Am Freitagmorgen brach ein beeindruckender Konvoi mit vier vollbeladenen Lkw aus Gießen in Richtung Kiew auf. Der „Konvoi der Hoffnung“, wie die Initiative von Klaus Dewald, dem Gründer des Global Aid Network (GAiN), genannt wird, hat sich der Unterstützung von Menschen in Not verschrieben. Die Lastwagen sind bis oben hin mit Lebensmitteln, Matratzen, Decken, Kissen und Toilettenpapier gefüllt. Diese wichtige Lieferung ist nicht nur eine logistische Herausforderung, sondern auch ein starkes Zeichen der Solidarität für die Menschen in der Ukraine, die unter den Auswirkungen des anhaltenden Krieges leiden.
Die Beladung des letzten Lastwagens war gerade im Gange, als Klaus Dewald betonte: „Ich mag keine Luft transportieren.“ Dies zeigt sein Engagement für die Effizienz seiner humanitären Hilfe. Die Lastwagen sind so optimal wie möglich gepackt, jede freie Ecke wird genutzt, um die wertvollen Hilfsgüter zu transportieren. Die Unterstützung umfasst insbesondere Lebensmittel, da viele Menschen in der Ukraine derzeit an Hunger leiden.
Ein starkes Zeichen setzen
Dewald hebt hervor, dass ein Transport durch Lkw eine ganz andere Dimension der Unterstützung bietet, als nur Container in die Region zu schicken. „Wenn man hinfährt, ist das ein Statement. Man zeigt den Menschen dort: Ihr seid nicht alleine.“ Mit gut 1800 Kilometern vor ihnen, versammelt sich das Team, um den langen Weg zu bewältigen. Vor Ort in der Ukraine wird der Inhalt der Lastwagen an verschiedenen Anlaufstellen verteilt, die speziell für die Lieferung der Hilfsgüter eingerichtet wurden.
Ein wichtiger Aspekt der Arbeit von GAiN ist der persönliche Kontakt und die Zusammenarbeit mit den lokalen Helfenden. Diese stehen in ständigem Austausch darüber, welche Güter gerade am dringendsten benötigt werden. In der Ukraine gibt es unterschiedliche Gruppen von Geflüchteten: einige haben ihre Heimat erst kürzlich verlassen müssen, während andere bereits seit längerem auf Hilfe angewiesen sind. Das Team von GAiN passt seine Transportgüter entsprechend an, um schnell auf die akuten Bedürfnisse einzugehen.
Insgesamt sind in Gießen mittlerweile 2000 Ehrenamtliche aktiv, die tatkräftig bei der Organisation und Durchführung der Hilfsaktionen mitarbeiten. Dabei wird Dewalds besondere Betonung auf die so genannte „Zeitspende“ gelegt, das heißt, Menschen, die ihre Zeit zur Verfügung stellen, um beim Beladen der Lkw, Einlagern der Hilfsgüter oder sogar in Krisengebieten persönlich zu helfen. „Die wertvollste Hilfe ist die Zeitspende“, betont der Gründer, „denn wenn jemand freiwillig hilft, können wir uns auch schneller um die Finanzierung kümmern.“
Ein herausforderndes Element dieser Mission sind die Grenzübertritte. Dewald erwähnt, dass es mit vier Vierzigtonnern nie einfach ist, in Polen oder der Ukraine einzureisen. Lange Wartezeiten und bürokratische Hürden können die Fahrt erheblich verlängern. Trotz dieser Schwierigkeiten hält das Team an ihrer Mission fest, den Bedürftigen zu helfen und ihnen ein wenig Hoffnung zu bringen.
Ein Blick auf GAiN
Dewald sieht GAiN nicht nur als eine Hilfsorganisation, sondern vielmehr als ein Netzwerk von Hoffnungsträgern. Es werden nicht nur Güter transportiert, sondern auch eine Botschaft gesendet: Die Menschen in diesem von Krieg betroffenen Land sind nicht alleine. Mit bereits aufgebauten Lagerräumen in der Nähe Kiews plant GAiN, die Logistik vor Ort weiter auszubauen, um den Menschen auch in Zukunft helfen zu können.
Der Einsatz von Notstromaggregaten in den Lastwagen ist eine weitere wichtige Maßnahme. Trotz der warmen Temperaturen in der Ukraine könnte der bevorstehende Winter für viele gefährlich werden, wenn die Energieversorgung durch Angriffe weiter beeinträchtigt wird.
GAiN ist ein Netzwerk, das weltweit aktiv ist, um in Krisensituationen zu helfen. Informationen zur Organisation und Möglichkeiten zur Unterstützung sind unter www.gain-germany.org zu finden. Die ehrenamtliche Unterstützung wird auch finanziell unter anderem über folgende Kontoverbindung benötigt: Global Aid Network (GAiN), Volksbank Mittelhessen, IBAN: DE88 5139 0000 0051 5551 55.
Die humanitäre Hilfe in der Ukraine ist eine der größten Herausforderungen der letzten Jahre. Seit dem Ausbruch des Konflikts im Jahr 2014, der sich mit der russischen Annexion der Krim intensivierte, hat sich die Situation der Zivilbevölkerung dramatisch verschlechtert. Laut einem Bericht des Vereinten Nationen benötigten bis Ende 2022 über 15 Millionen Menschen humanitäre Unterstützung. Dies umfasst grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung, Wasser, medizinische Versorgung sowie psychologische Unterstützung. Die anhaltenden Kämpfe und die Zerstörung von Infrastrukturen erschweren die Arbeit von Hilfsorganisationen erheblich.
In diesem Kontext spielt GAiN eine entscheidende Rolle, indem sie direkte Hilfe vor Ort leistet. Die Hilfsgüter, die Klaus Dewald und sein Team transportieren, sind auf die akuten Bedürfnisse der Menschen abgestimmt. Die Organisation hat sich nicht nur auf Lebensmittel beschränkt, sondern bietet auch essentielle Artikel für das tägliche Leben an, wie Matratzen und Decken, die besonders in der bevorstehenden Winterzeit von großer Bedeutung sind.
Die Rolle von Freiwilligen in der humanitären Hilfe
Freiwillige Helfer sind das Rückgrat von Organisationen wie GAiN. Laut der Bundeszentrale für politische Bildung engagieren sich in Deutschland jährlich mehrere Millionen Menschen in ehrenamtlichen Tätigkeiten, wobei viele in der Flüchtlingshilfe und in Krisengebieten eine wichtige Unterstützung bieten. Die 2000 Ehrenamtlichen, die GAiN aktiv unterstützen, zeigen eindrücklich, wie wichtig solchen Engagement für den Erfolg humanitärer Missionen ist. Durch die Teamarbeit beim Beladen und der Logistik tragen sie maßgeblich dazu bei, dass die Hilfsgüter effizient und rechtzeitig an die Bedürftigen gelangen.
Neben der physischen Präsenz von Freiwilligen ist auch die emotionale Unterstützung für die Menschen in Krisengebieten wertvoll. Der direkte Kontakt und das sichtbare Interesse zeigen den Betroffenen, dass sie nicht vergessen werden. In der gegenwärtigen Situation in der Ukraine ist dies besonders relevant, da viele Menschen unter den psychologischen Auswirkungen des Krieges leiden. Hilfsorganisationen sind gefordert, auch psychologische Unterstützung anzubieten, um den traumatisierten Menschen Hoffnung und Perspektiven zu geben.
Aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze
Die Logistik humanitärer Einsätze, insbesondere in Krisengebieten wie der Ukraine, stellt zahlreiche Herausforderungen dar. Klaus Dewald erwähnt die Schwierigkeiten an den Grenzübergängen, die zusätzlichen Druck auf humanitäre Organisationen ausüben. Laut dem Internationalen Organisatoren für Migration (IOM) kann die Einreise in Krisengebiete durch politische und bürokratische Hürden erheblich erschwert werden, was die Hilfe verzögern kann. Daher ist es entscheidend, ein gutes Netzwerk von lokalen Partnerorganisationen zu pflegen, um die Verteilung der Hilfsgüter vor Ort zu optimieren.
Ein weiterer kritischer Punkt ist die Finanzierung der humanitären Hilfe. In Anbetracht der großen Anzahl benötigter Hilfsgüter sind die Spendenbereitschaft und das Engagement der Öffentlichkeit entscheidend. Die Finanzierung durch private Spenden und Organisationen ist häufig die einzige Möglichkeit, um die Kontinuität der Hilfseinsätze sicherzustellen. GAiN ermöglicht durch die transparente Aufstellung von Spendenkonten und -aktionen, dass sich die Öffentlichkeit aktiv einbringen kann. Diese Unterstützung trägt dazu bei, dass die Hilfsmissionen effektiv durchgeführt werden können, während gleichzeitig ein Bewusstsein für die anhaltenden Schwierigkeiten in der Ukraine geschaffen wird.