Gießen

Neue Perspektiven im Alter: Senioren-WG in Leihgestern stärkt Gemeinschaft

In Linden, wo seit Anfang 2024 ein neuartiges Modell des Betreuten Wohnens stattfindet, haben zwölf Senioren wie Horst Raue und Lieselotte Globuschütz eine Wohngemeinschaft gebildet, um Einsamkeit im Alter entgegenzuwirken und ein aktives Gemeinschaftsleben zu führen.

In der heutigen Zeit ist die Problematik der Vereinsamung im Alter ein drängendes gesellschaftliches Thema. Ein bemerkenswertes Beispiel bietet die Wohngemeinschaft für Senioren in Leihgestern, die als Modell des Betreuten Wohnens konzipiert wurde. Hier finden zwölf ältere Menschen ein neues Zuhause, das weit mehr als nur ein Dach über dem Kopf bietet.

Ein neues Kapitel im Leben der Senioren

Horst Raue, 93 Jahre alt, ist einer der Neuankömmlinge in dieser besonderen Gemeinschaft. Er beschreibt seinen Umzug im Juni als Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Trotz seiner vorigen Wohnung, die ihm von seiner Tochter liebevoll eingerichtet wurde, fühlte er sich oft einsam. Mit dem Umzug in die Wohngemeinschaft hat sich dies grundlegend geändert: „Ich habe eine neue große Familie hinzugewonnen“, berichtet Raue zufrieden.

Ein flexibles Lebenskonzept

Die Senioren leben in Einzimmer-Apartments und zahlen eine monatliche Pauschale von 1200 Euro. Diese Miete umfasst nicht nur Wohnraum, sondern auch zahlreiche Annehmlichkeiten. Dazu gehören die regelmäßige Reinigung der Wohnungen, Wäsche serviço und die Betreuung durch Fachkräfte, die täglich für acht Stunden anwesend sind. Aktivitäten wie Gymnastik, gemeinsames Kochen und Backen stehen ebenfalls auf dem Programm. Raue hebt hervor, dass er im Vergleich zu seiner früheren Kaltmiete von 570 Euro, inklusiven der gebotenen Dienstleistungen, einen Vorteil sieht.

Die Kraft der Gemeinschaft

Die Wohngemeinschaft bietet den Senioren nicht nur einen Platz zum Wohnen, sondern auch eine lebendige Gemeinschaft. Lieselotte Globuschütz, 84 Jahre alt, schildert ihre Erfahrungen: „Ich bin hier eine der Jüngeren“, sagt sie lachend, während sie sich mit Raue im Flur trifft. Beide genießen die sozialen Kontakte und die regelmäßigen Unterhaltungen mit Nachbarn, die das Gefühl der Einsamkeit mindern.

Ein Modell für die Zukunft

Das Lindener Seniorenzentrum verfolgt mit diesem Konzept nicht nur das Ziel, den älteren Menschen ein Zuhause zu bieten, sondern auch wirtschaftliche Vorteile zu nutzen. Die Geschäftsführerin des Betreuten Wohnens, Christa Hofmann-Bremer, betont, dass es oft hilfreich ist, alternative Wohnformen anzubieten, bevor es zur vollstationären Pflege kommt. Die Wohngemeinschaft eignet sich besonders für Senioren, die Unterstützung im Alltag benötigen, aber dennoch einen eigenständigen Lebensstil führen möchten.

Ein persönlicher Raum für individuelle Lebensqualität

Globuschütz hebt hervor, dass, obwohl sie die Gemeinschaft schätzt, ein kleiner Nachteil für sie besteht: Sie hat bislang keinen Partner für ihre geliebten Schafkopfspiele gefunden. Raue gibt ihr Hoffnung und ermutigt sie, Geduld zu haben. Die fortlaufende Interaktion unter den Bewohnern zeigt, dass diese Wohngemeinschaft nicht nur eine Wohnform ist, sondern auch einen Ort schafft, an dem individuelle Lebensqualität und Gemeinschaft verbunden werden.

Mit einem solch innovativen Ansatz zur Seniorenbetreuung können die Beteiligten vereinte Kräfte gegen die Herausforderungen des Alters mobilisieren, wodurch die Gelegenheit, miteinander zu leben und sich gegenseitig zu unterstützen, entscheidend verbessert wird. Diese Art des Zusammenlebens könnte als Vorbild dienen, um das soziale Wohlbefinden älterer Menschen zu fördern.

NAG

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