Auf dem jährlichen Branchentreffen der Rückversicherer im malerischen Monaco wird über eine entscheidende Wende im Geschäft gesprochen. Vertreter von führenden Unternehmen wie Munich Re, Swiss Re und Hannover Rück haben deutlich gemacht, dass die Zeit der drastischen Preiserhöhungen für Rückversicherungsprämien möglicherweise vorüber ist. Diese Preiserhöhungen waren eine Reaktion auf die wachsenden Risiken durch Naturkatastrophen, Cyber-Attacken und Haftpflicht-Klagen, die vor allem in den letzten Jahren signifikant gestiegen sind. Der Marktdruck, der auf den Versicherungssektor lastet, könnte sich jedoch bald entspannen.
Die Diskussionen am „Rendez-Vous de Septembre“, einer Veranstaltung, die seit 1957 im Fürstentum Monaco stattfindet, zogen in diesem Jahr mehr als 3000 Teilnehmer aus rund 80 Ländern an. Diese Veranstaltung ist eine wichtige Plattform für Rückversicherer, um Preise und Vertragsbedingungen für die bevorstehenden Erneuerungen auszuhandeln. Der Trend der vergangenen Jahre, der durch erhebliche Prämiensteigerungen geprägt war, zeigt Anzeichen der Mäßigung. „Die Branche befindet sich in einem vernünftigen Gleichgewicht“, sagte Thomas Blunck, CEO von Munich Re, und gab eine Prognose für ein moderates Prämienwachstum von 2 bis 3 Prozent jährlich für die kommenden Jahre.
Preise und Prämien im Wandel
In den drei Jahren zuvor waren die Prämieneinnahmen um etwa 4 Prozent jährlich gestiegen, unterstützt durch inflationsbedingte Preiserhöhungen. Die Herausforderung für Erstversicherer bestand darin, diese erhöhten Kosten an Rückversicherer weiterzugeben, was zu einem Anstieg der Prämien auf breiter Front führte. Der Rückgang in den Preiserhöhungen könnte sich jedoch als Vorteil herausstellen, da Stabilität in den Preisen auch den Kunden zugutekommt, die Sicherheitsnetze aufrechterhalten möchten.
Jean-Jacques Henchoz, CEO von Hannover Rück, betonte die Notwendigkeit, die Prämien auf einem angemessenen Niveau zu halten. Insbesondere in der Kfz-Versicherung in Deutschland wird ein negatives Ergebnis für 2024 erwartet, was auf weitere Preiserhöhungen hinweisen könnte. Gleichzeitig bleibt das Geschäft mit Naturkatastrophen, insbesondere in Nordamerika, aufgrund der steigenden Zahl extremer Wetterereignisse interessant, was für die Rückversicherungsbranche von vitaler Bedeutung ist.
Auswirkungen der digitalen Risiken
Die Branche sieht jedoch nicht nur positive Entwicklungen. Der Cyber-Versicherungsmarkt soll in den kommenden Jahren stark wachsen. Laut Munich Re wird ein Anstieg der Prämieneinnahmen von 14,1 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 auf 29 Milliarden Dollar bis 2027 prognostiziert. Dies könnte Auftrieb für eine Branche geben, die sich immer mehr mit den Risiken von Cyber-Angriffen und Datenverlusten auseinandersetzen muss. Doch trotz des Wachstums sind die Rückversicherer vorsichtig und haben große Klumpenrisiken aus ihren Verträgen ausgeschlossen, um potenziellen finanziellen Verlusten vorzubeugen.
Zusätzlich zu den Risiken, die auf dem Cyber-Markt bestehen, sind auch die Herausforderungen durch Naturkatastrophen nicht zu vernachlässigen. Die Schäden, die durch extreme Wetterereignisse verursacht werden, haben in den letzten vier Jahren die Marke von 100 Milliarden US-Dollar überstiegen. Ein zunehmendes Bewusstsein für solche Risiken zwingt die Rückversicherer dazu, ihre Geschäftsmodelle ständig anzupassen.
Ein weiteres ernstes Problem, das die Branche bei ihrer Arbeit zu bewältigen hat, sind die steigenden Prozesskosten aufgrund von Sammelklagen, insbesondere in den USA. Diese haben in den letzten zehn Jahren die Haftpflichtschäden um 57 Prozent erhöht. Die Herausforderungen, die sich aus diesem rechtlichen Umfeld ergeben, stellen zusätzliche Anforderungen an die Rückversicherer und zeigen die komplexe Natur des Marktes.
Die Verhandlungen, die in Monaco stattfinden, könnten somit den Kunden und der gesamten Branche helfen, sich auf eine stabilere und nachhaltigere Zukunft zuzubewegen.