Harz

„Fichten sterben: Wie der Borkenkäfer Höhenlagen erobert“

Teaser: Auch in Höhenlagen von bis zu 1500 Metern sind Fichten in Deutschland zunehmend gefährdet, da der Buchdrucker-Borkenkäfer, der sich von geschwächten Bäumen ernährt, sich nicht mehr nur in niedrigeren Bereichen vermehrt, sondern nun selbst die Mittelgebirge und alpine Regionen befällt, was weitreichende Folgen für die Forstwirtschaft und den Waldumbau hat.

Die aktuellen Entwicklungen im deutschen Wald haben weitreichende Konsequenzen für das Ökosystem und die Forstwirtschaft. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Fichte, die lange Zeit als stabiler Bestandteil deutscher Wälder galt. Neueste Beobachtungen zeigen jedoch, dass die Fichte sogar in höheren Lagen, wie den Mittelgebirgen, zunehmend von Schädlingen bedroht wird.

Der Borkenkäfer und dessen Verbreitung

Der Buchdrucker-Borkenkäfer, bekannt für seine Vorliebe für Fichten, hat sich in Regionen etabliert, die bislang als relativ sicher für die Baumart galten. „Es ist nichts mehr sicher“, äußert Henrik Hartmann, Leiter des Instituts für Waldschutz am Julius Kühn-Institut in Quedlinburg. Wo früher Temperaturen über 650 Metern als unattraktiv für den Schädling galten, sind jetzt auch Höhenlagen zwischen 1000 und 1500 Metern betroffen.

Klimawandel als treibende Kraft

Fachleute vermuten, dass steigende Temperaturen und längere Hitzeperioden dem Borkenkäfer eine bessere Vermehrung ermöglichen. „Bisher dachten wir, dem Borkenkäfer gefällt es in den Höhenlagen über 650 Metern nicht so gut“, sagt Hartmann und fügt hinzu, dass Trockenstress und Sturm umgeworfene Bäume ideale Angriffspunkte für den Schädling bieten.

Folgen für den Harz und die Region

Michael Rudolph, Pressesprecher der Niedersächsischen Landesforste, bestätigt den massiven Befall im Harz zwischen 2018 und 2022. „Mittlerweile gibt es dort weniger Buchdrucker – einfach weil es kaum noch starke, bruttaugliche Bäume gebe“, erklärt er. Die Situation hat sich durch kühleres Wetter und ausreichend Regen in diesem Jahr etwas beruhigt.

Die Struktur der Wälder neu denken

Ein zukunftsfähiger Wald könnte nach Meinung von Forstexperten weniger Monokulturen beinhalten. „Man will und wird die Fichte nicht ausrotten“, betont Rudolph, „aber sie wird nicht mehr in Monokulturen außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets stehen.“ Johannes Schmitt vom Deutschen Forstwirtschaftsrat geht noch einen Schritt weiter und erklärt, dass die Fichte als Reinbestand nicht mehr sicher ist, vielmehr wird sie in Mischbeständen Zukunft haben.

Langsame Anpassung an neue Herausforderungen

Der Umbau zu Mischwäldern ist jedoch ein langwieriger Prozess. Johanes Schmitt hebt hervor, dass Bäume mehrere Jahrzehnte wachsen, bevor sie einen signifikanten Einfluss auf das Ökosystem ausüben können. Vorerst werden alle gesunden Fichten stehen gelassen, da sie immer noch einen wertvollen Beitrag zum Waldklima leisten.

Schlussfolgerung und Ausblick für die Zukunft

Die aktuelle Situation zeigt deutlich, dass die Fichte, die einst als stabil unter den deutschen Baumarten galt, vor neuen Herausforderungen steht. Der Borkenkäfer vertreibt sich nicht nur in den Tiefebenen, sondern weitet sein Terrain auch in höhere Lagen aus. Dies stellt Forstwirte und Naturschützer vor die Frage, wie die Wälder der Zukunft aussehen sollen, um weiterhin als gesunde Ökosysteme zu funktionieren und die klimatischen Veränderungen zu bewältigen.

NAG

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