Von Alexander Wenisch
Mühltaltour: Ein Blick auf Heidelbergs Wasserhistorie
Heidelberg ist bekannt für seine malerischen Landschaften, doch das Mühltal in Handschuhsheim beeindruckt nicht nur durch seine Schönheit, sondern auch durch seine bedeutende Rolle in der Wasserversorgung der Stadt. An einem sonnigen Sommermorgen machten sich 16 Teilnehmer der RNZ-Sommertour auf, um die verborgenen Schätze dieser idyllischen Region zu entdecken.
Die Quellen des Mühltals: Historie und Bedeutung
Die Wanderung hatte eine doppelte Mission: Einerseits die Erkundung der ansässigen Quellen, andererseits die tiefere Einsicht in die Geschichte Heidelbergs. Die alten Mühlen des Mühltals sind bereits seit Jahrhunderten stillgelegt. Die erste, im Jahr 891 im Lorscher Kodex erwähnte Mühle, war nur eine von insgesamt neun. Im Laufe der Zeit fielen die traditionellen Handwerksbetriebe, bedingt durch die ansteigende Industrialisierung Anfang des 20. Jahrhunderts, einer neuen technologischen Ära zum Opfer.
Trinkwasserver- und -aufbereitung im Mühltal
Diese stillgelegten Mühlen mögen Geschichte sein, doch das Mühltal bleibt von Bedeutung. Die wasserreichen Quellen, insbesondere die „Schmidt’sche Quelle“, die seit 1893 gefasst ist, spielen eine entscheidende Rolle in der Trinkwasserversorgung Heidelbergs. Bernd Sommerlade und Clemens Ogiermann erläuterten den Teilnehmern den Prozess der Wasseraufbereitung – von der Entsäuerung über die Entfernung von Eisen und Mangan bis zur mikrobiologischen Desinfektion mithilfe von UV-Licht. Diese Techniken gewährleisten, dass das Wasser für die Heidelberger Bürger sicher und von hoher Qualität ist.
Soziale Aspekte der Wasserversorgung
Die Bedeutung des Wassers geht über die reine Verfügbarkeit hinaus. Clemens Ogiermann betonte die Kosteneffizienz, die das Wasser aus dem Hahn bietet – lediglich 0,273 Cent pro Liter. Dies schließt die Finanzierung von Instandhaltungsarbeiten ein, die notwendig sind, um die Qualität und Verfügbarkeit des Wassers zu gewährleisten. Dennoch berichten die Wanderer an einer Stelle von einem Vorfall im Jahr 2019, als „blaues Wasser“ aus Dossenheim Schlagzeilen machte, was die Wichtigkeit einer konstanten Wasserqualität verdeutlicht.
Historische Entwicklung und moderne Herausforderungen
Die Entwicklung der Wasserversorgung Heidelbergs hat eine lange Geschichte, die bis zur Römerzeit reicht, als Wasserleitungen aus Ton und Holz erstmals für die Versorgung verwendet wurden. Selbst im Heidelberger Schloss wurden bereits im 13. Jahrhundert Wasserleitungen verlegt. Das Verständnis für Wasser und seine Pflege hat sich über die Jahrhunderte weiterentwickelt, hin zu den „Brunnengemeinden“, die sich um die öffentlichen Wasserstellen kümmerten.
Der Wasserverbrauch in Heidelberg liegt heute bei 130 Litern pro Einwohner und Tag, ein Wert, der stabil geblieben ist, jedoch neue Herausforderungen in der Kanalisation mit sich bringt. Ein geringerer Wasserfluss bedeutet, dass diese nicht mehr energiesparend durchgespült wird, was regelmäßige Eingriffe der Stadt erforderlich macht.
Ein harmonisches Gesamtbild
Trotz dieser Herausforderungen bleibt das Mühltal mit seinen natürlichen Quellen und historischen Wurzeln ein verstecktes Juwel in Heidelberg. Die Kombination aus Natur, Geschichte und der gegenwärtigen Wasserversorgungsgeschichte macht dieses Tal zu einem einzigartigen Teil des Heidelberger Erbes. Die Wanderer lassen sich von dieser Idylle berühren und nehmen ein tieferes Verständnis für die Bedeutung des Wassers in ihrem Alltag mit.