Gießen

Vom kommunalen Brauhaus zum Privatbesitz: Gießens Biergeschichte

In Gießen wurde am 3. August 2024 über die historische Bedeutung und die wechselvolle Geschichte kommunaler Brauhäuser gestritten, die einst allen Bürgern das Bierbrauen ermöglichten und heute nur noch durch Erinnerungen wie eine Sandsteintafel aus dem Jahr 1671 zeugen, während die Braukunst der Stadt in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist.

Die Bierkultur in Gießen war einst tief in der städtischen Gemeinschaft verwurzelt, doch die Zeiten haben sich geändert. Ein Blick auf die Geschichte der kommunalen Brauhäuser zeigt nicht nur den Wandel in der Braukunst, sondern auch die Bedeutung des Biers als Lebensmittel im Leben der Bürger.

Bier als Grundnahrungsmittel und Teil des Alltags

Historisch betrachtet war Bier in Gießen nicht nur ein beliebtes Getränk, sondern auch eine wichtige Nahrungsquelle. Der ehemalige Stadtarchivar Ludwig Brake erklärte, dass es durch den Brauprozess, insbesondere das Abkochen der Würze, als sicherer und genießbarer als Wasser galt. In einer Zeit, in der Nahrung oft knapp war, bot Bier eine wertvolle Kalorienquelle.

Von kommunalen zu privaten Brauhäusern

Vor Jahrhunderten konnten die Bewohner Gießens in städtischen Brauhäusern ihr eigenes Bier brauen, entweder für den Eigenbedarf oder den Verkauf. Diese Tradition änderte sich jedoch, als die kommunalen Brauhäuser im 18. Jahrhundert in Privatbesitz übergingen. Eine Sandsteintafel in der Sandgasse aus dem Jahr 1671 erinnert heute an diese Zeit.

Die verbreitete Meinung über die Braukunst in Gießen

Die Qualität des in Gießen gebrauten Biers war stets umstritten. Bereits 1722 wurde in einer schriftlichen Brauordnung auf das „schlechte Bier“ hingewiesen, das in der Stadt hergestellt wurde. Im Gegensatz dazu fand der Theologe Erasmus Alberus im Jahr 1552 positive Worte. Für ihn war Gießener Bier durchaus genießbar, was eine geteilte Meinung innerhalb der Bevölkerung verdeutlicht.

Dauerhafte Erinnerungen an die Braukultur

Die letzte aktive Brauerei schloss 2021, und während in der Stadt die Lichter erloschen, bleibt die Sandsteintafel ein bleibendes Zeichen der einst so lebendigen Brautradition. Die Pappelreihe in der Sandgasse markiert heute den Verlauf des alten Stadtbachs, der das Wasser für das Brauhaus lieferte. Obwohl die Brautradition nicht mehr in der Form besteht wie früher, gibt es immer noch Hobbybrauer, die versuchen, Gießener Bier im Stil von Craft-Bieren zu kreieren.

Fazit: Ein veränderter Umgang mit Bier

Die Geschichte der Braukunst in Gießen reflektiert nicht nur die Veränderungen in der Lebensmittelproduktion, sondern auch den gesellschaftlichen Wandel. Das Bier, einst ein Grundnahrungsmittel, hat seine ursprüngliche Bedeutung in der Gemeinschaft verloren, doch die Erinnerungen an diese Tradition leben in den Herzen der Bürger weiter. Die Sandsteintafel bleibt ein Symbol für die reiche und komplexe Geschichte der Gießener Bierbraukunst.

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