In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für sexuelle Gewalt unter Jugendlichen gewachsen, doch viele wissen oft nicht, wie sie damit umgehen sollen. Dies bestätigt Emily Köhler, Sozialarbeiterin bei Wildwasser in Gießen. Sie betont, dass es besonders wichtig ist, Jungen zu zeigen, dass auch sie Opfer von sexualisierter Gewalt werden können und wo sie Hilfe finden können.
Die verzweifelte Suche nach Klarheit
Eine der größten Herausforderungen für viele Jugendliche ist die Unfähigkeit, Gewalt in ihrer eigenen Freundesgruppe zu erkennen. Jugendliche nehmen oft demütigende sexuelle Handlungen nicht ernst, weil sie diese als harmlos abtun. Emily Köhler schildert dabei Beispiele wie den Zwang, gemeinsam zu masturbieren oder andere erniedrigende Verhaltensweisen, die unter dem Deckmantel von „burschikosem“ Verhalten verharmlost werden.
Prävention und Aufklärung an Schulen
Um diesen gefährlichen Missverständnissen entgegenzuwirken, hat Wildwasser sein Präventionsangebot erheblich erweitert. Ein wichtiger Teil davon sind Workshops, die Köhler in Schulen und Wohngruppen leitet. Hier lernen die Jugendlichen die Grundlagen gesunder Beziehungen, die Bedeutung von Grenzen und den Wert von gegenseitigem Respekt. Diese Aufklärungsarbeit ist entscheidend, um das Bewusstsein über sexuelle Gewalt in der Jugendkultur zu schärfen.
Hilfe für betroffene Jugendliche
zusätzlich zur Aufklärungsarbeit bietet Wildwasser individuelle Beratung an und organisiert Selbsthilfegruppen für Betroffene. Diese Angebote sind wichtig, um den Jugendlichen eine Plattform zu bieten, wo sie ihre Erfahrungen teilen und über ihre Gefühle sprechen können, ohne verurteilt zu werden. Hier wird ein sicherer Raum geschaffen, um den Mut zu finden, über erlebte Gewalt zu sprechen und die ersten Schritte zur Heilung zu gehen.
Ein gemeinsames Ziel: Aufklärung und Unterstützung
Die Arbeit von Wildwasser ist ein richtungsweisendes Beispiel für eine moderne Präventionsarbeit, die sowohl auf Aufklärung als auch auf emotionale Unterstützung setzt. Durch die Bereitschaft, schwierige Themen offen anzusprechen und Räume für sichere Diskussionen zu schaffen, wird das Potenzial für positive Veränderungen in der Jugendkultur gefördert. Entscheidend dabei ist, dass Jungen lernen, dass auch sie Hilfe verdienen und, dass Gewalt in jeglicher Form inakzeptabel ist.