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„Robert Enke: Erinnern, Feiern und Enttabuisieren der Depression“

Teresa Enke, die Witwe des verstorbenen Nationaltorwarts Robert Enke, spricht 15 Jahre nach seinem Suizid am 10. November 2009 über den anhaltenden Schmerz des Verlustes und setzt sich in Hannover mit den "Mental Health Days" (23. bis 25. August) für die Enttabuisierung von Depressionen und das Bewusstsein für psychische Gesundheit ein, um anderen Betroffenen zu helfen und die Erinnerung an ihren Mann in einem positiven Licht zu halten.

Teresa Enke, die Witwe des ehemaligen Nationaltorwarts Robert Enke, nutzt die Plattform ihrer Stiftung, um auf das Thema Depressionen aufmerksam zu machen und das Stigma zu bekämpfen, das oft mit dieser Erkrankung verbunden ist. Knapp 15 Jahre nach dem tragischen Verlust ihres Partners, der am 10. November 2009 starb, hat sie sich in Hannover und darüber hinaus als Stimme für seelische Gesundheit etabliert. „Man soll Robbi nicht nur mit Wehmut und Traurigkeit gedenken“, sagt sie entschlossen.

Die 48-Jährige, die nun wieder verheiratet ist und mit ihrem Mann sowie zwei Kindern in Hannover lebt, schaut auf eine bewegte Zeit zurück. Robert Enke litt lange Zeit unter Depressionen, und sein Tod hat nicht nur ihr Leben, sondern auch die Wahrnehmung der psychischen Krankheit im deutschen Fußball grundlegend verändert. Teresa Enke betont: „Ich habe mit der Robert-Enke-Stiftung viele Menschen erreicht und hoffe, dass das Bewusstsein über Depressionen noch weiter wächst.“ Die Stiftung veranstaltet vom 23. bis 25. August die „Mental Health Days“ in den Herrenhäuser Gärten, was ein vielversprechendes Ereignis in der Region darstellt.

Mental Health Days im Zeichen des Erinnerns

Teresa Enke erklärt den Grund für die Wahl des Termins der Mental Health Days. „Wir wollten nicht an dem belastenden Todestag eine solche Veranstaltung abhalten. Stattdessen haben wir uns für den Geburtstag von Robert entschieden, der am 24. August 47 Jahre alt geworden wäre“, so Enke. Die Veranstaltung zielt darauf ab, den Dialog über seelische Gesundheit zu fördern und einen offenen Austausch zu ermöglichen. Dabei wird der „Mental Health Awareness Award“ überreicht, ein Preis, der in diesem Jahr an den Berliner Comedian Kurt Krömer geht, der mit seinen eigenen Erfahrungen das Thema ernsthaft angeht.

Besonders stolz ist Teresa darauf, dass die Krankheit inzwischen weniger tabuisiert ist. „Früher gab es viel Unwissenheit über Depressionen – heute schreiben Journalisten deutlich sachlicher über das Thema“, erklärt sie. Dies habe geholfen, dass auch in der Fußballszene ein Umdenken stattfindet. Trainer und Verantwortliche beginnen, sich intensiver mit der psychischen Gesundheit ihrer Spieler zu befassen, was auch in anderen Bereichen, wie der Wirtschaft, zunehmend geschätzt wird.

Persönliche Erinnerungen und der Umgang mit Verlust

In ihren Gedanken ist Robert oft präsent, auch wenn Teresa berichtet, dass der Schmerz über seinen Verlust nie ganz vergehen wird. „Ich ertappe mich häufig dabei, wie ich in Gedanken mit Robbi spreche, insbesondere wenn ich alte Weggefährten treffe“, erzählt sie. Trotz der schweren Zeiten gibt es auch Momente des Schmunzelns, wenn sie sich an Roberts Humor erinnert. „Er hatte einen tollen schwarzen Humor, und wir haben viel gelacht“, sagt sie.

Trotz ihres persönlichen Glücks und der neuen Familie hat sie den schmerzlichen Verlust nicht vergessen. „Der Tod eines geliebten Menschen prägt einen für immer“, so Enke. Ihr Ansatz, auf positive Weise zu gedenken, zeigt, dass sie das Andenken an Robert nicht nur in Trauer, sondern auch in Lachen und Freude festhalten möchte. Wenn die Mental Health Days stattfinden, sieht sie darin eine Gelegenheit, den Menschen zu zeigen, dass Hilfe verfügbar ist.

Teresa Enkes Engagement reicht weit über die Veranstaltung hinaus. Ihr Ziel ist es, die Zahlen von Menschen, die unter Depressionen leiden, zu reduzieren und den Betroffenen Zuversicht zu geben. „Wir wollen den Schrecken nehmen und aufzeigen, dass das Thema einer offenherzigen Diskussion bedarf“, erklärt sie. Gerade die Einbindung von Angeboten für Kinder zeigt, wie wichtig es ist, schon den Jüngsten das Verständnis für seelische Gesundheit nahezubringen.

Persönliche Momente im Fußball und die Herausforderung des Erinnerns

Die Erinnerungen an Robert sind oft präsent, insbesondere wenn sie Fußballspiele verfolgt. „Im Stadion ist es immer noch emotional sehr herausfordernd für mich. Ich erinnere mich daran, wie Robbi das Spiel verfolgt hat und er immer mit den Fans interagierte“, erzählt sie. Diese Momente machen deutlich, dass der Verlust zwar schmerzt, aber auch Platz für schöne Erinnerungen lässt. Ihren Umgang mit der Trauer beschreibt sie als einen kontinuierlichen Prozess, der geprägt ist von Liebe und Respekt für das Leben, das Robert gelebt hat.

In ihren öffentlichen Auftritten und Interviews zeigt Teresa Enke, dass sie nicht nur für sich selbst spricht, sondern für viele, die in ähnlichen Situationen sind. Ihre Botschaft ist klar: Es ist wichtig, über Depressionen zu reden, das Stigma zu überwinden und Betroffenen Hoffnung zu schenken – ein Ziel, das sie mit ihrer Stiftung unermüdlich verfolgt.

Die Bedeutung der Robert-Enke-Stiftung

Die Robert-Enke-Stiftung wurde 2010 gegründet, um das Bewusstsein für psychische Erkrankungen, insbesondere Depressionen, zu schärfen. Teresa Enke hat seit der Gründung der Stiftung zahlreiche Veranstaltungen organisiert, die Menschen ermutigen sollen, über ihre Erfahrungen zu sprechen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Stiftung unterstützt Forschungen zu psychischen Erkrankungen und fördert Projekte, die Menschen mit Depressionen helfen.

Durch die Stiftung haben viele Betroffene und Angehörige Zugang zu Informationen und Unterstützung erhalten. Die Initiativen zielen darauf ab, das öffentliche Bewusstsein für die Herausforderungen von psychischen Erkrankungen zu erhöhen, und in der Fußballgemeinschaft sind Fortschritte in der Akzeptanz der Diskussion über mentale Gesundheit zu beobachten.

Die gesellschaftliche Wahrnehmung von Depressionen

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Wahrnehmung von psychischen Erkrankungen in der Gesellschaft grundlegend verändert. Früher waren Depressionen oft mit Stigmatisierung und Tabus behaftet. Personen, die an Depressionen litten, wurden häufig nicht ernst genommen oder in ihrem Umfeld nicht unterstützt. Dank der Arbeit von Organisationen wie der Robert-Enke-Stiftung, sowie durch Initiativen von Prominenten, wird das Thema zunehmend offener behandelt.

In Deutschland sind psychische Erkrankungen mittlerweile als ernsthafte gesundheitliche Probleme anerkannt, und es gibt zahlreiche Kampagnen, die Aufklärung und Unterstützung bieten. Laut einer Studie des Robert Koch-Instituts leiden etwa 5 Millionen Menschen in Deutschland an Depressionen. Die Zahl verdeutlicht die Notwendigkeit von mehr Informationen und Support-Systemen.

Aktuelle Entwicklungen in der Sportpsychologie

Im Leistungssport ist die Bedeutung von psychologischer Betreuung in den letzten Jahren gewachsen. Vereine bieten mittlerweile professionelle Unterstützung durch Sportpsychologen an, um Athleten in stressreichen Situationen zu helfen und ihnen Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, um mit Druck und Erwartungen umzugehen. Eine Umfrage unter Sportlern ergab, dass mehr als 60 % der Befragten die Unterstützung von Sportpsychologen als hilfreich empfinden.

Ein solches Bewusstsein fördert nicht nur die Leistung, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden der Athleten. Trainer und Vereinsverantwortliche erkennen zunehmend, dass die mentale Gesundheit einen direkten Einfluss auf die sportliche Leistung hat. Dies stellt einen wichtigen Schritt in Richtung Gleichstellung von körperlicher und psychischer Gesundheit dar, die auch im Fußball und anderen Sportarten an Bedeutung gewinnt.

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