende Broschüre zu erstellen, um das Bewusstsein für diese bedeutende Episode der Industriegeschichte zu fördern.
Die unvergessliche Zeit der Lahn-Registrierkassen
Die Geschichte der Lahn-Registrierkassen GmbH Gießen erstreckt sich von 1946 bis Ende der 1970er Jahre. Zu Beginn war die Produktion der Registrierkassen ein chaotisches Unterfangen. Trotz der bescheidenen Anfänge in einer Kellerruine trieben die Gründer die Pläne voran, und als erste Werkbank errichtet wurde, nahmen die Geschäfte Formen an.
Von der Gründung zur internationalen Bedeutung
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Die Registrierkassen erregten Aufmerksamkeit auf verschiedenen Ausstellungen, vom Gießener Messegelände bis hin zu großen Veranstaltungen in Frankfurt und Hannover. Dank eines neuen Investors, Max Matthiesen, erlebte das Unternehmen ein rasantes Wachstum, das in der Anwerbung neuer Mitarbeiter und dem Bau von Produktionsstätten mündete.
Der Wandel in der Industrie
Jedoch erlebte die Lahn-Registrierkassen GmbH auch Herausforderungen. Im Jahr 1959 musste das Unternehmen aufgrund finanzieller Schwierigkeiten an den US-Kassenhersteller NCR verkauft werden. Diese Übernahme brachte technologische Innovationen mit sich und führte zur Entwicklung modernster Maschinen und Geräte. Trotz der anschließenden Zentralisierung der Produktion nach Augsburg blieb die Gießener Fabrik ein wichtiger Teil der regionalen Wirtschaft.
Erbe bewahren und Zukunft gestalten
Die Gründung des neuen Vereins ist nicht nur ein Schritt zur Bewahrung der industrialen Vergangenheit, sondern auch ein Zeichen für gemeinschaftliches Engagement in Gießen. Geplante Exkursionen und Ausstellungen sollen das Interesse an der Geschichte der Lahn-Registrierkassen neu entfachen und den Bürgern der Stadt nahebringen, wie wichtig diese Industrie für das wirtschaftliche und soziale Gefüge Gießens war.
Die Absicht hinter diesen Bemühungen ist klar: Auf einer interessierten und wachsenden Basis möchte der Verein die Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart stärken. Die Historie der Gießener Kassenindustrie bietet eine wertvolle Perspektive auf das, was einmal war, und zeugt von der Innovationskraft, die auch heute noch in der Stadt Gießen lebt.
– NAG