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Neue Umfrage enthüllt: Hamburgs Kulturpublikum ist überwiegend weiblich

Eine aktuelle Befragung der Behörde für Kultur und Medien zeigt, dass das Kulturpublikum in Hamburg überwiegend weiblich, einkommensstark und ohne Migrationsgeschichte ist, was auf eine ungleiche Reichweite kultureller Angebote hinweist und Verbesserungen in den Werbemaßnahmen erforderlich macht.

Die Kultur in Hamburg zieht viele Menschen an, doch die aktuelle Umfrage der Behörde für Kultur und Medien offenbart erstaunliche Details über das Publikum, das hinter den Kulissen dieser lebendigen Kulturszene steht. Am Dienstag, dem 20. August 2024, stellte Kultursenator Carsten Brosda die Ergebnisse dieser umfassenden Befragung im Rathaus vor. Die Daten zeigen, wer tatsächlich die Kultureinrichtungen der Stadt besucht und wer nicht.

Ein zentraler Aspekt der Umfrage ist die demografische Zusammensetzung der Besucher. Mit bemerkenswerten 61 Prozent besteht das Publikum hauptsächlich aus Frauen. Außerdem konnten die Befragungen zeigen, dass die Mehrheit der Besuchenden um die 50 Jahre alt ist und über eine gute Ausbildung verfügt. Erschreckend, aber auch aufschlussreich ist die Erkenntnis, dass mehr als 80 Prozent der kulturell aktiven Menschen in Hamburg keine Migrationsgeschichte haben. Dies wirft Fragen auf, wie die Kulturangebote besser zugänglich für diverse Gruppen der Bevölkerung gemacht werden können.

Kulturelle Identität und Engagement

Ein weiteres Interesse der Kulturbehörde war es zu verstehen, wer von den Hamburgerinnen und Hamburgern aktiv an kulturellen Veranstaltungen teilnimmt. Die Umfrage ergab, dass nur etwa ein Drittel der Bevölkerung an geförderten Kulturprogrammen teilnimmt, und das sind oft jüngere, einkommensschwächere Menschen. Diese Tatsache deutet darauf hin, dass möglicherweise Hindernisse in Bezug auf Preiserhöhungen oder mangelnde Informationen zu kulturellen Angeboten existieren. Kultursenator Brosda betont, dass die Preise für kulturelle Veranstaltungen in Hamburg besser sind als ihr Ruf und angeregt wird, auch einmal unbekannte Veranstaltungen zu besuchen – ein Schritt, der nicht nur neue Erfahrungen bringt, sondern auch einen breiteren Austausch innerhalb der Kulturszene fördern könnte.

Die Umfrage war Teil einer Initiative, die darauf abzielt die Sichtbarkeit Hamburgs als Kulturstadt zu verbessern. Die Ergebnisse zeigen, dass die Elbphilharmonie und die Musicals große Anziehungskraft auf Besucher ausüben. Über die Hälfte der Besucher gibt an, wegen kultureller Veranstaltungen nach Hamburg zu reisen. Diese touristische Anziehungskraft ist von entscheidender Bedeutung für die kulturelle Szene der Stadt, da sie nicht nur den Besucherstrom, sondern auch die wirtschaftliche Unterstützung der Kultureinrichtungen ankurbeln kann.

In Reaktion auf die Umfrage hat die Kulturbehörde im Jahr 2023 die Kampagne „Mischen is possible“ ins Leben gerufen, die vor allem jüngere Menschen ansprechen soll. Ziel ist es, eine breitere Zielgruppe zu inspirieren, die kulturellen Angebote der Stadt zu erkunden. Diese Initiative umfasst einen aktiven Instagram-Account und eine dazugehörige Webseite, die dazu ermutigen, neue Orte und Veranstaltungen in Hamburg zu entdecken. Brosda erklärt, dass er hofft, die Menschen dazu zu bewegen, sich auf das Unbekannte einzulassen und einen individuellen „Mix“ aus kulturellen Erlebnissen zusammenzustellen.

In Anbetracht der Ergebnisse dieser Umfrage ist es klar, dass es einen deutlichen Handlungsbedarf gibt, um die kulturelle Vielfalt und Teilhabe in Hamburg zu verbessern. Die Kulturbehörde hat die Verantwortung, die Barrieren, die bestimmte Gruppen davon abhalten, sich an der kulturellen Szene zu beteiligen, zu identifizieren und abzubauen.

Ein Blick in die Zukunft

Die Herausforderungen, die aus diesen Daten resultieren, zeigen einen dringenden Bedarf an niedrigschwelligen Angeboten und inklusiven Programmen. Es bleibt spannend zu sehen, inwieweit die laufenden Initiativen und die neue Kampagne der Kulturbehörde in der Lage sein werden, das Publikum zu erreichen und wirklich alle Hamburger Bürger anzusprechen. Kultur sollte für jeden zugänglich sein, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder finanziellem Hintergrund – das ist das erklärte Ziel für die Zukunft der kulturellen Szene in Hamburg.

Hintergrund der Kulturförderung in Hamburg

Die Kulturförderung in Hamburg hat in den letzten Jahren einen signifikanten Wandel durchgemacht. Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg investiert kontinuierlich in die kulturellen Einrichtungen der Stadt, wodurch viele Programme und Veranstaltungen ermöglicht werden. Ein zentraler Aspekt dieser Spitzenposition im Kulturbereich ist das Bemühen um Diversität und Inklusion. Trotz der aktuellen Umfrage, die auf eine geringe Migrationsgeschichte unter den Kulturkonsumenten hinweist, gibt es Bestrebungen, diese Bevölkerungsschicht stärker anzusprechen. Programme zur Integration von migrantischen Künstlern und Kulturschaffenden sowie spezielle Veranstaltungen für diverse Zielgruppen wurden initiiert, um den kulturpolitischen Diskurs zu erweitern und neue Publikumsschichten zu erschließen.

Zusätzlich ist die Kulturbehörde in Hamburg aktiv in den Dialog mit Phasen der Stadtentwicklung eingebunden. Neueste Ansätze zielen darauf ab, Kultur auch in benachteiligte Stadtteile zu bringen. So gibt es beispielsweise saisonale Festivals, die spezifisch in weniger frequentierten Vierteln durchgeführt werden, um dort ein breiteres Publikum für kulturelle Angebote zu gewinnen.

Statistiken zur Kulturteilnahme und Trends

Die Ergebnisse der Umfrage sind Teil eines größeren Trends, der zeigt, wie sich das Kulturverhalten in städtischen Räumen verändert. Nach Angaben der Statista haben in den letzten Jahren immer mehr Menschen besondere Veranstaltungen wie Open-Air-Konzerte und Street Art Festivals besucht. Statistiken belegen, dass in einer Umfrage von 2023 rund 58 Prozent der Deutschen angaben, mindestens einmal im Jahr ein kulturelles Event zu besuchen. In Hamburg variiert die Partizipation jedoch stark nach Altersgruppen und sozioökonomischen Faktoren.

Die Kulturbehörde plant, durch die Kampagne „Mischen is possible“ proaktive Maßnahmen zu ergreifen, um junge Menschen und sozial benachteiligte Gruppen anzusprechen. Eine Analyse zeigt, dass im Jahr 2022 in Hamburg 25 Prozent der Kulturveranstaltungen kostenlos oder stark subventioniert waren, was darauf hindeutet, dass finanzielle Barrieren bestehen bleiben. Diese Initiativen sollen daher gezielt auch jenen zugutekommen, die bisher wenig Zugang zu kulturellen Angeboten hatten.

Historische Parallelen zur Kulturentwicklung

Ein vergleichbares Szenario gab es in den 1990er Jahren, als sich die kulturelle Landschaft in Berlin nach dem Fall der Mauer fundamental veränderte. Die Wiedervereinigung führte zu einer Explosion an kulturellen Aktivitäten, mit einem Fokus auf die Einbeziehung diverser Bevölkerungsgruppen und die Förderung von Kunst und Kultur in Randlagen der Stadt. Der damalige Ansatz, Kulturevents in weniger einkommensstarken Stadtteilen zu veranstalten und neuartige Kunstformen zu fördern, führte zu einer breiteren Akzeptanz und Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen.

Ein Unterschied zu den heutigen Entwicklungen in Hamburg besteht darin, dass die damaligen Initiativen in Berlin eine akute Reaktion auf gesellschaftliche Veränderungen waren, während Hamburg, trotz des Bedarfs, einen langfristigen Plan verfolgt, der die Entwicklung über Jahre hinweg berücksichtigt. Die Lernkurve aus den Erfahrungen in Berlin könnte für Hamburg dennoch lehrreich sein, insbesondere in Bezug auf das Schaffen von Zugangsbarrieren für verschiedene soziale Gruppen.

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