Valentina Petrillo, eine bahnbrechende Figur im Sport, machte kürzlich ihren ersten Auftritt bei den Paralympischen Spielen im Stade de France und sorgte damit für viel Aufmerksamkeit. Die 51-jährige Italienerin ist die erste offene Transgender-Athletin bei den Paralympics und hat sich vor ihrer Teilnahme zahlreichen Diskussionen in sozialen Netzwerken gestellt. Ihr Weg zum Wettkampf ist von einer tiefen persönlichen Reise geprägt, die aufgrund ihrer Hormontherapie und ihres Kampfes gegen eine Augenkrankheit viele Emotionen und Herausforderungen beinhaltete.
Petrillo, die im Alter von 14 Jahren die Diagnose Morbus Stargardt erhielt, eine ernsthafte Erkrankung der Netzhaut, hat sich nicht von ihren Träumen abbringen lassen. In einem Interview erklärte sie: «Ich bin glücklich als Frau, und als Frau zu laufen, ist alles, was ich will.» Trotz der emotionalen Belastungen vor und während des Wettkampfs hofft sie, dass ihr Sohn stolz auf sie sein wird, wenn sie bei den Paralympics auftritt. Ihre Worte spiegeln den innigen Wunsch wider, als Mutter akzeptiert und geliebt zu werden, ungeachtet der Herausforderungen, denen Transgender-Personen gegenüberstehen.
Regelung und Reaktionen im Sport
Vor ihrem Wettkampf im 400-Meter-Sprint gab es große Diskussionen, insbesondere im deutschen Behindertensportverband. Dieser wartete ab, um sich zu positionieren, forderte jedoch klare Regeln für zukünftige Wettbewerbe. Delegationsleiter Karl Quade äußerte sich dazu mit den Worten: «Wir respektieren jetzt erst einmal die Entscheidung der internationalen Verbände, fordern aber für die Zukunft klare Regeln – World Athletics hat diese Regeln, Para-Athletics nicht.»
Gemäß den aktuellen Bestimmungen des Internationalen Paralympischen Komitees darf Petrillo an weiblichen Wettkämpfen teilnehmen, solange sie die erforderlichen Testosteronwerte nachweisen kann. Andrew Parsons, Präsident des IPC, warb für eine einheitliche Regelung und betonte gleichzeitig die Bedeutung von Inklusion und Akzeptanz innerhalb des Wettbewerbs. Dies spiegelt sich auch in den Wertvorstellungen der Paralympics wider, die als Plattform für Vielfalt und Zugehörigkeit fungieren.
Im Stade de France trat Petrillo zunächst erfolgreich in ihrem Vorlauf auf, schied dann jedoch im Halbfinale als Sechste aus. «Ich sollte glücklich sein, auch wenn ich ein bisschen niedergeschlagen bin», so ihr Kommentar nach dem Wettkampf. Die Traurigkeit über das versäumte Ziel wurde jedoch von einem starken emotionalen Moment begleitet. Unter Tränen appellierte sie an die Öffentlichkeit: «Behandelt Transgender-Menschen nicht schlecht. Wir leiden.» Ihre eindringlichen Worte verdeutlichten die Herausforderungen, mit denen Transgender- und nicht-binäre Menschen im Alltag konfrontiert sind, und mahnten an, wie wichtig Respekt und Verständnis sind.
Veränderung und Hoffnung
Petrillo möchte durch ihre Leistungen und ihre Sichtbarkeit im Sport als positives Beispiel fungieren. Sie betont: «Ich träume von einer Zukunft, in der es keine Kinder, Mädchen, Teenager mehr gibt, die gezwungen sind, sich zu verstecken.» Dieser Traum zeugt von ihrem unermüdlichen Einsatz für Akzeptanz und Gleichheit in der Gesellschaft.
Bereits in der Vergangenheit gab es Debatten über Transgender-Athleten im Sport, insbesondere bei den Olympischen Spielen, wo auch andere Athleten wie Ingrid van Kranen im Fokus standen. Diese Diskussionen haben oft sowohl sportliche als auch politische Dimensionen und zeigen, wie wichtig die Themen Identität und Zugehörigkeit im internationalen Wettbewerb sind. Die Reaktionen auf den Auftritt von Petrillo sind daher nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich von Bedeutung.
Für Petrillo selbst war ihr erster Wettkampf ein historischer Moment. Sie hat ihre Geschichte und ihre Herausforderungen in die Welt getragen und demonstriert, dass man trotz Widrigkeiten seinen Platz im Sport finden kann. «Ich möchte nichts mehr über Diskriminierung und Vorurteile gegenüber Transgender-Personen hören. Ich habe es geschafft. Wenn ich es schaffen kann, kann es jeder schaffen», erklärt sie mit Zuversicht. Diese Botschaft könnte einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, das Bewusstsein für die Rechte von Transgender-Personen im Sport zu schärfen und eine positive Veränderung zu fördern.