Heidelberg

Stadtbücherei Heidelberg: Kreative Ferienveranstaltungen und Zweigstelle in Sicht?

Die Stadtbücherei Heidelberg verzeichnete während der Sommerferien über 27.000 Besucher, bot zahlreiche kreative Workshops für Kinder an und ist ein beliebter Anlaufpunkt für die gesamte Stadtgesellschaft, obwohl der Bedarf an einer zusätzlichen Zweigstelle dringend besteht.

Von Philipp Neumayr

Heidelberg ist in diesen Sommerferien nicht nur für seine malerischen Landschaften bekannt, sondern auch für seine lebhafte Stadtbücherei in Bergheim, die selbst während der Sommerpause ein äußerst beliebter Treffpunkt bleibt. Während viele Kultureinrichtungen in der Stadt die Türen schließen, hat die Bücherei ihre Pforten über 300 Stunden lang geöffnet und zieht in den ersten drei Wochen bereits 27.000 Besucher an. Christine Sass, die Leiterin der Stadtbücherei, betont: „Wenn die Stadt in den Sommerschlaf fällt, sind wir da.“ Diese Aussage spiegelt das Engagement und die Initiative wider, die das Team der Stadtbücherei an den Tag legt.

In dieser Saison hat das Team um Sass und Corinna Seel eine Vielzahl von Aktivitäten organisiert. Die Aktion „Heiss auf Lesen“ umfasste nicht nur klassischen Lesespaß, sondern auch kreative Workshops in verschiedenen Bereichen. Dazu gehörte unter anderem eine Schreibwerkstatt sowie Tanz- und Hip-Hop-Workshops mit den Heidelberger Musikern Toni-L und Bryan V. Währenddessen hatten Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren die Möglichkeit, im „BibLab“ der Bücherei an insgesamt 15 Kursen teilzunehmen. Hier lernten sie, digitale Comics zu zeichnen, Roboter zu programmieren, Filme zu erstellen und sich mit verschiedenen Videospielen auseinanderzusetzen.

Digitale Medien und Kreativität fördern

Unsere Zeit verlangt ein neues Verständnis von Medienkompetenz. Medienpädagogin Eva Weiler, die das „BibLab“ koordiniert, erklärt: „Unser Ansatz ist, dass wir nicht nur über digitale Medien sprechen, sondern den Kindern auch zeigen, wie man kreativ damit arbeiten kann.“ Diese Sichtweise kommt besonders in der heutigen digitalen Welt zum Tragen, wo es längst nicht mehr ausreicht, nur einen Text zu lesen; viel mehr geht es darum, verschiedene Medien kreativ zu nutzen. „Umso wichtiger, dass es dieses Angebot gibt“, fügt Weiler hinzu.

Die Stadtbücherei ist jedoch nicht nur für Kinder, sondern für die gesamte Stadtgesellschaft ein wertvoller Ort. Sass beschreibt die Bücherei als einen Raum, „der für alle da ist“. Allerdings stöhnt die Bücherei seit einiger Zeit über Platzmangel. Insbesondere in den Wintermonaten ist die Nachfrage sehr hoch und der Raum reicht oft nicht aus. Der Wunsch nach einer zweiten, ortsfesten Zweigstelle wird daher immer lauter. Heidelberg ist die einzige größere Stadt in Baden-Württemberg, die bisher nur über eine Hauptstelle verfügt.

Forderungen nach einer Zweigstelle

Der Gemeinderat hatte im letzten Jahr eine Zweigstelle abgelehnt und keine Mittel in den Doppelhaushalt eingestellt. Doch das Thema soll im Herbst erneut zur Sprache kommen. Einige Mitglieder des alten Gemeinderates haben bereits signalisiert, dass sie das Projekt unterstützen möchten. Sollten die benötigten finanziellen Mittel in Höhe von 1,35 Millionen Euro genehmigt werden, stellt sich jedoch die Frage nach geeigneten Räumlichkeiten. Das ursprünglich ins Auge gefasste Gebäude am Marlene-Dietrich-Platz ist mittlerweile nicht mehr verfügbar, was Sass als „eine vertane Chance“ bezeichnet. Diese Lage im wachsenden Süden Heidelbergs hätte viele neue Nutzer erreicht.

Die Einführung des dänischen „Open Library“-Konzepts könnte Teil des Plans für eine neue Zweigstelle sein. Bei diesem innovativen Ansatz handelt es sich um eine automatisierte Selbstbedienungsbibliothek, die es den Nutzern ermöglicht, Medien auch an Tagen und zu Zeiten auszuleihen, an denen keine Mitarbeiter vor Ort sind. Dies würde nicht nur den Raum in der Hauptstelle entlasten, sondern auch die Zugänglichkeit der Medien erhöhen.

Zusätzlich könnte eine neue, ortsfeste Zweigstelle als vorübergehender Ersatz für die Hauptstelle in Bergheim fungieren, während diese dringend notwendige Sanierungsarbeiten durchläuft. Ein Architekturbüro wurde bereits mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie beauftragt.

Ein kleiner Vorgeschmack auf zusätzliche literarische Angebote bietet der neue Bücherbus, der bis zum 7. September an mehreren Haltestellen in der Stadt, darunter der Marlene-Dietrich-Platz, ausgelegt ist. Diese Initiative hat in den Sommermonaten bereits positive Resonanz gefunden und zeigt das anhaltende Interesse an Literatur und Bildung in Heidelberg.

Info: Weitere Informationen zum Programm und Fahrplan des Bücherbusses sind unter www.heidelberg.de/stadtbuecherei erhältlich.

Dieser Artikel wurde geschrieben von:

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"