Göttingen

„Sartorius-Chef Kreuzburg blickt optimistisch auf Zukunft in Göttingen“

Im exklusiven Interview mit Dr. Joachim Kreuzburg, dem Vorstandsvorsitzenden von Sartorius, äußert dieser seine optimistische Perspektive auf die Zukunft des Unternehmens trotz der Herausforderungen durch wirtschaftliche Unsicherheiten und seinen bevorstehenden Rückzug im November 2025 aus der Unternehmensleitung in Göttingen.

In der dynamischen Welt der Pharmaindustrie stehen Unternehmen oft vor Herausforderungen, sowohl in Bezug auf die Binnenwirtschaft als auch auf internationale Märkte. Dies gilt insbesondere für das Göttinger Unternehmen Sartorius, dessen CEO, Dr. Joachim Kreuzburg, Ende November 2025 in den Ruhestand geht. In einem exklusiven Interview spricht er über die aktuellen Herausforderungen und strategischen Weichenstellungen des Unternehmens.

Der Sommer 2024 brachte bewegte Zeiten für Sartorius mit sich. Eine Delegationsreise nach China, die anstehende Übernahme der Unternehmensführung und die unerwartet schwachen Geschäftszahlen verdeutlichen die aktuelle Lage. Trotz dieser Turbulenzen zeigt sich Kreuzburg optimistisch. „Wir müssen uns von Krisen nicht völlig entkoppeln“, erklärt er, und betont die Wichtigkeit von Resilienz im Geschäftsmodell.

Strategische Weichenstellung und Marktbedingungen

Kreuzburg ist überzeugt, dass die strategischen Pläne von Sartorius auch nach seinem Ausscheiden weiterhin verfolgt werden. „Die Dinge sind auf Kurs und hängen nicht von einzelnen Personen ab“, so der CEO. Die Unternehmensstrategie bleibt auf Innovationen und weltweite Investitionen fokussiert. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines langsameren Wirtschaftswachstums und eines veränderten Investitionsverhaltens der Kunden, bedingt durch steigende Zinsen und anhaltende Inflation.

Die finanziellen Eckdaten vom Halbjahr bestätigen diese Herausforderungen. Sartorius hat in der ersten Jahreshälfte 2024 eine leichte Erholung, aber auch Unsicherheiten festgestellt. Kreuzburg räumt ein, dass die Prognosen über die Dauer des langsamen Steigflugs überdacht werden müssen. Dennoch schneidet Sartorius im Vergleich zur Konkurrenz gut ab und rechnet für die zweite Hälfte des Jahres mit einem Umsatzwachstum.

Um auf die aktuellen Marktbedingungen zu reagieren, plant Sartorius im Jahr 2024 Einsparungen in Höhe von über 100 Millionen Euro. „Wir sehen Sparpotenzial im Einkauf und reduzieren unseren Lagerbestand“, erläutert Kreuzburg und fügt hinzu, dass die Personalreduzierungen moderat und gezielt sein werden. „Unsere Strategie ist es, flexibel zu bleiben“, erklärt der CEO und deutet an, dass auch Kurzarbeit ein mögliches Instrument sei, um schnell auf nachfragestärkere Zeiten reagieren zu können.

Rolle von Innovationen und internationalen Märkten

Eine der Stärken von Sartorius ist das breite Portfolio an langlebigen und relevanten Produkten, die kaum ersetzt werden können. Ein weiteres Plus ist die „China-für-China“-Strategie, die Sartorius seit 30 Jahren verfolgt. Diese Strategie hat dazu beigetragen, dass das Unternehmen nicht übermäßig von China abhängig ist, auch wenn die Marktbedingungen dort schwanken. „China ist von enormer Bedeutung und wird oft als ‚Fitnessstudio für Unternehmen‘ bezeichnet“, so Kreuzburg. In diesem Wettbewerb sei es entscheidend, auch auf die Kooperation mit anderen, insbesondere asiatischen Ländern, zu achten, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.

Die Herausforderungen, die aus den geopolitischen Spannungen resultieren, sind nicht zu unterschätzen. „Unsere Geschäfte in Russland, die nie besonders groß waren, sind weggefallen, was etwa zwei Prozent des Umsatzes ausmachte“, reflektiert Kreuzburg die aktuelle Lage und spricht über die Auswirkungen der Handelsbeschränkungen mit China und die allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheiten. Dennoch bleibt Sartorius insgesamt stabil und agiert in einem langfristig wachsenden Markt.

Auch die deutsche Politik wird im Interview angesprochen. Kreuzburg beobachtet eine Kluft zwischen Wirtschaft und politischen Entscheidungsträgern. „Es braucht harte Arbeit, um international wettbewerbsfähig zu bleiben“, fordert er und weist darauf hin, dass Deutschland die Anforderungen des globalen Wettbewerbs ernst nehmen sollte. Innovationen sind der Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit, doch diese erfordern eine solide Basis an Investitionen und strategischem Denken.

Abschließend erklärt Kreuzburg, dass er auch nach seinem Rückzug aus der operativen Verantwortung in der Region geblieben ist und Sartorius weiterhin eine wichtige Rolle in der Life-Science-Region Göttingen spielen werde. Er bleibt optimistisch, dass das Unternehmen auch weiterhin stark in die Region investieren und Innovationen vorantreiben wird.

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