Hamburg. Inmitten des hektischen Treibens der Hamburger Innenstadt verbirgt sich ein kleines, aber geschichtsträchtiges Gebäude, das viele Passanten unbeachtet lassen. Das 121 Jahre alte Haus am Ida-Ehre-Platz 9 birgt nicht nur eine interessante Geschichte, sondern auch neue gastronomische Impulse, die das Stadtbild bereichern könnten.
Die Effenberger Familie, bekannt für ihre Vollkornbäckerei, hat vor kurzem in dem schmalen Gründerzeitgebäude eine neue Filiale eröffnet. Mit der Eröffnung bringen Anne und Thomas Effenberger frische Backwaren in die Altstadt, wo zuvor viele Jahre lang ein Fischladen betrieben wurde. Der Umzug in dieses historische Gebäude markiert nicht nur eine Rückkehr zu den Wurzeln des Lebensmittelhandels, sondern auch eine Renaissance für einen Ort, der lange Zeit im Schatten der modernen Einzelhandelsarchitektur stand.
Eine fangfrische Geschichte
Das Gebäude mit der überschaubaren Grundfläche von lediglich 53 Quadratmetern sticht stark hervor zwischen den massiven Nachbargebäuden. Auf der Fassade befindet sich eine eindrucksvolle Statue eines Fischers, der auf einem Kutter steht, angeblich ein Erbe aus Finkenwerder, das die maritime Tradition Hamburgs symbolisiert. „Das Haus ist ein echtes Juwel für die Stadt“, erklärt Städtebauexpertin Hella Häussler. Ihr zufolge könnte es das älteste Gebäude am Platz sein, während die angrenzenden Häuser aus den 1920er-Jahren stammen.
Uwe und Hinrich Thormählen, die letzten Eigentümer der Familie, haben das Gebäude nach mehr als einem Jahrhundert im Familienbesitz verkauft. Die Geschichte der Thormählens ist eng mit dem Haus verbunden: Ehemals betrieben sie dort einen Fischladen namens „Krohn“. Dieser war für viele Hamburger ein vertrauter Anlaufpunkt, bis der Betrieb 1992 eingestellt wurde. Uwe Thormählen beschreibt den emotionalen Abschied von einem Ort, der über Generationen hinweg ihre Familiengeschichte prägte.
Neuer Wind im alten Haus
Mit der neuen Vollkornbäckerei Effenberger kehrt nun ein Lebensmittelgeschäft zurück in die Innenstadt. „Wir sind begeistert, dass das Haus weiterhin einem Lebensmittelhandel dient“, sagt Thormählen. Thomas Effenberger führt aus, dass in den oberen Stockwerken drei kleine Wohnungen renoviert werden, die bisher als Büro- und Lagerräume genutzt wurden. Diese Wohnungen, die zwischen 30 und 40 Quadratmeter groß sind, zeigen unter neuem Bodenbelag einen schicken Fischgrätparkett.
Die Effenbergers haben bereits Gespräche mit dem Citymanagement aufgenommen, um herauszufinden, wie sie die Wohnungen in das städtische Umfeld integrieren können. „Wir möchten einen Ort schaffen, der nicht nur unsere Kunden anzieht, sondern auch der Stadt zugutekommt“, erklärt der Bäckermeister. Diese Weichenstellung könnte nicht nur das gastronomische Angebot erweitern, sondern auch steigende Lebensqualität für die Anwohner bringen.
Das historische Gebäude am Ida-Ehre-Platz 9 hat also eine spannende Transformation hinter sich und könnte in naher Zukunft zu einem neuen kulturellen Anziehungspunkt in der Hamburger Innenstadt avancieren. Während die Effenbergers ihre Bäckerei weiter ausbauen, bleibt abzuwarten, wie sich die oberen Etagen entwickeln werden. Die Rückkehr eines Lebensmittelhandels an diesen historischen Standort ist nicht nur eine wirtschaftliche Entscheidung, sondern auch ein wichtiges Zeichen für den Erhalt traditionsreicher Geschäfte in der Innenstadt.