Verkaufspläne werfen Schatten auf Jubiläum des Görlitzer Waggonbaus
Das 175-jährige Bestehen des Waggonbau-Herstellers Alstom in Görlitz wird von gemischten Gefühlen begleitet. Am Samstag, von 10 bis 17 Uhr, feiert das Unternehmen mit einem Tag der offenen Tür, doch die sich abzeichnenden Verkaufspläne des Werks belasten die Stimmung.
Hintergründe der Verkaufspläne
In den letzten Wochen wurde verlautbart, dass Alstom einen möglichen Verkauf des Görlitzer Standorts in Betracht zieht, was einige Fragen über die Zukunft des Werkes aufwirft. Mit nur noch ausreichenden Aufträgen bis Mitte 2026 sehen sowohl die Mitarbeiter als auch die Gewerkschaften die Situation kritisch. René Straube, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende, äußert sein Unbehagen: „Wir müssen uns die Frage stellen, wie angemessen es ist, in Anbetracht der Verkaufsabsichten zu feiern.“
Die Bedeutung des Standorts Görlitz
Die anhaltenden Unsicherheiten rund um Alstom spiegeln sich in der aufkeimenden Sorge um die Zukunft der Arbeitsplätze in Görlitz wider. Aktuell sind noch 700 Beschäftigte am Standort tätig, doch der Druck wächst. Uwe Garbe, erster Bevollmächtigter der IG Metall Ostsachsen, kritisiert die Unternehmensführung: „Das Unternehmen trägt aktuell nicht genügend Verantwortung für den Standort. Wir müssen sicherstellen, dass die durch Steuergelder finanzierten Aufträge zur Sicherung von Arbeitsplätzen in Deutschland beitragen.“
Auswirkungen auf die lokale Gemeinschaft
Die Unsicherheit über die Zukunft ist nicht nur eine unternehmensinterne Angelegenheit. Die lokale Gemeinschaft in Görlitz steht vor der Herausforderung, sich auf mögliche Veränderungen einzustellen. Straube und Garbe haben betont, wie wichtig es ist, trotz des Jubiläums ein Bewusstsein für die möglicherweise vor uns liegenden Veränderungen zu schaffen. „Wenn wir Kinder sehen, die uns unterstützen wollen, ist das ein Zeichen, dass der Schienenfahrzeugbau eine wesentliche Rolle in der Region spielt“, sagt Straube.
Eine Branche im Wandel
Die Diskussion um den Görlitzer Waggonbau ist Teil eines größeren Trends hin zu veränderten Produktionsstandorten. Ein Beispiel dafür ist der große Auftrag für die Fertigung von Doppelstockzügen aus Stuttgart, der in Polen realisiert wurde. Hierbei kritisiert Straube die mangelnden „Local Content“-Vorschriften in Deutschland, die dazu führen, dass solch bedeutende Aufträge nicht vor Ort verbleiben. „Das wäre ein Schlag für die lokale Industrie“, merkt er an.
Ein Blick in die Zukunft
Trotz der besorgniserregenden Stimmung gibt es auch Stimmen, die den Mut nicht verloren haben. Während der Feierlichkeiten am Samstag werden die Mitarbeiter und die Gemeinschaft an die stolze Geschichte des Waggonbaus in Görlitz erinnert. „Die Schienenfahrzeugindustrie ist eine der aufregendsten der Welt und einen Verlust wäre für uns alle schade“, betont Straube.
Der Tag der offenen Tür findet am 17. August von 10 bis 17 Uhr statt, und die Hoffnung bleibt, dass auch weiterhin ein Waggonbau-Werk in Görlitz bestehen bleibt und den dringend benötigten Arbeitsplätzen in der Region eine Perspektive bietet.