HarzUmwelt

Nachhaltige Innovation: Biologische Alternativen für Verbundwerkstoffe in Zügen

Das Fraunhofer IWU in Zittau entwickelt innovative Naturfaser-Verbundwerkstoffe auf Basis von Hanf, die Glasfaser in verschiedenen Anwendungen ersetzen können, und bietet damit eine nachhaltige Lösung zur Reduzierung von CO2-Emissionen und Gesundheitsrisiken bei der Produktion, und dies mit einem vielversprechenden Potenzial zur Markteinführung.

Die Innovationen in der Materialwissenschaft zeigen sich zunehmend in der Suche nach umweltfreundlicheren Alternativen zu herkömmlichen Produkten. Im Mittelpunkt dieser Bestrebungen steht die Erforschung von Naturfaserverbundwerkstoffen, insbesondere durch die Verwendung von Hanf in Sheet Moulding Compounds (SMCs). Diese neuen Entwicklungen könnten nicht nur die Industrie, sondern auch die Umwelt signifikant beeinflussen.

Hanf als nachhaltige Alternative

Das Fraunhofer IWU, ansässig in Zittau, beschäftigt sich intensiv mit der Entwicklung von umweltfreundlichen Materialalternativen. Dr. Rafael Cordeiro, ein führender wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut, hat hierbei eine zentrale Rolle. Seine Arbeiten zielen darauf ab, Glasfaser durch Naturfasern zu ersetzen, wobei Hanf eine Schlüsselrolle einnimmt. „Die Verwendung von Hanffasern, die als Nebenprodukt bei der Textilherstellung anfallen, stellt sicher, dass wir direkt aus der Natur schöpfen, ohne neue Ressourcen abzubauen“, erklärt Cordeiro.

Vielseitige Anwendungsmöglichkeiten von SMCs

Die SMC-Bauteile, die hauptsächlich als Innenverkleidungen in Zügen und Bahnen, Außenverkleidungen für Lkw sowie zur Schutzverkleidung von Schaltanlagen verwendet werden, zeigen das breite Anwendungsspektrum dieser Materialien. Der Umstieg auf biogene Reststoffe könnte eine wichtige Veränderung in der Fertigungsindustrie einleiten, die nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile mit sich bringt.

Umweltfreundliche Produktion und Energieeffizienz

Ein wichtiger Aspekt der neuen Naturfaser-SMCs ist die Energieeffizienz im Produktionsprozess. Die Herstellung erfolgt bei moderaten Temperaturen zwischen 110 °C und 150 °C, was verglichen mit anderen Verfahren einen geringeren Energieverbrauch bedeutet. Dr. Cordeiro betont: „Wir haben einen Prozess entwickelt, der minimale Anpassungen bestehender Herstellungsverfahren erfordert und damit kosteneffektiv ist.“ Dies könnte die Industrie dazu bewegen, schneller auf nachhaltige Materialien umzusteigen.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Trotz der vielen Vorteile stehen die Entwickler vor Herausforderungen. Naturfasern neigen dazu, Feuchtigkeit zu binden, was in feuchteren Klimazonen vor der Verarbeitung eine Trocknung notwendig macht. Diese Herausforderung muss bewältigt werden, um die Qualität und Haltbarkeit der Produkte zu gewährleisten. Wichtig ist dabei auch die Gestaltung der Matrix, die die Fasern umschließt. Der angestrebte Naturfaseranteil in den neuen SMCs wird voraussichtlich bis zu 38 Prozent erreichen.

Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein

Ein der Hauptgründe, weshalb die Erforschung von Hanffasern so bedeutsam ist, liegt in ihrer positiven Umweltbilanz. Der reduzierte Einsatz von petrochemischen Rohstoffen und die niedrigeren CO2-Emissionen bei der Produktion von Hanffasern im Vergleich zu Glasfasern könnten einen bedeutenden Fortschritt im Hinblick auf die Reduzierung von Mikroplastik und anderen schädlichen Stoffen in der Umwelt darstellen. „Die Nachhaltigkeitsbilanz ist bereits heute vielversprechend und wird durch weitere Forschung noch verbessert werden“, fügt Cordeiro hinzu.

Zukunftsperspektiven für den Markt

Die Verbrauchernachfrage nach nachhaltigeren Produkten wächst stetig. Die Entwicklungen am Fraunhofer IWU belegen, dass der Markt für Naturfaser-SMCs ein hohes Potenzial hat. Dr. Cordeiro sieht die von ihm entwickelten Alternativen bereits heute als marktfähig an, die nicht nur ökologisch vorteilhafter, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwicklung von Hanf-basierten Naturfaser-SMCs nicht nur einen positiven Einfluss auf die Materialindustrie haben könnte, sondern auch eine nachhaltige Lösung für ein drängendes Umweltproblem bietet. Die Herausforderungen sind vielfältig, aber die Fortschritte, die durch diese Forschungsarbeiten erzielt werden, bilden einen bedeutenden Schritt in Richtung einer umweltfreundlicheren Zukunft.

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