Hannover

Zwischen Kulturen: Jean kämpft um Zugehörigkeit in England

In der Lesung zu JJ Bolas Buch "Kein Ort für ein Zuhause" diskutiert der Bestseller-Autor mit Lida Shams-Mostofi die Herausforderungen von Zugehörigkeit und Identität, die der junge Jean bei seiner Flucht aus dem Kongo nach England erlebt, während er gleichzeitig Einblicke in seine eigene Lebensgeschichte und die Themen Migration und Männlichkeit gibt.

Jean ist erst elf Jahre alt und hat bereits eine bewegte Reise hinter sich. Mit seiner Familie, die aus dem Kongo geflohen ist, hat er in England ein neues Leben begonnen. Doch dieser Neuanfang ist alles andere als einfach. In der neuen Umgebung stehen neben der Sprachbarriere auch kulturelle Unterschiede im Vordergrund. Um Anschluss zu finden, greift Jean zu fragwürdigen Mitteln: Schlägereien und Diebstähle werden für ihn zum Weg, um sich zu beweisen und Freunde zu gewinnen. Leider bleibt der letztlich unvermeidliche Schulverweis nicht aus, und seine Eltern, die ohnehin mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt sind, dürfen von seinen Problemen nichts erfahren.

All diese Themen behandelt der Bestseller-Autor JJ Bola in seinem Buch „Kein Ort für ein Zuhause“, das bereits 2017 im englischen Original veröffentlicht wurde. In diesem Werk geht es um die tiefgreifenden Fragen von Identität, Zugehörigkeit und Immigration. Die Lesung, die kürzlich stattgefunden hat, bot eine Plattform für Bola, um über seine persönlichen Erfahrungen und Herausforderungen zu sprechen, während die Salon-Moderatorin Lida Shams-Mostofi die Diskussion leitet. Die Veranstaltung beinhaltete auch eine deutschsprachige Lesung durch Tom Scherer vom Schauspiel Hannover und wurde simultan gedolmetscht, um ein breiteres Publikum einzubeziehen.

Einblicke in das Leben und Werk von JJ Bola

JJ Bola, der 1986 in Kinshasa geboren wurde, kam im Alter von sechs Jahren nach London. Wie viele Migranten erlebte auch er die Herausforderungen des Ankommens in einer neuen Gesellschaft. In seiner Jugend begann er, Tagebuch zu führen und Gedichte zu schreiben, um seine Gedanken und Erlebnisse zu verarbeiten. Besonders das Thema der männlichen Rollenbilder beschäftigte ihn, was ihn schließlich zu seinem Studium des Kreativen Schreibens an der Birkbeck University führte.

Nach seinem Abschluss arbeitete Bola einige Jahre als Sozialarbeiter, bevor er sich endgültig der Schriftstellerei widmete. Sein erstes Sachbuch, „Mask off. Masculinity Redefined“, erschien 2019 und abermals zeigt er hier seine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen wie Rassismus und Migration. Bola engagiert sich nicht nur auf literarischer Ebene, sondern ist auch aktiv in Diskussionen über Männlichkeit und die Herausforderungen, denen sich Migranten gegenübersehen.

Das Buch „Kein Ort für ein Zuhause“ ist nicht nur eine Erzählung über Jean, sondern spiegelt auch die Erfahrungen vieler anderer junger Migranten wider. Es stellt die Fragen nach Identität und dem eigenen Platz in einer fremden Kultur eng. Bola ermutigt die Leser, darüber nachzudenken, wie man seine Wurzeln bewahren kann, während man gleichzeitig in einer neuen Umgebung Fuß fassen möchte. Die Kombination von persönlichen Erlebnissen, literarischem Talent und sozialem Engagement macht Bola zu einer wichtigen Stimme in aktuellen Debatten über Integration und Identität.

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