03.09.2024 – 01:00
Neue Osnabrücker Zeitung
In Niedersachsen sorgt die Debatte um die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) im Bildungssystem für Aufsehen. Julia Willie Hamburg, die Kultusministerin des Bundeslandes, spricht sich mit Nachdruck gegen die Einführung eines eigenen Schulfaches für KI aus. Anstelle isolierter Fächer plädiert sie für eine integrierte Sichtweise, die es ermöglicht, relevante Themen wie KI quer durch verschiedene Unterrichtsfächer zu behandeln. „Wir haben viele bedeutende gesellschaftliche Themen, die im Unterricht berücksichtigt werden müssen – nicht nur in einem speziellen Fach, sondern als Teil eines umfassenderen Ansatzes“, betont die Ministerin in einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.
Hamburg sagt weiter: „Ob in Deutsch, Politik oder den Naturwissenschaften – KI und auch das Thema Demokratie haben überall ihren Platz und werden dort entsprechend thematisiert.“ Dieser integrative Ansatz soll sicherstellen, dass Schülerinnen und Schüler ein Verständnis für die Rolle von KI in verschiedenen Kontexten entwickeln. Sie sieht es als wichtig an, dass die Lernenden nicht nur technische Fähigkeiten erwerben, sondern auch über die ethischen Herausforderungen und die sozialen Implikationen von KI nachdenken.
Ausbildung der Lehrkräfte
Um diese Vision zu verwirklichen, hat die niedersächsische Landesregierung einige Maßnahmen ergriffen. So wurde das Fach Informatik für Schüler der 9. und 10. Klassen neu eingeführt. „Das bedeutet, dass die grundlegenden Systeme und Funktionsweisen von KI in den Lehrplan integriert sind“, erklärt Hamburg. Diese Grundlage soll den Schülern nicht nur Wissen über die Technologie selbst vermitteln, sondern sie ebenfalls auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters vorbereiten.
Ein wichtiges Element der Strategie ist ein frühes Pilotprojekt, das 60 Lehrkräfte an 27 Schulen in Niedersachsen einschließt. Hierbei sollen Materialien entwickelt und die Auswirkungen von KI auf Prüfungsformate untersucht werden. Hamburg erläutert: „Wir möchten herausfinden, welche Lernmaterialien es braucht und wie KI das Lernen sowie die Leistungsbewertung beeinflusst.“ Dieses Projekt könnte wegweisend für die spätere Implementierung von KI-Inhalten in den regulären Unterricht sein.
Die Ministerin sieht die Notwendigkeit, dass Lehrkräfte spezifisch auf die neuen Herausforderungen vorbereitet werden, die mit der Integration von KI in den Unterricht einhergehen. Durch gezielte Schulungen und Entwicklungsprogramme werden die Lehrenden in die Lage versetzt, die Themen angemessen zu behandeln und die Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen der modernen Gesellschaft vorzubereiten.
Insgesamt zeigt die Herangehensweise der Ministerin, dass Niedersachsen die Herausforderungen der Digitalisierung ernst nimmt und bestrebt ist, die Schüler umfassend auf eine Zukunft mit Künstlicher Intelligenz vorzubereiten, ohne sie in isolierte Fachbereiche zu drängen. Sie unterstreicht damit die Rolle der Lehrer und die Wichtigkeit eines interdisziplinären Lehransatzes in einer sich rasch verändernden Welt.
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