Im Rhein-Neckar-Raum hat sich ein bemerkenswerter Wandel vollzogen: Die Population des Steinkauzes, einer kleinen Eulenart, die vor einigen Jahren vom Aussterben bedroht war, erlebt eine bewegende Rückkehr. Dank des Artenschutzprojekts „Gemeinsam für den Steinkauz“, das von lokalen Naturschutzverbänden sowie dem Zoo Heidelberg ins Leben gerufen wurde, konnten in diesem Jahr mindestens zehn Brutpaare 47 Jungtiere großziehen. Dies ist ein beeindruckendes Ergebnis, besonders wenn man bedenkt, dass im Jahr 2020 nur ein einziges Brutpaar in der Region bekannt war.
Die Sorgen um das Überleben des Steinkauzes waren in den letzten Jahren greifbar. Im Jahr 2020 sah man die Art in der Region fast verschwinden. Um den Bestand des Steinkauzes zu stabilisieren, schlossen sich zahlreiche Organisationen zusammen. Unter der Leitung von Michael Ziara, dem Vorsitzenden des BUND Ortsverband Dossenheim, engagieren sich der Zoo Heidelberg sowie zahlreiche Gruppen des BUND und NABU, um die Art zu retten und ihr Überleben zu sichern.
Erfolgreiche Auswilderung und Forschung
Eine positive Überraschung gab es kürzlich in einer der Nisthilfen: Kurz vor der Brutzeit entdeckten die Betreuer ein Steinkauzweibchen, welches im vergangenen Jahr als Nestling in die Freiheit entlassen wurde. Dies zeigt eindrucksvoll, dass die spezielle Auswilderungsmethode des Projekts Wirkung zeigt. In diesem Jahr wurden insgesamt 40 Jungtiere beringt, und der Anstieg der Brutpaare wird teilweise auf ein reiches Nahrungsangebot, insbesondere an Mäusen und Maikäfern, zurückgeführt.
Die ersten Wiederfunde von Steinkäuzen aus den letzten Jahren sind besonders wertvoll für die Wissenschaft. Diese Beobachtungen liefern wichtige Erkenntnisse über das Migrationsverhalten sowie die Brutpopulation der Art. Unter den wiederentdeckten Tieren befand sich auch ein Weibchen vom Zoo Heidelberg, das sich nur wenige Meter von seinem ursprünglichen Nisthilfenstandort niederließ und erfolgreich vier Jungtiere großzog. Dieser Fortschritt ist besonders bedeutend für die genetische Vielfalt in der Region, die in den letzten Jahren stark gefährdet war.
Die Besonderheit des Projekts liegt in der sogenannten Supplementierung. Dabei werden im Zoo geschlüpfte Jungvögel, bereits im Alter von drei Wochen, in Nester von wildlebenden Steinkäuzen gesetzt, die nur wenige Nachwuchs erfolgreich großgezogen haben. Auf diese Weise wachsen die Nestlinge direkt in ihrem künftigen Lebensraum auf und können schnell in die Wildnis entwischen. Diese Methode fördert die genetische Gesundheit der Population und trägt zur Nachwuchssteigerung bei.
Ausblick auf die Zukunft
Der Erfolg in diesem Jahr bringt große Vorfreude auf die kommenden Brutzeiten. Zum Beispiel wurden im Mai bereits vier weitere Steinkauznestlinge aus dem Zoo erfolgreich in die Wildnis entlassen. Es ist anzunehmen, dass diese Tiere in ihrer ersten Lebenszeit ein eigenes Revier in der Nähe ihres Geburtorts auswählen und sie möglicherweise bereits im nächsten Jahr eigene Brutpaare bilden könnten. Der Optimismus ist spürbar: Dr. Klaus Wünnemann vom Zoo Heidelberg äußerte sich stolz über die bisherigen Erfolge: „Wir sind stolz, zur Stützung des Bestandes beigetragen zu haben, und der große Erfolg in diesem Jahr stimmt uns zuversichtlich.“
Das Artenschutzprojekt „Gemeinsam für den Steinkauz“ und die damit verbundenen Errungenschaften zeigen, wie erfolgreich Zusammenarbeit in der Naturschutzarbeit sein kann. Die Vielfalt und das Engagement von Naturfreunden in der Region haben den Steinkauz wieder ins Leben gerufen, und die Geschichte geht weiter. Wenn alle Beteiligten auch weiterhin zusammenarbeiten und auf die Bedürfnisse dieser Eulenart achten, steht einer langfristigen Stabilität der Steinkauzpopulation in der Metropolregion nichts im Wege.
Der Steinkauz, auch bekannt als Athene noctua, ist eine Eulenart, die besonders in offenen Landschaften und landwirtschaftlichen Gebieten vorkommt. Seine Existenz ist durch den Verlust von Lebensräumen, intensive Landwirtschaft und den Rückgang von Nahrungsressourcen erheblich gefährdet. Die Artenschutzprojekte wie „Gemeinsam für den Steinkauz“ sind entscheidend für die Wiederherstellung stabiler Populationen und bieten wichtige Erkenntnisse über den ökologischen Zustand regionaler Lebensräume.
Über die letzten Jahrzehnte sind in Deutschland zahlreiche Vorkommen seltener Vogelarten, einschließlich des Steinkauzes, alarmierend zurückgegangen. Der Zuwachs von 47 Jungtieren in diesem Jahr zeigt jedoch die positive Wirkung gezielter Naturschutzmaßnahmen und die Bedeutung von lokalen Kooperationsprojekten zwischen Naturschutzverbänden und zoologischen Einrichtungen. Solche Projekte stärken nicht nur die Bestände gefährdeter Arten, sondern fördern auch das Bewusstsein der Öffentlichkeit für den Naturschutz.
Die Rolle von Nahrungsressourcen
Michael Ziara, der Vorsitzende des BUND Ortsverbands Dossenheim, hat bereits auf einen Schlüsselfaktor für den Anstieg der Steinkauzpopulation hingewiesen: das reichhaltige Nahrungsangebot. Die Verfügbarkeit von Mäusen und Maikäfern wirkt sich direkt auf die Brut- und Überlebensraten der Vögel aus. In den letzten Jahren gab es regionale Veränderungen in der Landwirtschaft, die möglicherweise die Lebensgrundlagen für diese Tiere verbessert haben. Ein nachhaltiger Umgang mit landwirtschaftlichen Flächen könnte auch weiterhin einen positiven Einfluss auf die Eulenpopulation haben.
Zusätzlich kommt der Lebensraumsicherung eine zentrale Rolle zu. Die Pflege von Wiesen, die Schaffung von Totholzstrukturen und die Pflege von offenen Landschaften fördern nicht nur die Steinkäuze, sondern auch eine Vielzahl anderer Tier- und Pflanzenarten. Durch die Unterstützung von Communities und Landwirten wird ein inklusiver Ansatz im Naturschutz angestrebt.
Wissenschaftliche Beobachtungen und zukünftige Perspektiven
Die Daten, die durch das Projekt „Gemeinsam für den Steinkauz“ gesammelt werden, sind von großer Bedeutung für die Ornithologie und den Artenschutz. Die Beringung und das Monitoring der Eulen ermöglichen es den Forschern, Trends im Migrationsverhalten und Veränderungen in der Habitatnutzung zu untersuchen. Diese Informationen sind nicht nur für das Verständnis der Steinkauzpopulationen wichtig, sondern können auch auf andere bedrohte Arten übertragen werden.
Für die Zukunft sind die Fortschritte des Artenschutzprojekts hoffnungsvoll. Der Umgang mit den Herausforderungen der Biodiversität wird entscheidend sein, um langfristig stabile Vogelpopulationen zu gewährleisten. Mit der Unterstützung der Bevölkerung und durch kreative Managementstrategien kann der Lebensraum für Steinkäuze und andere bedrohte Arten gesichert werden. Die enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren ist dabei der Schlüssel zum Erfolg.