Harburg

Azubi-Chancen im Landkreis Harburg: So finden junge Talente ihren Platz

Im Landkreis Harburg fehlen zum Ausbildungsstart im August 563 Azubis, was die lokale Wirtschaft und die Gewerkschaft NGG alarmiert, da viele Unternehmen händig nach neuen Talenten suchen und auf Initiative und digitale Plattformen setzen, um diese dringend benötigten Ausbildungsplätze zu besetzen.

Seevetal/Landkreis Harburg. Während im August zahlreiche Jugendliche in ihre neuen Ausbildungsjahre starten, wird die Situation auf dem Ausbildungsmarkt im Landkreis Harburg von einem drängenden Mangel an Anlaufstellen für angehende Azubis geprägt. Laut der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sind derzeit 563 Ausbildungsplätze unbesetzt, und die Problematik wird immer deutlicher sichtbar.

In der Lebensmittelherstellung und in der Gastronomie stehen 22 beziehungsweise 24 freie Ausbildungsplätze zur Verfügung. Diese Zahlen spiegeln jedoch nur einen Teil der Gegebenheiten wider, da viele Unternehmen eigene Rekrutierungsstrategien entwickeln, insbesondere über digitale Plattformen und Social Media. Steffen Lübbert von der NGG aus Lüneburg betont, dass das Einstellen von Azubis für die Unternehmen von zentraler Bedeutung ist. „Die meisten Betriebe sind mehr denn je auf der Suche nach jungen Talenten, um ihre kontinuierliche Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern“, erklärt Lübbert.

Die duale Ausbildung hat mittlerweile einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft. Lübbert kritisiert jedoch, dass viele Schulabgänger aufgrund des gesellschaftlichen Drucks, ein Studium aufzunehmen, die Vorteile einer Ausbildung nicht erkennen. „Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass nur ein akademischer Weg zu einem überdurchschnittlichen Einkommen führt. Gerade in der Region Harburg gibt es noch viel zu bieten—insbesondere in der Industrie, im Handwerk und im Dienstleistungssektor“, hebt er hervor.

Lübbert setzt sich dafür ein, dass Betriebe mehr Anstrengungen unternehmen sollten, um ein ansprechendes Umfeld für Azubis zu schaffen. Er plädiert für flexible Ausbildungsmodelle und ein besseres Arbeitsklima. „Ein rauer Umgangston und wenig Rücksicht auf die Bedürfnisse der Azubis schrecken viele Jugendliche ab“, so Lübbert. Die NGG fordert zusätzliche Maßnahmen, wie etwa ein „Azubi-Ticket“ und freie Tage für Prüfungs-vorbereitungen, um den Azubis mehr Komfort zu bieten.

Für Jugendliche, die noch auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz sind, bietet die Agentur für Arbeit Beratung und Unterstützung an. Lübbert ermutigt alle, die in ihrer bisherigen Auswahl unsicher sind oder ein Studium nicht weiterverfolgen wollen, aktiv auf Betriebe zuzugehen: „Das Klopfen an die Tür eines Unternehmens und das Fragen nach Möglichkeiten kann oft mehr bringen, als man denkt.“ Es ist wichtig, das Potenzial und die Talente der jungen Menschen zu erkennen, anstatt sich ausschließlich auf Zeugnisnoten zu konzentrieren.

Die Situation im Landkreis Harburg verdeutlicht den Bedarf an einem Umdenken in der Ausbildungslandschaft. Um den Mangel an Ausbildungsplätzen zu bekämpfen, sind sowohl die Wirtschaft als auch die Politik gefordert. „Wir benötigen einen neuen ‚Azubi-Mut‘, der sowohl von den Betrieben als auch von den Entscheidungsträgern unterstützt wird“, schließt Lübbert. Letztlich könnte ein solcher Wandel nicht nur die Zukunft der jungen Menschen sichern, sondern auch zur Stärkung der regionalen Wirtschaft beitragen.

NAG

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