In einer wichtigen Stellungnahme hat Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg ihre ablehnende Haltung gegenüber einem generellen Handyverbot an Schulen bekanntgegeben. Diese Entscheidung steht im Gegensatz zu den Regelungen in den Niederlanden, wo seit Anfang September ein solches Verbot in allen Schulen gilt. Im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ erklärte Hamburg, dass sie der Meinung sei, es sei besser, den Schulen die Entscheidung in eigener Verantwortung zu überlassen.
Hamburg betonte, dass in Niedersachsen Schulen die Möglichkeit haben, eigene Regelungen zur Nutzung von Handys in den Hausordnungen festzulegen. „Es gibt Schulen, die sogar zu Social-Media-Sprechstunden animieren, um den Schülern den verantwortungsvollen Umgang mit Smartphones näherzubringen“, fügte sie hinzu. Diese individuelle Handhabung schaffe Raum für verschiedene pädagogische Konzepte im Bundesland.
Flexible Unterrichtsformen und Lehrermangel
Neben dem Handyverbot geht es der Ministerin auch darum, den Unterricht zu reformieren. „Wir müssen weg von traditionellen 45-Minuten-Stunden und den Fächern Deutsch, Mathe und Biologie. Stattdessen sollten wir auf projektorientierte Ansätze setzen, die sich an den Interessen der Schülerinnen und Schüler orientieren“, erläuterte Hamburg. Dabei sprach sie von innovativen Unterrichtsmodellen wie dem sogenannten „Freiday“, an dem die Schüler selbstständig lernen können.
Es gibt bereits Schulen in Niedersachsen, die diesen neuen Weg erfolgreich beschreiten. Gleichzeitig existieren aber auch weiterhin Schulen, die den klassischen Unterrichtsansatz beibehalten und ebenfalls gute Erfolge erzielen. Die Ministerin stellte klar, dass jede Schule selbst entscheiden müsse, welches Konzept am besten zu ihr passt, was die Diversität in der schulischen Landschaft Niedersachsens unterstreicht.
Ein weiteres zentrales Anliegen Hamburgs ist der akute Lehrermangel, den das Land durch die Rekrutierung von Quereinsteigern bekämpfen möchte. In diesem Zusammenhang kündigte sie die Einführung eines Online-Tools an, das Interessierten schnell zeigen soll, ob sie für den Lehrerberuf geeignet sind. Laut Hamburg sollen potenzielle Bewerber nach den Herbstferien die Möglichkeit haben, das Tool über die Webseite des Kultusministeriums zu nutzen.
Hamburg wies darauf hin, dass viele Quereinsteiger im Bewerbungsprozess erkennen, dass nicht alle Voraussetzungen für den Lehrerberuf erfüllt sind, oder dass der Beruf nicht das ist, was sie sich vorgestellt haben. „Es ist wichtig zu verstehen, dass der Lehrerberuf mehr erfordert als nur das Unterrichten“, sagte sie und erinnerte an Aufgaben wie die Unterrichtsvorbereitung, Elterngespräche und das Management einer Klassengemeinschaft.
Die Kultusministerin hebt hervor, dass der Lehrerberuf sowohl herausfordernd als auch erfüllend ist und spricht für einen respektvollen Umgang mit der Komplexität des Lehreralltags. In Anbetracht dieser Maßnahmen steuert Niedersachsen weiterhin aktiv gegen die Herausforderungen im Bildungsbereich und fördert die Flexibilität und Eigenverantwortung der Schulen.
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