Die Veränderungen innerhalb wichtiger Organisationen kommen häufig mit neuen Herausforderungen und Chancen. Dies ist auch der Fall für die Außenstelle des Weißen Rings in Gießen, die seit dem 1. August unter neuer Leitung steht. Ilona Moosdorf hat die Nachfolge von Karin Skib übernommen, die über 25 Jahre als Gesicht des Vereins fungierte. Die Übergabe markiert nicht nur einen Personalwechsel, sondern auch einen bedeutsamen Moment in der Geschichte dieser Opferschutzorganisation.
Karin Skib, die Wieseckerin, blickt auf eine lange und engagierte Zeit zurück. „Ich habe aus gesundheitlichen Gründen schon länger über einen Rückzug nachgedacht“, erklärt sie. Die Sorge um die Kontinuität und die Qualität der Betreuung führte dazu, dass sie die Leitung nicht sofort abgab. Ihre Nachfolgerin Ilona Moosdorf war bis zu ihrem Amtsantritt bereits stellvertretende Leiterin und bringt wertvolle Erfahrungen in die neue Rolle mit. „Ich kenne die Arbeit des Weißen Rings gut, nur die Buchführung ist neu für mich“, gesteht Moosdorf.
Einblick in die Arbeit des Weißen Rings
Der Weiße Ring hat sich der Unterstützung von Menschen verschrieben, die Opfer von Straftaten wurden. Skib beschreibt die Vielzahl der Fälle, die die Organisation betreut. „Es reicht von alltäglichen Vorfällen wie einem gestohlenen Geldbeutel bis hin zu schwerwiegenden Straftaten wie Mord“, erklärt sie. Eine schnelle Unterstützung ist genau das, was viele Betroffene benötigen. „Wenn jemand beispielsweise aufgrund eines Diebstahls in eine existenzielle Krise gerät, können wir Soforthilfe leisten, müssen aber eine Anzeige bei der Polizei voraussetzen“, fügt sie hinzu.
Die Organisation arbeitet eng mit anderen Einrichtungen zusammen, wie der Gießener Hilfe und Wildwasser, um umfassende Unterstützung zu gewährleisten. Moosdorf ergänzt, dass der Weiße Ring auch Rechtsberatungsschecks vergibt und in manchen Fällen sogar juristische Folgekosten übernimmt. „Wir prüfen jedoch immer, ob nicht eine andere Institution zuständig ist“, betont sie, um die Verantwortung nicht von den entsprechenden Ämtern abzuleiten.
Ein zentrales Anliegen der Organisation ist es, Opfer nicht im Stich zu lassen. „Es kann sehr langwierig sein, bis jemand staatliche Unterstützung erhält. In solchen Fällen springen wir ein, damit die Betroffenen schnell Hilfe bekommen“, erläutert Skib. Diese akute Form der Unterstützung ist oft entscheidend für die Betroffenen, die in einer schwierigen Lebenssituation stecken.
Doch die emotionale Belastung der Arbeit darf nicht unterschätzt werden. Skib erklärt, dass es eine Herausforderung ist, sich emotional nicht zu stark in die Schicksale der Opfer hineinziehen zu lassen. „Es ist wichtig, abzuschalten, um den Betroffenen wirklich helfen zu können“, sagt sie. Die Begleitung von Angehörigen bei schwerwiegenden Fällen, wie Mord, stellt dabei eine besondere Herausforderung dar.
Die neue Leiterin bringt frischen Wind
Ilona Moosdorf trat in die Fußstapfen von Skib und bringt frische Perspektiven mit. „Ich fühlte mich sofort angesprochen, als ich von der Arbeit des Weißen Rings erfuhr“, erzählt sie. Nach ihrer Pensionierung fand sie Zeit, sich aktiv zu engagieren. Zuvor war sie bereits in den Landkreisen Marburg-Biedenkopf und Gießen tätig. Ihr Ziel ist es, ein Team aus erfahrenen und neuen Mitgliedern zu formen. „Wir benötigen eine gute Mischung aus jung und alt, um verschiedene Perspektiven einbringen zu können“, erklärt Moosdorf.
Obwohl das Team derzeit aufgrund von Erkrankungen und Studienverpflichtungen nur eingeschränkt aktiv ist, hofft Moosdorf auf neue Mitglieder. „Wir freuen uns über jeden, der Interesse hat, uns in unserer wichtigen Arbeit zu unterstützen“, betont sie. Möglichkeiten zur Mitarbeit können auf der Website des Weißen Rings erkundet werden.
Die Übergabe der Leitung ist ein bedeutender Schritt für den Weißen Ring in Gießen. Während Karin Skib aus gesundheitlichen Gründen zurücktritt, bleibt ihre Stimme und ihr Engagement ein Teil der Organisation, die weiterhin darauf abzielt, den Opfern von Straftaten beizustehen und Hilfe zu leisten. Die neue Leitung unter Ilona Moosdorf verspricht, diesen wertvollen Dienst in Gießen fortzusetzen und damit einen wesentlichen Beitrag zur Unterstützung von Opfern zu leisten.
Der Weiße Ring wurde 1976 in Mainz gegründet und ist die größte Opferschutzorganisation in Deutschland. Er arbeitet auf Basis des Ehrenamtes und zielt darauf ab, Opfern von Straftaten helfen zu können. In den letzten Jahren hat die Organisation verschiedene Maßnahmen zur Professionalisierung und Verbesserung ihrer Angebote umgesetzt. Dies geschah vor allem in Reaktion auf eine zunehmend komplexere und vielfältige Opferhilfe.
Eine besondere Herausforderung bleibt dabei die Nothilfe für Opfer. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen ermöglichen es nicht immer, schnell auf die Bedürfnisse der Betroffenen zu reagieren, was den Weißen Ring dazu veranlasst hat, interimistische Lösungen zu finden. Dabei wird die Notwendigkeit betont, Verwaltungsprozesse zu beschleunigen und die Erreichbarkeit für Betroffene zu verbessern, um eine umfassende Unterstützung gewährleisten zu können.
Zusammenarbeit mit anderen Organisationen
Eine Schlüsselfigur in der Unterstützung von Gewaltopfern ist die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen. Mit Institutionen wie der Gießener Hilfe oder Wildwasser wird eine enge Kooperation gepflegt, um Synergien zu nutzen und die Hilfsangebote zu erweitern. Durch solche Partnerschaften können Fälle besser koordiniert und Betroffene umfassender versorgt werden.
Darüber hinaus stellt die Organisation auch Rechtsberatungsschecks aus, um sichergestellt werden kann, dass Betroffene die notwendige rechtliche Expertise erhalten. Der Weiße Ring prüft zudem laufend, ob die bereitgestellten Ressourcen effizient eingesetzt werden und ob andere Stellen möglicherweise die Verantwortung für die Hilfsmaßnahmen übernehmen sollten. Damit wird ein verantwortungsvoller Umgang mit den vorhandenen Mitteln gewährleistet.