Am Sonntagnachmittag wurden die zuständigen Behörden in Aufruhr versetzt, als einige hundert tote Fische im Peene-Süd-Kanal entdeckten wurden. Die Tierrettung, Wasserschutzpolizei sowie die Untere Wasserbehörde des Landkreises (UWB) rückten gemeinsam mit zwei örtlichen Feuerwehren an, um den Vorfall zu untersuchen. Sofort darauf begannen die Feuerwehrkräfte damit, das Wasser umzupumpen, um es mit mehr Sauerstoff anzureichern und so die Überlebenschancen anderer Lebewesen im Gewässer zu erhöhen.
Die UWB untersuchte die mögliche Ursache für das Fischsterben und sah zunächst möglicherweise Einträge oder Verunreinigungen aus der Landwirtschaft als Hauptauslöser. Allerdings kam sie schnell zu dem Schluss, dass eine Verunreinigung ausgeschlossen werden kann. Es wurde festgestellt, dass die toten Fische sich nicht nur vereinzelt, sondern über eine Strecke von etwa 300 Metern nahe Medow im Uferbereich fanden. Die Behörde berichtete, dass die Fische teilweise bereits im Zersetzungsprozess waren, was darauf hindeutet, dass sie schon länger tot waren.
Ursache des Fischsterbens erkannt
Die UWB stellte vor Ort keine Einleitungen fest, die auf eine Gewässerverunreinigung hindeuten könnten. Stattdessen vermutete die Behörde, dass der Sauerstoffmangel im Wasser die Todesursache war. „Die warmen Temperaturen und die hohe Algenblüte im nördlichen Bereich des Kanals könnten entscheidend gewesen sein“, erläuterte eine Sprecherin des Landkreises. Da es sich um eine natürliche Ursache handelt, wurden keine weiteren Maßnahmen von der UWB ergriffen. Die Feuerwehr Medow wurde jedoch über das Umpumpen von Wasser zur Sauerstoffanreicherung informiert.
Inmitten dieser Ereignisse und der Umstrukturierung von Maßnahmen erregt das Fehlen von Informationen für den Landesanglerverband, der als offizieller Pächter des Peene-Süd-Kanals fungiert, große Besorgnis. Der Vorsitzende des Kreisanglerverbandes, Torsten Brandl, äußerte sich dazu und fühlte sich von den Behörden ausgeschlossen. „Wir haben Experten, die auf solche Notfälle spezialisiert sind, sowie eine Meldekette, die in solchen Situationen greift“, so Brandl im Gespräch mit dem Nordkurier.
Brandl hebt hervor, dass die Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehren zwar lobenswert ist, doch die Kommunikation und Abstimmung mit den Anglern hätte deutlich besser sein müssen. Besonders bei den trockenen Bedingungen in diesem Sommer, wenn Landwirte kein Wasser aus dem Kanal entnehmen dürfen und somit kein neues Wasser in den Kanal gelangt, gerät der Sauerstoffgehalt schnell ins Wanken.
Bedeutung und Ausblick
Das Vorfallen im Peene-Süd-Kanal hat nicht nur unmittelbare Auswirkungen auf die regionale Fischpopulation, sondern es wirft auch Fragen zur ökologischen Gesundheit des Gewässers auf. Der Vorfall ist ein alarmierendes Zeichen für die Sensibilität unseres Wasserhaushalts, insbesondere in Zeiten des Klimawandels, wo Extreme wie Trockenheit oder Überhitzung immer häufiger werden. „Wir müssen lernen, besser zusammenzuarbeiten, um solche Situationen in Zukunft zu verhindern“, appelliert Brandl an alle Beteiligten und betont die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit zwischen Anglern, Landwirten und Behörden.
In Anbetracht der Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt, könnte diese Situation als Weckruf dienen, die Möglichkeiten zur Verbesserung der Wasserqualität und -versorgung in unserer Region zu überdenken und anzupassen.
Die exakte Ursache für das Fischsterben im Peene-Süd-Kanal ist derzeit zwar noch nicht entschlüsselt, jedoch zeigen ähnliche Vorfälle in der Vergangenheit, dass Umweltfaktoren wie Temperatur und Nährstoffüberschuss oft die Hauptursachen sind. Steigende Wassertemperaturen und eine hohe Belastung durch Algenblüten können zu einem dramatischen Rückgang des gelösten Sauerstoffs im Wasser führen, was für viele Fischarten tödliche Folgen haben kann. Im Jahr 2015 kam es beispielsweise zu einem ähnlichen Vorfall im Ratzeburger See, wo ein massives Fischsterben durch einen starken Anstieg der Wassertemperatur und übermäßigen Nährstoffeintrag verursacht wurde (Quelle: SWR).
Zusätzlich zu den natürlichen Ursachen für das Fischsterben gibt es auch langfristige relevante Faktoren, die die Wasserqualität in verschiedenen Gewässern beeinflussen. Die Überdüngung in der Landwirtschaft führt oft zu einer erhöhten Nährstoffkonzentration im Wasser, was wiederum die Algenblüte verstärkt. Diese hat nicht nur eine direkte Auswirkung auf den Sauerstoffgehalt, sondern beeinträchtigt auch das gesamte Ökosystem im Gewässer. Das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt von Mecklenburg-Vorpommern hat in den letzten Jahren mehrere Programme zur Förderung der nachhaltigen Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen initiiert, um solche Hypoxie-Ereignisse zu verringern (Quelle: Landesregierung MV).
Öffentliche Wahrnehmung und Kommunikation
Ein weiterer kritischer Aspekt ist die Kommunikation zwischen den Behörden und den Anwohnern sowie den Anglerverbänden. Der Vorfall im Peene-Süd-Kanal hat gezeigt, dass eine stärkere Zusammenarbeit und Informationsverteilung notwendig ist, um die Interessen aller Beteiligten zu berücksichtigen. Die Bürger sind zunehmend besorgt über den Zustand der Gewässer in ihrer Umgebung, und es ist wichtig, dass Behörden ihre Maßnahmen transparent kommunizieren. Die Zusammenarbeit zwischen Umweltschutzorganisationen und der Landwirtschaft kann ebenfalls dazu beitragen, besser auf solche ökologischen Krisen reagieren zu können.
In der Vergangenheit gab es immer wieder Klagen über unzureichende Informationsstrukturen, insbesondere wenn es um Fischsterben oder andere Umweltvorfälle ging. Eine effektive Kommunikationsstrategie könnte nicht nur das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Behörden stärken, sondern auch zu schnelleren Reaktionen in Krisensituationen führen. Initiativen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit könnten ebenfalls dazu beitragen, ein besseres Verständnis für die Herausforderungen zu entwickeln, vor denen die Gewässerbewirtschaftung steht.