In einem bedeutenden Schritt zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt innerhalb der Kirche und Diakonie lädt die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) gemeinsam mit der Evangelischen Landeskirche Anhalts sowie der Diakonie Mitteldeutschland betroffene Personen zu einem ersten Betroffenenforum ein. Dieses findet am 14. September in Halle (Saale) statt und zielt darauf ab, eine Plattform für den Austausch und die Teilnahme der Betroffenen zu bieten.
Das Forum richtet sich an alle, die im Umfeld der evangelischen Kirche sexuellen Übergriffen ausgesetzt waren, sowie an Personen, die sich über die aktuell geplanten Maßnahmen zur Aufarbeitung informieren möchten. Dorothee Herfurth-Rogge, die Leiterin der Ansprechstelle zum Schutz vor sexualisierter Gewalt in der EKM, unterstreicht die Bedeutung des Workshops: „Die Teilnehmenden des Forums können sich über Hilfsangebote informieren und erhalten zugleich Informationen über den bisherigen Stand der Aufarbeitung in Kirche und Diakonie.“ Dies ist der erste Schritt zur Gründung von Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommissionen (URAK) in Mitteldeutschland.
Worum handelt es sich bei den Unabhängigen Regionalen Aufarbeitungskommissionen?
Diese Kommissionen sollen speziell dazu dienen, die Mitgestaltung der Aufarbeitung durch Betroffene zu fördern. Der Fokus liegt darauf, unabhängige und professionelle Aufarbeitung von Fällen sexualisierter Gewalt zu gewährleisten, was eine zentrale Forderung sowohl von Betroffenen als auch von Fachkreisen darstellt. Der Aufbau dieser Kommissionen beruht auf einer gemeinsamen Erklärung von wichtigen Institutionen, darunter die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Diakonie Deutschland. In dieser Erklärung wurden verbindliche Kriterien und Strukturen für eine umfassende und unabhängige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt festgelegt.
Ein bedeutender Faktor ist die Tatsache, dass in die URAK nicht nur Vertreter der Betroffenenforen integriert werden, sondern auch unabhängige Experten aus Wissenschaft, Fachpraxis und Justiz. Diese Diversität soll dazu beitragen, die verschiedenen Perspektiven und Erfahrungen von Betroffenen angemessen zu berücksichtigen und so eine fundierte Aufarbeitung zu gewährleisten.
Die Rolle der Betroffenen
Die Einbeziehung der Betroffenen in den Prozess ist von essentieller Bedeutung, da ihre Erfahrungen und Stimmen direkt in die Aufarbeitung und zukünftige Präventionsmaßnahmen einfließen können. Das Ziel ist es, ausgehend von den Erfahrungen der Betroffenen, sinnvolle und wirkungsvolle Schritte zu entwickeln, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern und entsprechend zu reagieren.
Anmeldungen zum Forum sind unter der Nummer 0345 68669854 bei der Ansprechstelle der EKM möglich. Dies ist eine Chance für Betroffene, sich u.a. über Unterstützungsangebote zu informieren und eine Stimme in diesem wichtigen Prozess zu erhalten.
Die Veranstaltung ist nicht nur ein erster Schritt in Richtung Aufarbeitung, sondern auch ein Zeichen für eine wachsende Sensibilität und das Bestreben, mit dem Thema sexualisierte Gewalt offener umzugehen. Es wird erwartet, dass in den kommenden Monaten und Jahren weitere Maßnahmen und Foren folgen werden, um dieses wichtige Thema weiterhin in den Mittelpunkt zu rücken und angemessen zu bearbeiten.