Hamm

Algenschleim an Adriastränden: Herausforderung für Urlauber und Fischer

In der Adria, insbesondere an Stränden in Italien, Kroatien und Slowenien, sorgt seit einigen Wochen eine massive Algenschleim-Plage für Probleme im Tourismus und der Fischerei, während Experten darauf hinweisen, dass die Gesundheit der Badegäste nicht gefährdet ist und eine mögliche Ursache in den hohen Wassertemperaturen und Umwelteinflüssen liegen könnte.

Die aktuelle Situation entlang der Adriaküste zeigt eine bemerkenswerte Wechselwirkung zwischen Naturphänomenen und dem Tourismus. Vor einigen Wochen trat ein schaumiger Algenschleim an den Stränden auf, der sich sowohl in Italien als auch in Kroatien und Slowenien ausbreitete. Diese Erscheinung wirft Fragen auf und beleuchtet historische Muster, die tief in der Beziehung zwischen den Menschen und dem Meer verwurzelt sind.

Die Ausbreitung des Algenschleims

In den letzten Wochen sind verschiedene Küstenorte von einem glibberigen Seeschleim betroffen. Insbesondere bekannt sind Städte wie Ravenna, Rimini und Ancona, wo dieser untypische Zustand für Unruhe sorgt. Urlauber und Einheimische äußern ihre Bedenken: Der Schleim fühlt sich „klebrig“ an und kann auf der Haut ein kribbelndes Gefühl hinterlassen. Trotz dieser Unannehmlichkeiten ist es den meisten Menschen möglich, ins Wasser zu gehen—so lange sie danach eine Dusche nehmen.

Ein historisches Phänomen

Interessanterweise hat das Phänomen des Algenschleims eine lange Geschichte. Bereits im Jahr 1697 dokumentierte der Zisterziensermönch Paolo Boccone an den Stränden Venetiens „Reste von verflochtenen und verwobenen Fasern, bedeckt mit Schleim“. Das Bild aus alten Zeiten, in dem Badende die Nase zumachen, zeigt, dass Beschwerden über „schmutzige Meere“ nicht neu sind. Bereits seit anderthalb Jahrhunderten ist der Begriff „mare sporco“ in der Fachliteratur etabliert.

Der Einfluss des Klimawandels

Aktuelle wissenschaftliche Studien deuten darauf hin, dass der Klimawandel eine Rolle bei der Entstehung des Schleims spielt. Hohe Wassertemperaturen und ein überquellender Po, Italiens längster Fluss, der Düngemittel und Schadstoffe in die Adria spült, fördern die Algenblüte. Meeresbiologe Roberto Danovaro beschreibt die Adria als „tropisches Meer“ und erklärt, dass diese Bedingungen das Wachstum der Algen anregen. Die Kombination von Temperatur und Nährstoffen kann innerhalb kürzester Zeit zur Massierung der Algen führen.

Folgen für die lokale Wirtschaft

Die Auswirkungen sind jedoch nicht nur auf die Badegäste beschränkt. Auch die Fischerei leidet stark. Durch den Algenschleim bleiben viele Boote im Hafen, da die Schrauben sich im Schleim verfangen. Außerdem müssen die Fischer ihre Netze ständig reinigen, was zusätzliche Probleme und Kosten verursacht. Branchenvertreter fordern mittlerweile staatliche Unterstützung und die Einrichtung einer Expertenkommission, um diese Herausforderung anzugehen.

Ein Hoffnungsschimmer?

Trotz der Herausforderungen scheinen sich die Bedingungen zu verbessern. Laut Danovaro zeigt die Wissenschaft, dass der Algenschleim an vielen Orten bereits schmilzt und sich in weiße Flocken auflöst. Dies deutet darauf hin, dass Bakterien im Meer aktiv sind und den Schleim zersetzen, möglicherweise noch bevor der Touristenansturm zur Hauptsaison einsetzt. Danovaro bleibt optimistisch: „Die Adria ist heute weniger verschmutzt als noch vor 40 Jahren.“

Die Situation in der Adria stellt nicht nur eine Herausforderung für die Küstengemeinden dar, sondern verweist auch auf die komplexen Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur. Ein Bewusstsein für diese Dynamiken könnte zukünftige Ansätze im Umgang mit solchen Phänomenen fördern.

NAG

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