Die Zukunft der Fichte: Herausforderungen und Lösungen in deutschen Wäldern
Bedrohung durch den Borkenkäfer
In den deutschen Mittelgebirgen, wo die Fichte lange Zeit als stabil galt, breitet sich eine schwerwiegende Krise aus: Der Buchdrucker-Borkenkäfer hat auch Höhenlagen über 650 Metern erreicht. Diese Entwicklung wurde von Henrik Hartmann, dem Leiter des Instituts für Waldschutz am Julius Kühn-Institut in Quedlinburg, deutlich angesprochen. „Es ist nichts mehr sicher“, so Hartmann. Diese invasive Art, die sich normalerweise in niedrigeren Lagen vermehrt, findet aufgrund von klimatischen Veränderungen nun auch in höheren Regionen geeignete Bedingungen.
Veränderungen in den Ökosystemen
Die steigenden Temperaturen und die damit verbundenen Trockenperioden haben nicht nur Auswirkungen auf die Baumgesundheit, sondern auch auf die Zusammensetzung der Wälder. Michael Rudolph, Pressesprecher der Niedersächsischen Landesforste, spricht von einem dramatischen Rückgang der Fichtenbestände im Harz. „Von 2018 bis 2022 hatten wir einen massiven Befall, selbst in den höchsten Berglagen“, erklärt Rudolph. Die schwächere Baumstruktur, die durch Trockenheit bedingt ist, macht die Fichten besonders angreifbar.
Die Situation im Schwarzwald und Bayerischen Wald
Markus Kautz von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg berichtet über ähnliche Probleme im Schwarzwald, wo der Borkenkäfer nicht mehr nur an der Baumgrenze, sondern auch in Höhenlagen zwischen 1000 und 1500 Metern aktiver wird. In Bayern hingegen spricht Tobias Frühbrodt von einer Verlagerung des Befalls auf bis zu 1000 Meter. Während die Situation in den bayerischen Alpen noch stabil ist, zeigen andere Regionen in Österreich bereits eine Massenvermehrung des Käfers auf 1600 Metern.
Mischwälder als Zukunftsmodell
Die Notwendigkeit, die Wälder in Deutschland zu diversifizieren, wird immer offensichtlicher. Experten wie Johannes Schmitt vom Deutschen Forstwirtschaftsrat sind sich einig, dass die Zukunft der Fichte nicht in der Monokultur liegt. „In einem Mischbestand hat die Fichte nur eine geringe Überlebenschance“, erklärt Schmitt und skizziert eine neue Baumzusammensetzung, die Arten wie die Weißtanne und die Bergahorn umfassen könnte. Die Transformation zu Mischwäldern ist eine langwierige Aufgabe, da Bäume viele Jahrzehnte benötigen, um zu wachsen.
Ein Aufruf zur Bewahrung der Wälder
Trotz der großen Herausforderungen, vor denen die Fichte steht, sollten wir nicht alle Hoffnungen aufgeben. Laut Rudolph ist jeder lebende Baum wichtig: „Wir sind dankbar um jeden alten Baum, der noch ein paar Jahre durchhält.“ In der Zeit der Transformation der Wälder ist es entscheidend, den bestehenden Baumbestand zu schützen und auf eine nachhaltige Zukunft zu setzen, die resistent gegen die Bedrohungen des Klimawandels und Schädlinge ist. Die Wälder, die vielleicht bald anders aussehen müssen, sind nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein kulturelles Erbe, das es zu bewahren gilt.
– NAG