Im Oberharz wird ein bedeutendes Projekt zur Renaturierung von Bergwiesen in Angriff genommen. Die Landschaftspflegeverbände in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Goslar haben sich zum Ziel gesetzt, ehemalige Bergwiesenstandorte wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuführen. Diese Wiesen, die einst durch Fichten-Monokulturen ersetzt wurden, sollen in artenreiche Flächen umgewandelt werden. Solche Maßnahmen sind nicht nur ökologisch wertvoll, sondern tragen auch zur Bewahrung des charakteristischen Landschaftsbildes der Region bei.
Seit der Aufforstung, die Mitte des 20. Jahrhunderts begann, haben Fichten die Landschaft des Harzes dominiert. Dies führte dazu, dass viele natürliche Lebensräume verloren gingen. Das Projekt des Landschaftspflegeverbandes Goslar e.V. wird soweit finanziert, dass es von der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Goslar unterstützt wird, die Mittel aus dem sogenannten Ersatzgeld bereitstellt. Dieses Geld wird von Bauherren gezahlt, wenn sie Eingriffe in die Natur durchführen, die nicht direkt kompensiert werden können.
Die Bedeutung der Bergwiesen
Bergwiesen, die ab einer Höhe von 400 Metern auftreten, sind vielerorts in Deutschland selten geworden. Laut Carolin Kluger, einer Projektmitarbeiterin des Landschaftspflegeverbandes, ist eine extensive Bewirtschaftung essentiell, um diese Wiesen zu erhalten. Das bedeutet, dass die Flächen durch Mahd und Beweidung bewirtschaftet werden müssen. Im Rahmen des Projekts werden abgestorbene Fichten gerodet, was darauf abzielt, die Flächen für die Ansiedlung typischer Pflanzenarten wieder zugänglich zu machen.
Der Landkreis Goslar trägt eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser wertvollen Flächen, da er über einen Großteil der Bergwiesen in Niedersachsen verfügt. Karl Könecke, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes, hebt hervor, dass diese Wiesen einen wesentlichen Teil des charakteristischen Landschaftsbildes der Region bilden. Dazu zählt auch der „Harzer Dreiklang“, der einen besonderen ökologischen Wert für die Region hat.
- Für die Projektbetreuung ist die Ökologische Station Westharz zuständig.
- Dieser Organisation obliegt die Pflege und Entwicklung von „Natura 2000“ Schutzgebieten im Landkreis.
Ein zentrales Anliegen des Projekts ist es, Lebensraumtypen zu etablieren, die in der Region typisch sind. Die anfallenden Arbeiten umfassen die Entfernung der toten Bäume, um die ehemaligen Bergwiesenbereiche wieder freizulegen. Nach der Rodung werden die Stubben entfernt, und das Mahdgut der umliegenden Flächen wird übertragen, damit die charakteristischen Arten gedeihen können.
Logistische Herausforderungen
Die praktische Umsetzung des Projekts bringt jedoch auch einige Herausforderungen mit sich. Die steilen Hänge, die für die Fichtenkultur genutzt wurden, stellen eine große Hürde für die eingesetzten Forstmaschinen dar. Deshalb wurde bereits im August mit den Arbeiten begonnen, um vor der erwarteten Witterungsumschwung zum Winter Fortschritte zu erzielen. Diese ersten Maßnahmen werden einige Wochen in Anspruch nehmen, da der Boden bei Nässe und abschüssigen Lagen nicht bearbeitet werden kann, ohne dass er stark beschädigt wird.
Die Mahdgutübertragung, ein weiterer wichtiger Teilprozess, wird für 2025 angestrebt. Jedoch wird es einige Jahre dauern, bis die Flächen sich so weit entwickelt haben, dass sie die Biodiversität ihrer Nachbarn erreichen. Anna Nolte macht deutlich, dass diese Regeneration Zeit benötigt, um die Artenvielfalt wiederherzustellen und dem Landschaftsbild ein gewisses Maß an Originalität zurückzugeben.
Zusätzlich ist das Projekt bei den Besitzverhältnissen der historischen Flächen auf Barrieren gestoßen. Oft wissen die Eigentümer nicht einmal, dass sie kleine Flächen am Hang besitzen, was die Koordination und Umsetzung der Rücktransformationsarbeiten erschwert. Karl Könecke beschreibt die Problematik, dass dieser Umstand oft umfangreiche Recherchearbeit vom Landkreis verlangt, um schließlich zuständige Eigentümer zu finden. Diese Herausforderung könnte den Fortschritt des Projekts beeinflussen, doch die Initiatoren sind entschlossen, die Bergwiesen auf lange Sicht zu retten.
Obwohl der Prozess der Wiederherstellung solcher wertvollen Ökosysteme langsam ist, gibt es Hoffnung, dass sich die Region durch diese Anstrengungen nachhaltig weiterentwickeln kann. Weitere Informationen über das Projekt und dessen Fortschritte sind auf der Website des Landschaftspflegeverbandes Goslar e.V. zu finden.