In Görlitz und Zgorzelec wird dem Schuster und Philosophen Jacob Böhme, der vor 400 Jahren verstarb, auf besondere Weise gedacht. Anlässlich dieses bedeutenden Jahrestages zeichnen die beiden Zwillingsstädte zwei herausragende Persönlichkeiten aus, die sich intensiv für das Werk und das Erbe Böhmes engagiert haben. Die Auszeichnung soll nicht nur die Ehrenamtlichen anerkennen, sondern auch das Interesse an Böhmes Philosophie und seiner Botschaft wiederbeleben.
Der Görlitzer Verleger Michael Prochnow hat sich durch eine beeindruckende Reihe von Aktivitäten hervorgetan, die darauf abzielen, Jacob Böhmes Gedanken für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zum Beispiel hat er eine kleine Buchreihe erstellt, die ausgewählte Texte von Böhme in komprimierter Form bietet. Diese kleinen Bände, die als „Böhme für die Jackentasche“ bekannt sind, enthalten grundlegende Themen wie die wahre Gelassenheit und die vier Temperamente. Mit einem Seitenumfang von nur 40 bis 50 Seiten sind diese Hefte nicht nur leichter verständlich, sondern auch handlich und daher ideal für unterwegs.
Engagement trotz Herausforderungen
Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Prochnows Engagement umfasst die Organisation von Stadtführungen, ein jährlich stattfindendes Böhme-Festival und eine Wanderausstellung in Zusammenarbeit mit Kunsthistorikern und Theologen. Sein unermüdlicher Einsatz bleibt bemerkenswert, besonders wenn man bedenkt, dass er vor einigen Jahren aufgrund einer Erkrankung sein Augenlicht verlor. Trotz dieser persönlichen Herausforderung hat er seine Aktivitäten für Jacob Böhme nicht aufgegeben und wird am Dienstag in einem feierlichen Rahmen mit der Europastadtmedaille geehrt.
Zusätzlich wird auch Lukasz Chwalko, ein Filmemacher aus Zgorzelec, die Medaille erhalten. Chwalko hat eine dokumentarische Auseinandersetzung mit Böhmes Leben und Werk geschaffen, die das Bewusstsein für den Philosophen in seiner Heimat ebenfalls geschärft hat. Der Film, der 2016 veröffentlicht wurde, zeigt nicht nur Böhmes Gedankenwelt, sondern reflektiert auch die kulturellen Verbindungen zwischen Polen und Deutschland. Es ist beeindruckend, dass Chwalko, der Kunstwissenschaftler und Regisseur ist, während seiner Studienzeit in England bemerkte, wie wenig über Böhme in Polen bekannt war. Dies führte ihn dazu, die Inspiration Böhmes, einschließlich seines Einflusses auf den berühmten polnischen Dichter Adam Mickiewicz, zum Thema seines Films zu machen.
Die Ehrung von Prochnow und Chwalko ist ein bedeutender Schritt, um das Erbe von Jacob Böhme in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Diese Auszeichnungen fallen mit einer Vielzahl von Veranstaltungen zusammen, die in den kommenden Wochen stattfinden werden, um Böhmes Lebenswerk zu feiern. Ausstellungen, Vorträge und Filmvorführungen sind Teil eines umfangreichen Programms, das die Zwillingsstädte organisieren, um das Interesse an diesem einzigartigen Philosophen zu fördern.
