Im Zoo Heidelberg herrscht zurzeit große Aufregung über einen ganz besonderen Neuzugang: Löwin Binta hat am Sonntag, den 25. August 2024, zwei Welpen zur Welt gebracht. Während eines der Jungtiere leider leblos zur Welt kam, bleibt der überlebende Nachkomme ein Hoffnungsträger für die bedrohte Art der Berberlöwen, die in freier Wildbahn seit etwa 100 Jahren nicht mehr existiert.
Besucher müssen sich noch gedulden, wenn sie die beiden Neulinge sehen möchten. Das Raubtierhaus ist vorübergehend geschlossen, damit die Mutter und ihr verbleibendes Jungtier in Ruhe eine Bindung aufbauen können. Diese ersten Tage sind für Welpen entscheidend, da der Kontakt zu ihrer Mutter in dieser Zeit von zentraler Bedeutung ist.
Die Geburt im Raubtierhaus
Das Raubtierhaus ist momentan ein ruhiger Ort, durchbrochen von gelegentlichen leisen Schmatzgeräuschen. Junge Berberlöwenwelpen sind in der Regel sehr schutzbedürftig und drücken sich eng an ihre Mutter. Binta, eine 16-jährige Löwin, verbringt ihre Zeit damit, das Welpen zu säugen und zu reinigen. Laut Bianca Weißbarth, der Leiterin des Raubtierhauses, hatten die Tierpfleger und Handwerker bereits Vorbereitungen für einen geeigneten Platz getroffen. Dennoch entschied sich Binta für einen anderen Bereich, wo sie die Geburt durchführte.
„Anfangs konnten wir die Anzahl der Welpen nicht genau bestimmen, aber wir hörten das leise Saugen und sahen, dass Binta zwar erschöpft, aber dennoch fürsorglich ist“, berichtet Weißbarth weiter. Tägliche Kontrollen durch das Tierpflegeteam stellen sicher, dass alles in Ordnung ist und Binta sich gut um ihr Jungtier kümmert.
Wann genau das Raubtierhaus wieder für Besucher geöffnet wird, steht noch nicht fest. „Wir lassen Binta und ihrem Nachwuchs möglichst viel Ruhe und haben das Raubtierhaus für Besucher geschlossen“, erklärt Dr. Klaus Wünnemann, Direktor des Zoos. Die Erstuntersuchung des Jungtieres erfolgt erst in einigen Wochen, sodass das Geschlecht bis dahin unbekannt bleibt.
Artenschutz im Fokus
Der überlebende Junglöwe spielt eine wesentliche Rolle im Artenschutz. Die Berberlöwen sind in ihrer nordafrikanischen Heimat seit Mitte des 20. Jahrhunderts in der Natur ausgestorben und existieren nur noch in Zoos. „Die Freude über den Nachwuchs ist groß, jedoch gehen wir behutsam mit der Situation um. Die ersten Tage sind für Welpen kritisch. Wir sind optimistisch, dass Binta die Aufzucht gut meistert“, so Wünnemann.
Binta ist bereits eine erfahrene Mutter. Sie brachte zwischen 2011 und 2014 im Zoo Hannover insgesamt fünf Jungtiere zur Welt. Der Zoo Heidelberg hat seit vielen Jahren keinen Löwennachwuchs mehr gehabt; dieser neue Zeitraum des Aufzugs ist bedeutend für den Zoo und für den Erhalt der Art.
Der Zoo hat seit dem Tod der alten Löwen im Jahr 2016 beschlossen, sich aktiv am sogenannten Ex-situ-Artenschutz zu beteiligen. Das bedeutet, sie züchten und bewahren Tiere außerhalb ihres ursprünglichen Lebensraumes. Die neuen Gehege, die 2019 mit modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen erbaut wurden, bieten viel Platz für eine Löwenfamilie und zahlreiche Möglichkeiten zum Klettern und Ruhen.
In den kommenden Wochen wird erwartet, dass Binta und ihr Welpe nach und nach die Außenanlage erkunden. Der Zutritt zur Außenanlage bleibt ständig geöffnet, sodass die neugierigen Zoobesucher gespannt darauf warten können, die kleine Familie zu sehen, wenn der passende Zeitpunkt dafür gekommen ist.