Die Nachrichten rund um das Stadtbad im Kreis Wolfenbüttel sorgen bei den Anwohnern für große Besorgnis. Ein Kultbad, das von Generationen von Familien als Ort des Vergnügens genutzt wurde, steht möglicherweise vor der Schließung. Für die Bewohner ist es nicht nur ein Schwimmbad, sondern ein zentraler Teil ihrer Gemeinschaft mit persönlichen Geschichten und Erinnerungen.
Das Stadtbad in Hornburg hat seit über 90 Jahren eine bedeutende Rolle in der Region gespielt. Hier haben Kinder schwimmen gelernt, Senioren sich mit Freunden getroffen und Familien gemeinschaftliche Stunden verbracht. Doch die finanziellen Schwierigkeiten drängen das Bad in eine prekäre Lage. Felix Langmaak, der Bademeister, äußert in einem Gespräch mit News38 die besorgniserregende Situation: „Die Einnahmen reichen schon länger einfach nicht mehr aus.“ Diese Einnahmen kommen aus Mitgliedsbeiträgen des Fördervereins, Spenden und den Einnahmen aus dem Kiosk und verschiedenen Veranstaltungen.
Finanzielle Engpässe
Der Zustand des Stadtbades ist alarmierend. „Das große Schwimmbecken verliert viel Wasser, und die technische Anlage ist über 40 Jahre alt“, erklärt Langmaak. Er schildert die Schwierigkeiten, die im Laufe der Zeit immer größer wurden. Die letzten größeren Reparaturen sind Jahrzehnte her, und selbst nach einer Sanierung in den 70er Jahren hat es an notwendigen Investitionen gefehlt. Der Bademeister berichtet von gescheiterten Gesprächen mit der Gemeinde, die keine Unterstützung für die dringend benötigten Reparaturen bereitstellen möchte. „Es war nie genug Geld da, um es zur Seite zu legen“, sagt er und zeigt die Verzweiflung der Verantwortlichen.
Um den Fortbestand des Stadtbades zu sichern, hat Langmaak eine Spendenaktion über „Gofundme“ ins Leben gerufen. „Um vielleicht das Nötigste in Eigenregie machen zu können. So dass wir hier erstmal noch ein paar Jahre Fortbestand haben“, erklärt er seine Motivation. Diese initiative wird von vielen Bürgern unterstützt, die die Bedeutung des Stadtbades für den Ort erkennen.
Ein Ort voller Erinnerungen
Viele Einwohner und ehemalige Besucher des Stadtbades haben persönliche Erinnerungen mit diesem Ort verbunden. Unter ihnen ist auch Michelle, die in einer Nachricht an News38 von ihrer Oma erzählt, die hier das Schwimmen im „Baumwollschlüpfer“ gelernt hat. „Und ich erinnere mich noch an meinen ersten zaghaften Kuss unterm Sonnenschirm. Mit 12“, schreibt sie nostalgisch. Ihre Erinnerungen spiegeln wider, dass für viele das Stadtbad nicht nur ein Freizeitort, sondern ein wichtiger Teil ihres Lebens ist.
Die Schließung des Stadtbades würde nicht nur die Möglichkeit des Schwimmens nehmen, sondern auch ein Stück Gemeinschaft und Lebensfreude aus Hornburg wegnehmen. „Das Bad darf nicht sterben!“, ruft Michelle in ihrem Spendenaufruf aus und beschreibt die Bedeutung des Schwimmbades für die Bewohner: „Es ist kaum zu glauben, dass ein so lebendiger Ort auf der Kippe steht.“ Die Anwohner empfinden eine tiefe Verbundenheit mit diesem Ort und sind bereit, alles zu tun, um dessen Erhalt zu sichern.
Langmaak betont, dass die Akzeptanz und Unterstützung aus der Bevölkerung groß ist. Dennoch wird die Hilfe von außerhalb dringend benötigt, um das Stadtbad zu retten. Ohne ausreichende finanzielle Mittel steht die Zukunft dieses Kulturorts auf der Kippe, und das würde schmerzhafte Konsequenzen für die Gemeinschaft haben.
Das Stadtbad: Ein Erbe der Gemeinschaft
Das Stadtbad in Hornburg ist weit mehr als nur ein Schwimmbad. Es ist ein Ort der Begegnung, des Lernens und des Lachens. Der Aufruf zur Unterstützung ist also nicht nur ein Ruf um Hilfe, sondern auch ein Appell, die kulturellen und gemeinschaftlichen Werte zu bewahren, die mit diesem Bad verbunden sind. Um eine Zerschlagung dieses Erbes zu verhindern, bleibt nur zu hoffen, dass genügend Menschen ihre Unterstützung zeigen und das Stadtbad mit den nötigen Mitteln versorgen, um auch weiterhin eine wichtige Rolle im Leben der Hornburger zu spielen.
Historischer Kontext: Schwimmbäder in Deutschland
Die Bedeutung öffentlicher Schwimmbäder in Deutschland hat eine lange Tradition, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Die ersten Schwimmbäder wurden in den großen Städten gegründet, um die Wasserqualität und die sanitären Bedingungen zu verbessern. Diese Einrichtungen boten nicht nur die Möglichkeit zu sportlicher Betätigung, sondern dienten auch als soziale Treffpunkte in der Gemeinde.
Im Laufe der Jahre erlebten viele dieser Bäder Höhen und Tiefen, oft abhängig von wirtschaftlichen Faktoren sowie politischen Entscheidungen. Eine Welle der Schwimmbadschließungen in den 1990er Jahren machte viele Einrichtungen zum Opfer von Budgetkürzungen und Sanierungsstau. Die aktuelle Situation in Hornburg spiegelt somit einen wiederkehrenden Trend wider, der viele ländliche und kleinere Städte in Deutschland betrifft.
Gesellschaftliche Bedeutung von Schwimmbädern
Öffentliche Schwimmbäder spielen eine wichtige Rolle im sozialen Gefüge vieler Gemeinden. Sie fördern nicht nur Sport und Gesundheit, sondern bieten auch einen Ort der Begegnung für Menschen verschiedener Generationen. Im Fall des Stadtbades Hornburg wird deutlich, wie stark die lokale Identität und Gemeinschaftsbindung mit dieser Einrichtung verbunden sind. Erinnerungen an das Schwimmenlernen, sommerliche Treffen und das Verweilen am Beckenrand prägen das soziale Leben des Örtchens.
Darüber hinaus können Schwimmbäder ebenfalls als Integrationsorte fungieren, in denen Menschen aus verschiedenen kulturellen Hintergründen zusammenkommen. Die Schließung von Bädern könnte demnach auch soziale Isolation verstärken und negative Auswirkungen auf das Gemeinschaftsgefühl haben.
Aktuelle Statistiken über Schwimmbäder in Deutschland
Laut einer Umfrage des Deutschen Schwimmverbands (DSV) aus dem Jahr 2021 haben 80% der Befragten angegeben, dass öffentliche Schwimmbäder für ihre Gemeinde wichtig sind. Darüber hinaus gaben 65% der Befragten an, regelmäßig ein Schwimmbad zu besuchen. Die Sanierung und der Erhalt solcher Einrichtungen ist daher nicht nur eine lokale Aufgabe, sondern berührt das gesellschaftliche Wohl insgesamt.
Eine Studie des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass die Anzahl der öffentlich zugänglichen Schwimmbäder in Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten um rund 30% gesunken ist. Diese Daten unterstreichen die Dringlichkeit, die verbleibenden Bäder zu erhalten, damit kommende Generationen ebenfalls die Möglichkeit haben, schwimmen zu lernen und ein Teil der Gemeinschaft zu sein.
Unterstützung für das Stadtbad Hornburg
Trotz der Herausforderungen hat die Initiative von Felix Langmaak, eine Spendenaktion über „GoFundMe“ zu starten, viele positive Rückmeldungen erzeugt. Diese Art der Crowdfunding-Kampagne wird immer häufiger genutzt, um lokale Projekte zu unterstützen, insbesondere in Zeiten finanzieller Engpässe. Es zeigt, wie wichtig es der Gemeinschaft ist, aktiv zu werden und sich für den Erhalt ihrer Institutionen einzusetzen. Ein solches Engagement kann auch inspirierend für andere kleine Gemeinden sein, die ähnliche Herausforderungen erleben.
Die lokale Bevölkerung ist sich bewusst, dass der Fortbestand des Stadtbades auch für den sozialen Zusammenhalt und die Lebensqualität in Hornburg von großer Bedeutung ist. Durch die Teilnahme an Spendenaktionen und das Teilen von Erinnerungen an das Bad wird der Wert, den diese Einrichtung für die Gemeinschaft hat, eindrucksvoll deutlich. Umso wichtiger ist es, die Unterstützung von außen zu gewinnen, um die nötigen Mittel für Reparaturen und Modernisierungen bereitstellen zu können.