In der malerischen Hansestadt Greifswald wird ein ganzes Jahr dem Erbe von Caspar David Friedrich gewidmet—und das zu seinem 250. Geburtstag. Am 5. September 1774 erblickte der berühmte Maler das Licht der Welt, während die Region noch zu Schweden gehörte. In seinem Schaffen zeichnete er sich durch beeindruckende Naturlandschaften und atmosphärische Lichtstimmungen aus, die bis heute große Bewunderung hervorrufen.
Zu Ehren Friedrichs haben die Stadt und ihre Kultureinrichtungen über 400 Veranstaltungen geplant. Dazu gehören nicht nur Geburtstagsfeiern und Kostümwettbewerbe, sondern auch Zeichenkurse und geführte Wanderungen an den Orten, die den Künstler inspirierten. Höhepunkte sind die Ausstellungen in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, wo Werke von Friedrich gezeigt werden—eine echte Gelegenheit, seine Kunst hautnah zu erleben.
Ein vielseitiger Künstler mit einer melancholischen Botschaft
Friedrichs Kunst wird oft mit einer tiefen Melancholie assoziiert. Diese Emotion weckt nicht nur nostalgische Gefühle, sondern verbindet auch zeitlose Themen wie die Sehnsucht nach verlorenen Erinnerungen mit aktuellen Herausforderungen, wie etwa der Klimakrise. Ein eindrucksvolles Wandbild in Köln-Kalk greift dieses mögliche Verbindungsstück zwischen Vergangenheit und Gegenwart auf: Ein Wanderer blickt auf eine Stadt, die von Nebel und Rauch verschleiert ist, was an die Flüchtlingskatastrophen auf dem Mittelmeer erinnert.
Literaturkritiker Florian Illies hat sich intensiv mit dem Phänomen Friedrich beschäftigt und mit seinem Bestseller „Zauber der Stille“ einen breiten Diskurs über den Maler angestoßen. Er betont, dass die Passivität der Figuren in Friedrichs Werken den Betrachter zum Nachdenken anregt und eine enorme Sehnsucht wecken kann. Solche Emotionen sind es, die auch in der heutigen Zeit viele Menschen dazu bewegen, Landschaftsaufnahmen mit dem Hashtag des Malers in sozialen Medien zu teilen.
Obwohl Friedrich zeitlebens mit Herausforderungen wie Depressionen kämpfte, spiegelt seine Kunst oft einen tiefen Religionsbezug wider. Er kam aus einer großen Familie und erlebte früh den Verlust eines Bruders. Dieses traumatische Erlebnis wird als möglicher Ursprung seiner Laufbahn als Romantiker gesehen, da sich Themen wie Eis und Wasser durch sein Werk ziehen.
Ein Zeichen für Zeitgenossenschaft
Sein erstes großes Ölgemälde „Das Kreuz im Gebirge“ sorgte für geteilte Meinungen: Einige bewunderten es als Meisterwerk, andere empfanden es als übertrieben gefühlvoll. Diese Gegensätze im Urteil über seine Kunst begleiten Friedrichs Schaffen bis heute. Auch ein Entwurf für den Altar der Greifswalder Marienkirche wurde abgelehnt, da sein intuitiver Zugang zur Religion nicht den konventionellen Vorstellungen seiner Zeit entsprach.
Der Künstler war auch ein Innovator im Bereich der Kunstvermittlung; als Professor an der Königlichen Kunstakademie in Dresden betonte er die Bedeutung von Individualität und Kreativität im Lernprozess. „Nicht alles lässt sich lehren“, war ein zentraler Gedanke von Friedrich. Er war davon überzeugt, dass Kunst aus einer inneren Überzeugung und nicht aus starren Regeln hervorgehen sollte, eine Philosophie, die auch heute noch in der Künstlerausbildung von Bedeutung ist.
Nach seinem Tod am 7. Mai 1840 in Dresden, wo sich auch sein Grab befindet, wurde die Erinnerung an seine Werke lebendig gehalten. Pläne, seine Grabstätte durch ein Denkmal aufzuwerten, heben die anhaltende Bedeutung Friedrichs für die Kunstgeschichte hervor. Um seinem Erbe die Ehre zu erweisen, zeigt auch Hamburg eine spezielle Jubiläumsausstellung, die das Interesse und die Sichtbarkeit seiner Werke evident steigert.
Insgesamt bietet das 250. Jubiläum von Caspar David Friedrich eine Vielzahl an Einsichten in das Leben und Werk eines der bedeutendsten Maler Deutschlands. Die zahlreichen Veranstaltungen und Ausstellungen laden dazu ein, die Melancholie, Schönheit und Tragik seiner Kunst näher zu erleben und wertzuschätzen.