Bernd Haase, der ehemalige Chef der Greifswalder Volkspolizei, gibt Einblicke in die Entscheidung, warum im Herbst 1989 die Friedliche Revolution in Greifswald gewaltfrei verlief. In einem Interview erläutert Haase, dass er den Mut nicht hatte, eine Demonstration in der Stadt zu untersagen, obwohl er über 400 Mann unter seinem Kommando hatte. Am 18. Oktober, als etwa 1.000 Demonstranten nach dem ersten Friedensgebet in den Dom strömten, warteten 100 Polizisten in voller Ausrüstung, jedoch ohne den Auftrag, gegen die friedlichen Kerzenträger vorzugehen.
Die Volkspolizei entschloss sich, nicht einzugreifen, solange keine staatlichen Gebäude angegriffen wurden. Dies geschah trotz eines Befehls der SED-Kreisleitung, den Protestzug abzuschneiden. Der ehemalige Oberstleutnant begründete seine Entscheidung mit der Unsicherheit der eigenen Truppe und der Möglichkeit von Tumulten. „Wir wollten die Bürger nicht aufhetzen“, so Haase. Während der Massenproteste half die Polizei sogar, Straßen zu sichern und einen Dialog mit den Bürgern zu initiieren. Diese friedliche Koexistenz in der Krise blieb jedoch nicht lange unbemerkt – Bernd Haase hat die Transformation der DDR hautnah miterlebt und war bis zu seiner Pensionierung 2010 im Polizeidienst.
Er äußerte sich auch zu den tumultartigen Szenen, als Bürger die Stasi-Zentrale besetzten, um Akten zu sichern und der Geheimdienst aktiv in Aufruhr geriet. An diesem Tag loderte in Greifswald die Flamme der Freiheit. Mehr Details dazu auf www.ndr.de.