In Gütersloh hat sich eine bemerkenswerte Veränderung im Bereich der Suchtmedizin ergeben. Dr. Jennifer Copeland und Dr. Christiane Rasmus übernehmen die Positionen, die zuvor von Dr. Ulrich Kemper gehalten wurden. Dieser trat Ende Juli in den Ruhestand und hinterlässt ein bedeutendes Erbe im Klinikum Gütersloh des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL).
Die beiden neuen Chefärztinnen bringen nicht nur umfangreiche Erfahrung mit, sondern kennen auch die Strukturen der Klinik sehr gut. Dr. Jennifer Copeland, seit 2011 Teil des LWL-Teams, ist ab sofort die Chefin der Klinik für Suchtmedizin. In dieser Funktion wird sie sich um die drei bestehenden suchtmedizinischen Stationen kümmern, die Tagesklinik für Suchtmedizin leiten und die Ambulanz betreuen. Sie betont: „Wir müssen und wollen unser aufsuchendes Angebot weiter ausbauen.“ Diese Aussage verdeutlicht ihre Ambitionen, den Zugang zu suchtmedizinischen Hilfen für verschiedene Bevölkerungsgruppen zu erleichtern.
Erweiterung niederschwelliger Angebote
Copeland plant, das Team auch in Obdachlosenunterkünften präsenter zu machen. Dies soll dazu beitragen, dass Menschen in schwierigen Lebenslagen schneller Unterstützung finden können. „Dazu gehört auch eine Stärkung der Ambulanz und ein unkomplizierter Zugang zum Team der Suchtexperten und -expertinnen“, fügt sie hinzu. Diese Schritte könnten für viele Betroffene äußerst hilfreich sein, da sie häufig vor der Hürde stehen, sich in eine Klinik zu begeben oder die nötige Beratung in der ersten Kontaktaufnahme zu suchen.
Die Klinik selbst bietet gegenwärtig 70 stationäre Betten und 12 Plätze für die Tagesklinik an. Zusätzlich wurde im vergangenen Jahr ein Anstieg auf fast 2500 Patientenfällen in der Ambulanz registriert. Diese Zahlen verdeutlichen nicht nur den großen Andrang, sondern auch die Notwendigkeit für ausreichende und zugängliche Angebote in der Suchtmedizin. Das enge Netz von Kooperationen mit verschiedenen Organisationen und Selbsthilfegruppen im Kreis Gütersloh wird als weiterer Schlüssel zur Verbesserung der Hilfsangebote beschrieben.
Neue Struktur im LWL-Rehabilitationszentrum
Dr. Christiane Rasmus übernimmt zum 1. September die neu geschaffene Position als Chefärztin des LWL-Rehabilitationszentrums, das das Hans-Peter-Kitzig-Institut und die Bernhard-Salzmann-Klinik beinhaltet. Diese Umstrukturierung wurde ins Leben gerufen, um die Synergien zwischen den beiden Reha-Einrichtungen zu fördern, wie der Ärztliche Direktor, Professor Dr. Klaus-Thomas Kronmüller, erläutert.
Rasmus ist seit 1999 für den Landschaftsverband tätig und hat bereits viele Facetten der Klinik erlebt. Ihre Reise begann, als sie als Medizinstudentin das Klinikum kennenlernte. später arbeitete sie unter anderem als Oberärztin in der Suchtambulanz, bevor sie in führenden Positionen tätig wurde. Es ist ihr ein Anliegen, auch in ihrer neuen Rolle ausreichend Zeit für die Behandlung der Patienten zu gewährleisten.
Beide Ärztinnen sehen die anstehenden Wochen als Einarbeitungszeit, um sich mit den verschiedenen Teams in ihren neuen Tätigkeitsbereichen vertraut zu machen. Diese Zeit ist wichtig, um die bereits bestehenden positiven Prozesse und Strukturen zu stärken und gegebenenfalls neue Impulse in der Suchtmedizin zu setzen.
Neue Perspektiven für die Suchtmedizin
Die Übernahme der Chefärztinnenpositionen durch Dr. Jennifer Copeland und Dr. Christiane Rasmus bedeutet nicht nur einen Wechsel in der Führung, sondern auch eine frische Sichtweise auf die Herausforderungen und Chancen in der Suchtmedizin. Ihre Pläne und Ziele könnten wegweisend sein und darauf abzielen, die Versorgungssituation für Betroffene weiter zu verbessern. Die Kombination aus Erfahrung und neuem Engagement verspricht, einen positiven Beitrag zu leisten, um die Gesundheitsversorgung in Gütersloh weiterhin auf hohem Niveau zu halten.
Wichtige Aspekte der Suchtmedizin
Suchtmedizin umfasst die Diagnostik, Therapie und Begleitung von Menschen mit Abhängigkeiten. Die Behandlung in diesem Bereich ist oft komplex, da sie nicht nur medizinische Interventionen, sondern auch sozialpsychiatrische und psychotherapeutische Ansätze miteinander verbindet. Der LWL-Klinikum Gütersloh nimmt eine wichtige Rolle in der Versorgung Betroffener ein, insbesondere durch die Anwendung eines integrativen Behandlungskonzepts. Dies schließt stationäre Angebote, Tageskliniken und ambulante Hilfeleistungen ein.
In den letzten Jahren hat sich der Fokus auf interdisziplinäre Ansätze verstärkt. Professionelle Teamarbeit, wie sie bei Dr. Copeland und ihrem Team angestrebt wird, ist entscheidend für den Erfolg der Behandlung. Das Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, die vielfältigen Bedürfnisse der Patienten zu erkennen und individuell zu adressieren.
Engagement in der Suchtprävention
Um den Herausforderungen im Bereich der Suchtmedizin zu begegnen, widmet sich das LWL-Klinikum auch der Prävention. Initiativen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit, wie Aufklärungsprogramme und Angebote in Schulen, sind von zentraler Bedeutung. Laut dem Deutschen Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters sind frühzeitige Interventionen entscheidend, um den Einstieg in problematische Konsumverhalten zu verhindern.
Ein Beispiel für solch eine Initiative ist die geplante Präsenz in Obdachlosenunterkünften, um dort direkt Betroffene zu unterstützen. Solche niederschwelligen Angebote sind besonders wichtig, da sie einen Zugang zur Hilfe schaffen können, bevor eine Abhängigkeit zu einem akuten Problem wird.
Die Entwicklung der Suchtbehandlung in Deutschland
Die Suchtbehandlung in Deutschland hat sich über die Jahre deutlich gewandelt. In den 1980er und 1990er Jahren lag der Fokus stark auf der stationären Behandlung, während in den letzten zwei Jahrzehnten eine zunehmende Anerkennung der Bedeutung von ambulanten Angeboten und Selbsthilfegruppen erfolgt ist. Der paradigmatische Wechsel hin zu einer patientenorientierten Therapieform hat dazu geführt, dass heute viele Kliniken, einschließlich des LWL-Klinikums, verstärkt auf niederschwellige Hilfen setzen, um eine breitere Bevölkerungsschicht zu erreichen.
Statistiken belegen, dass die Anzahl der Menschen, die in Deutschland Hilfe bei Suchtproblemen suchen, steigt. Laut dem Bericht zur Drogenlage in Deutschland 2022 des Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) war ein Anstieg von 8% bei den Anfragen in Beratungsstellen zu verzeichnen. Dies zeigt, dass das Bewusstsein für Suchtproblematiken zunimmt und mehr Menschen bereit sind, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Der LWL-Klinikum Gütersloh reagiert auf diese Entwicklungen, indem es sein Angebot kontinuierlich anpasst und erweitert, um den spezifischen Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden, wodurch die Bedeutung von Führungspersönlichkeiten wie Dr. Copeland und Dr. Rasmus in der Weiterentwicklung der Suchtmedizin unterstrichen wird.