Hamburg. In einer besorgniserregenden Entscheidung wurde das Grindelfest, ein Straßenfest zur Feier der kulturellen Vielfalt, abgesagt. Hintergrund dieser Entscheidung sind gravierende Sicherheitsbedenken, die als direkte Folge eines tödlichen Terrorangriffs in Solingen bewertet werden.
Der schreckliche Vorfall in Solingen, bei dem drei Menschen ihr Leben verloren, hat die Organisation des Grindelfests vor eine kaum zu bewältigende Herausforderung gestellt. Obwohl für das Festival, das vom 13. bis 15. September im Grindelviertel geplant war, bereits Kooperationen mit der Jüdischen Gemeinde und weiteren kulturellen Institutionen bestanden, war es unmöglich, die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten. Jimmy Blum, der Vorsitzende des Veranstalters Grindel e.V., erklärte: „Wir können die Sicherheit nicht garantieren und aufgrund der aktuellen Situation war die Absage unausweichlich.“
Hintergrund zu den Absagen und Sicherheitsbedenken
Die Absage des Festes wurde nicht leichtfertig getroffen. Nach dem Terroranschlag in Solingen fanden zahlreiche Gespräche über die Sicherheitslage statt, doch die Organisatoren kamen schnell zu dem Schluss, dass die Risiken zu hoch seien. Laut Blum ist die Gefahr, dass solche Veranstaltungen von Nachahmern als Ziel genommen werden könnten, enorm gewachsen.
Ein geplanter Bereich für das Fest, einschließlich Bühnen und Stände auf dem historischen Joseph-Carlebach-Platz, sollte ein Schaufenster der religiösen und kulturellen Vielfalt werden. Doch die Realität ist eine andere. „Am Ende stehen wir in der Verantwortung, wenn etwas passiert“, fügte Blum in einer emotionalen Erklärung hinzu.
Obwohl die Planungen für das Grindelfest beeindruckend waren, bleibt den Veranstaltern nur die Hoffnung auf einen Neuanfang in 2025. Blum ist entschlossen, weiterhin Rückhalt aus der Politik zu suchen, um ein sicheres und buntes Feiern im Grindelviertel zu ermöglichen.
Reaktionen aus der Politik
Die Absage wurde in der politischen Landschaft Hamburgs mit scharfer Kritik registriert. Anke Frieling, die Vize-Chefin der CDU-Fraktion, bezeichnete die Situation als „Armutszeugnis für unsere Stadt“. Sie äußerte die dringende Notwendigkeit, solche Feste, „die Toleranz und Vielfalt feiern“, auch in schwierigen Zeiten durchzuführen. Bürgermeister Peter Tschentscher wird aufgefordert, umgehend im Dialog zu stehen, um eine sichere Durchführung des Festivals zu ermöglichen.
Der Unmut in den politischen Reihen geht jedoch über die CDU hinaus. Sonja Jacobsen, die Landesvorsitzende der FDP, äußerte Sorge über die Bedeutung des Grindelfestes in der jüdischen Gemeinschaft und sah in der Absage ein alarmierendes Signal für die Sicherheit des öffentlichen Lebens in Hamburg. „Der gewaltbereite Islamismus ist die größte Bedrohung unserer freien Gesellschaft“, erklärte sie und appellierte an den Senat, die eigenen Prioritäten im Kampf gegen Verfassungsfeinde zu überdenken.
Die wiederholte Aussage, dass es in Hamburg „keinen Platz für Hass und Antisemitismus“ gibt, muss sich laut Jacobsen auch in der Realität bewähren. In einem Klima, in dem ein solches Fest abgesagt werden muss, sehen die Liberalen Handlungsbedarf.
Es bleibt abzuwarten, ob und wie die Sicherheitslage in Zukunft bewertet wird und ob Hamburg weiterhin ein Ort der Vielfalt und Toleranz bleiben kann, der öffentliche Feste sicher ermöglicht.